FYI.

This story is over 5 years old.

Gesundheit

Du glaubst, du musst drei Mal am Tag essen?

Sollten wir wirklich drei Mal am Tag essen? Oder sollten wir auch auf unsere Ahnen und unser Bauchgefühl hören?
Hilary Pollack
Los Angeles, US

Irgendwann waren sich alle mal einig, dass man mit einem großen Glas Milch in den Tag starten soll und dass Brot die Basis unserer Ernährungspyramide bildet. Über die Jahre haben wir—trotz des jahrzehntelangen Beharrens auf diese Traditionen—realisiert, dass nicht alles, was uns unsere Mütter erzählt haben, unbedingt das Nonplusultra der Ernährungsgrundsätze war.

Ähnlich wie die Ratschläge unserer Mütter haben wir alle (zumindest im Westen), schon seit wir uns erinnern können, das drei Mal tägliche Essen zum Frühstück, zu Mittag und am Abend einfach so hingenommen. Noch maßgeblicher ist die Vorstellung, was wir zu diesen Mahlzeiten essen sollten. Eigerichte und Müsli findet man beispielsweise selten zu einer anderen Tageszeit als morgens, während Spaghetti oder Schweinsbraten vor Mittag strikt verboten zu sein scheinen. Immer mehr Experten sind aber der Meinung, dass wir uns mit dieser militanten Drei-Mahlzeiten-Ernährung keinen Gefallen tun.

Anzeige

Aber es gab eine Zeit in der Geschichte unserer Spezies—gar nicht so lange her—, als die Häufigkeit unserer Nahrungsmittelaufnahme ganz anders aussah.

Da die Paläo-Ernährung und die Slow Food-Bewegung unser Interesse über die Essgewohnheiten unserer Ahnen wiederaufleben lassen, sollten wir dort anfangen. Die meisten Ägypter in der Antike nahmen nur zwei Mahlzeiten pro Tag zu sich: morgens Brot und Bier und abends Fleisch, Gemüse und noch mehr Brot. Nur die Oberschicht aß häufiger und auf ihrem Speiseplan standen auch Wein und Milchprodukte. Die Römer tendierten auch zu nur zwei Mahlzeiten; ein kleines Frühstück zu Sonnenaufgang und ihre Hauptmahlzeit, cena, die am Nachmittag begann und bis zum Abend andauerte. Die alten Griechen hingegen aßen ganze vier Mal pro Tag und hatten sogar ein spezielles Wort für die vierte Mahlzeit: deilinon.

Erst während der Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert, als verschiedene Industrien und Arbeitsbereiche entstanden, deren Arbeiter sich alle an ähnliche, rigide Zeitpläne halten mussten, wurden drei Mahlzeiten pro Tag zur unumstrittenen Norm. Aber nur weil wir uns seit mehr als hundert Jahren dran halten, heißt das noch lange nicht, dass es irgendwelche konkreten Beweise gibt, dass dieses Verhalten ernährungstechnisch gesehen besser ist, als jedes andere.

Jahrelang sprachen alle aufgeregt davon, wie fünf oder sechs Mahlzeiten pro Tag die einzig bewährte Anzahl sei, um abzunehmen. Eine Studie aus dem letzten Jahr stellte jedoch fest, dass die Fünf-Mahlzeiten-pro-Tag-Regel nicht zur Fettverbrennung beiträgt und auch den Stoffwechsel auf keine messbare Art reguliert, obwohl es zwar starkes Überessen verhindert, indem es die Wahrscheinlichkeit von Heißhungerattacken nach längeren Pausen zwischen zwei Mahlzeiten reduziert. Nach drei Stunden ohne Nahrung sinkt nämlich der Blutzuckerspiegel und nach vier ist die letzte Mahlzeit meist vollständig verdaut. Wenn fünf Stunden zwischen zwei Mahlzeiten liegen, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass du in dich reinstopfst, was auch immer vor dir steht, anstatt bewusst und mit Zurückhaltung zu essen.

Das soll aber genauso wenig heißen, dass weniger als drei Mahlzeiten schlecht für dich sind. Eine Studie des National Institute on Aging Intramural Research Program aus dem Jahr 2007 stellte fest, dass eine einzige große Mahlzeit am frühen Abend und den Rest des Tages fasten auch gewisse Vorteile hat. Das Auslassen einer Mahlzeit, obwohl es historisch von Omas auf der ganzen Welt verpönt ist, kann die Glukoseregulation verbessern, aber nur, wenn insgesamt dadurch weniger Kalorien gegessen werden. Leichtes Fasten kann auch förderlich für die Heilung chronischer Krankheiten sein und die allgemeine Lebenserwartung erhöhen. Trotzdem wirst du wahrscheinlich mürrisch, wenn die Uhr langsam 16:30 Uhr schlägt und dein Magen immer lauter knurrt.

Hungerbedingtes Angepisst sein mal beiseite, grundsätzlich gibt es keine wissenschaftlichen Beweise, dass drei Mahlzeiten besser sind als eine oder fünf. In einem Bericht im Scandinavian Journal of Nutrition aus 2004 schrieb der Essverhaltensexperte France Bllisle: „Bisher wurde kein Unterschied im täglichen Energieverbrauch dokumentiert, der mit der täglichen Anzahl an Mahlzeit in Zusammenhang steht."

Auf Mother Jones entstand kürzlich eine Debatte, ob die Drei-Mahlzeiten-Tradition aufgrund ihrer Einführung durch europäische Siedler in Nordamerika, die gegenüber dem intuitiveren Essverhalten der Eingeborenen, die das Land schon lange vor den Europäern besiedelten, vorgezogen wurde, „anti-wissenschaftlich" oder gar „rassistisch" sei. Wenn man sich die anhaltende und scheinbar ergebnislose Debatte über die perfekte Anzahl der täglichen Mahlzeit ansieht, gibt es jedoch vermutlich wissenschaftliche Beweise, um anzufechten, dass die Drei-Mahlzeiten-Tradition „anti-wissenschaftlich" ist.

Frühstück, Mittagessen und Abendessen sind Nebenprodukte unserer Arbeitszeiten, die wir zu unserer kollektiven Uhr erhoben haben, nicht umgekehrt. Am besten ist es wahrscheinlich, auf seinen Körper zu hören und dann zu essen, wenn dein Bauch es dir sagt und insgesamt weniger Kalorien zu sich zu nehmen, wenn man abnehmen möchte.