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Die herzzerreißenden Briefe von Angehörigen der Silk-Road-Drogenopfer

So drückten Eltern der verstorbenen Silkroad-Konsumenten vor Gericht ihren Schmerz aus.
Bild: US Attorney's office, SDNY

Letzten Freitag verkündete die New Yorker Richterin Katherine Forrest das Urteil im Silk-Road-Prozess. Ross Ulbricht, der 31-jährige ehemalige Betreiber des Darknet-Schwarzmarktes, erhielt eine lebenslange Haftstrafe.

Kurz vor der Anhörung hatten Angehörigen von drei Personen, die Drogen bei Silk Road gekauft hatten und angeblich daran gestorben sind, in insgesamt fünf Briefen zu begründen versucht, warum Ulbrichts Verbrechen nicht ohne Opfer waren. Diese Briefe wurden dem Gericht vorgelegt.

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In den Briefen behaupten die Familien, dass ihre Kinder ohne Silk Road noch am Leben wären. Einige baten die Richterin, Ulbricht die härteste mögliche Strafe zukommen zu lassen. Und so geschah es dann auch: Auf Ulbricht wartet ein lebenslanger Aufenthalt im Gefängnis.

In einem Brief schrieb ein Vater, er wäre so erschüttert über den Herointod seines Sohnes Bryan gewesen, dass er die Sache von Forensikern untersuchen ließ. Seiner Erzählung nach fanden diese heraus, dass der Student, der für seine sportlichen Leistungen bereits ausgezeichnet worden war, die Drogen bei Silk Road gekauft hatte. Auch die, die zu seinem Tod geführt hatten, soll er dort bekommen haben. Schon früher hätte Bryan Drogen ausprobiert, sagte der Vater, doch bevor er im Jahr 2013 auf Silk Road gestoßen war „lief in seinem Leben alles gut".

„Unsere Nachforschungen zeigten, dass Bryan im Kampf gegen seine Heroinsucht von der Mischung aus Bequemlichkeit und Anonymität überwältigt wurde", schreibt der Vater.

Die fehlenden Möglichkeiten der Nachverfolgung sowie die einfache Erreichbarkeit der Website hätten den illegalen Drogenmarkt enorm vergrößert und Ulbricht reich gemacht. Er bezeichnete die Seite als „böse" und Ulbricht als einen „Soziopathen".

Mein Mitbewohner Ross Ulbricht, der größte Darknet-Drogenhändler der Welt

Auch für die Unterstützer Ulbrichts und deren Argumentation, die Seite würde die Drogenkriminalität und die Opfer von Überdosen verringern, kritisierte er:

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„Seit Ulbricht verhaftet wurde, hat unsere Familie permanent unter den Belästigungen dieser 'Supporter' zu leiden. Das geht sogar so weit, dass sie ihn im Gerichtssaal als 'Held' bezeichnen. Sie erzählen jedem, bei Ulbrichts Verbrechen hätte es keine Opfer gegeben und die Verhandlung gegen ihn sei unnötig und unrecht", schreibt er. „Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass ihre Anschuldigungen nicht nur beleidigend, sondern auch falsch und völlig absurd sind."

Die Schwester des Opfers forderte außerdem, Ulbricht solle „die härteste Strafe erhalten, die vor dem Gesetz zulässig ist", um damit die Gründer zukünftiger Seiten abzuschrecken.

Die Briefe beinhalteten auch Statements der Mutter und Schwester von Preston Bridge, einem Teenager, der im LSD-Rausch von einem Balkon sprang und starb.

"Es scheint, als hätte ich vor dem Internet mehr Angst haben sollen."

„Ich bin absolut überzeugt, dass Preston noch leben würde, hätte er nicht die Drogen genommen, die seine Freunde bei Silk Road gekauft hatten", schreib Aimee, die Schwester des Opfers. Sie fügte hinzu, dass sie nach dem Tod ihres Bruders selbstmordgefährdet und auf Antidepressiva angewiesen sei.

In einem weiteren Brief schreibt eine Mutter von ihrem einzigen Sohn, den sie durch die Drogen verloren hat. Er habe schon seit einigen Jahren unter seiner Sucht gelitten, doch durch Silk Road habe der den Kampf verloren.

„Oft hatte ich Angst, dass plötzlich ein fremder Mann an meiner Tür klopf und nach Geld fragt, das Jake ihm seit Jahren für die Drogen schulde. Ich habe mich zeitweise wirklich um meine Sicherheit gesorgt", schrieb sie. „Doch es scheint, als hätte ich vor dem Internet noch mehr Angst haben sollen. Durch das Internet wird vieles so einfach. Mit Silk Road wurde das Kaufen und Verkaufen von Drogen auf einmal sicher. Es war eine Plattform die die Schwachen und Verletzlichen ausbeutete."

Der Brief über Bryan, der an die Richterin Katherine B. Forrest geschrieben wurde