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McAfee: Apple, gebt mir das iPhone, ich übernehme die Entschlüsselung

Der Tech-Bad Boy meldet sich mit einem Brandbrief zurück und stellt seine eigene Methode zur Beilegung des Disputs Apple vs. FBI vor. Hitler, Polen und Hillary Clinton kommen auch vor.
Bild: imago

Grandioser Plot-Twist im Drama um Apple und das FBI: Nachdem sich nun zögerlich auch Facebook und Twitter hinter Apple im Tauziehen um das gesperrte Telefon des San-Bernardino-Attentäters gestellt haben, grätscht Tech-Badboy John McAfee aus dem Abseits in die Debatte und bietet Folgendes an:

„Ich entschlüssele die Informationen auf dem iPhone kostenlos (…) binnen drei Wochen!" Statt das Telefon mit technischer Expertise knacken zu wollen, setzt der Antiviren-Milliardär auf eine andere vermeintliche Wunderwaffe: Social Engineering, ausgeführt von „den besten Hackern dieses Planeten" soll den Passcode des iPhones zutage fördern.

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Dieses Angebot unterbreitete er dem FBI in Form eines Gastbeitrags, den er unter anderem in der International Business Times und dem Business Insider lancierte. Innerhalb von drei Wochen, versprach er, würde er die Sache mit seinem Team regeln—selbstverständlich kostenlos.

Immerhin sei sein Name ja schließlich der erste in den Google-Top-Ten, der bei einer Suche nach „cybersecurity legend" auftauche—falls irgendjemand Zweifel an seiner Kompetenz hege.

My Message to the FBIhttps://t.co/g1H8x87Z7F
— John McAfee (@officialmcafee) February 18, 2016

McAfee ist selbst ein erklärter Befürworter von Verschlüsselung und sieht den Vorstoß des FBIs und der Gerichte gegenüber Apple sehr kritisch. Nach nur vier kurzen Absätzen tauchen auch Hitler, Polen und Hillary Clinton als Protagonisten seines Brandbriefs auf, damit auch dem Letzten die historische Dimension der Debatte (und irgendwie auch seines Vorschlags) klar wird. In der aktuellen Lage würden nur noch Taten statt Worte helfen: „Hätte Hitler von einer Invasion Polens abgesehen, wenn die polnischen Bürger ihn höflich gebeten hätten?"

„Ich würde meinen Schuh live vor der Kamera essen, wenn wir die Verschlüsselung auf dem San Bernardino-iPhone nicht knacken könnten."

„Wenn ihr mein Angebot annehmt, müsst ihr nicht Apple bitten, eine Backdoor in ihr Produkt einzubauen, welche der Anfang vom Ende Amerikas sein wird", lockt McAfee. Schwarze Schafe gebe es überall, schreibt McAfee und malt ein detailliertes Schreckensszenario aus: „Mehr als ein paar Millionen Dollar, ein paar schöne Frauen (oder Männer) und ein Jachtausflug in die Karibik brauchen unsere Feinde gar nicht, um Zugang zu unseren Geheimnissen zu erhalten."

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McAfee selbst ist nicht ganz so gut auf das FBI zu sprechen, denn „das FBI hat die Soldaten ausgebildet, die 2012 mein Anwesen in Belize gestürmt, meinen Hund vor meinen Augen erschossen haben und mich gefoltert haben", schreibt er in einem weiteren Facebook-Post. Nur ein weiterer Schwank aus dem Leben eines exzentrischen Software-Moguls, dessen Biografie (gespickt mit Koks, Nutten, Tattoos, Waffen, schwarzem Humor und einer beachtlichen Profilneurose) die Antithese zu jedem Nerdklischee verkörpert.

McAfee siedelte nach Belize um, nachdem seine vor nunmehr einem Vierteljahrhundert gegründete, sehr erfolgreiche Antivirus-Softwarefirma 2010 von Intel für 7,68 Milliarden Dollar gekauft wurde. Ermittler in Belize warfen ihm vor, in den Drogenhandel eingestiegen und eine Privatarmee im zentralamerikanischen Dschungel aufgebaut zu haben. Wegen Mordes an seinem Nachbar wurde McAfee ebenfalls gesucht. Bis heute liegen viele Aspekte rund um den Fall im Nebel.

Mit klugen Software-Lösungen hat sich McAfee lange nicht mehr hervorgetan. Dafür veröffentlicht er heutzutage als Nebenprojekt zu seiner US-Präsidentschaftskandidatur für die Libertäre Partei interessante Videos, wie zum Beispiel dieses:

Wieso das FBI das iPhone selbst nicht knacken kann, sei doch offensichtlich, schreibt der Tech-Enterpreneur: „Weil man da niemanden mit einem 60 Zentimeter hohen lila Iro, Riesen-Piercings und Tattoos einstellt, der auf der Arbeit Gras raucht und nicht unter einer halben Million Dollar pro Jahr verdienen will."

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Er hingegen arbeite zwar mit den besten Hackern auf diesem Planeten zusammen, „mit Talenten, die das menschliche Verständnis übersteigen". Von dieser elitären Gruppierung sei allerdings nur ein Viertel des Programmierens zugeneigt, „75% Prozent sind Social Engineers".

Unter vielen Hackern gelten die Täuschungsmanöver des Social Engineering als verpönt, weil keine besonderen Fähigkeiten im Umgang mit Computern erforderlich sind. Beispiele für Social Engineering sind Phishing-Mails, betrügerische Anrufe in der Rolle eines vermeintlichen Systemadministrators oder das Durchwühlen von Mülltonnen, um an vertrauliche Informationen wie Passwörter zu gelangen.

Unklar ist, wie man das Telefon eines bereits verstorbenen Besitzers mit Social Engineering—also dem Stellen schlauer Fragen und ein paar Taschenspielertricks—dazu bringen kann, sich spontan selbst zu entsperren. Zum Glück erklärt uns McAfee auf Facebook genauer, wie er dabei vorgehen möchte:

Unklar ist, wie ernst das Angebot tatsächlich gemeint ist. Für viele seiner Fans in sozialen Netzwerken bringt sich Außenseiter-Kandidat John McAfee jedenfalls mit seinem Vorstoß wieder ins Rennen um die Präsidentschaft.

Andere geben sich durch Erfahrungswerte mit den Antivirus-Programmen des Maestros eher weniger überzeugt: „Seine Software verpestet Windows-Systeme, bis sie nur noch faultierartig kriechen. Warum würde ihn jemand an ein gutes Apple-Produkt lassen?"

Und überhaupt: „Solltest du nicht wegen eines Mordes im Gefängnis sitzen?", erkundigt sich ein anderer unter dem aktuellsten Facebook-Post McAfees.

Egal. Präsidentschaftskandidat John McAfee gibt sich unbeirrt siegessicher: „Ich würde meinen Schuh live vor der Kamera essen, wenn wir die Verschlüsselung auf dem San Bernardino-iPhone nicht knacken könnten." Wir wünschen ihm viel Erfolg bei allen seinen weiteren Vorhaben.