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Politik

Geht ein Erdoğan-Unterstützer auf die Straße und bekommt eine aufs Maul

Martin Lejeune provoziert Läufer beim Halbmarathon in Berlin, bekommt auf die Fresse und heult dann rum. Sogar die Polizisten lachen ihn aus.

Screenshot aus dem YouTube-Video "Martin Lejeune KRIEGT AUF DIE FRESSE VON EINEM DENIZ YÜCEL ANHÄNGER DIREKT VOR DER POLIZEI" von Martin Lejeune

Martin Lejeune wollte mal wieder provozieren. Diesmal nervte er mit Erdoğan-Shirt und Kameramann die Läufer beim Halbmarathon in Berlin. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis er dafür kassiert.

Für alle, die ihn nicht kennen, hier ein kurzer Überblick zu Martin Lejeune – weil ihr wahrscheinlich wissen wollt, wer hier auf die Fresse bekommt und warum: Lejeune ist ein politischer Aktivist, der sich Journalist nennt. Aus Gaza schrieb er für das Neue Deutschland, Medien wie der Deutschlandfunk interviewten ihn sogar als Experten. Bis alle merkten, dass er ein geistiger Tiefflieger ist, der es mit Fakten nicht so genau nimmt, zwischendurch den Juden den Feuertod wünscht. Wenn ihr jetzt schon denkt, das sei weird – es geht noch weiter: Bei der Berlin-Wahl 2016 stand er für das Partei Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit zur Wahl. Er konvertierte zum Islam und unterstützte den salafistischen Verein Ansaar International.

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Während des Halbmarathons am Sonntag stellte sich Lejeune mit Erdoğan-Plakat an den Streckenrand. Er fordert Deutschtürken dazu auf, bei der Wahl zur Verfassungsänderung in der Türkei für "Ja" zu stimmen. (Die Änderung würde bedeuten: Der Präsident bekommt noch mehr Macht, darf alle Führungspositionen selbst besetzen und bleibt länger im Amt, fünf statt vier Jahre.)

Lejeunes Ziel an diesem Sonntag ist es, gegen Menschen mit #freedeniz-Shirts für Erdoğan und für "Menschenrechte" zu protestieren. Das ist mehr als zynisch. Deniz Yücel, Türkei-Korrespondent der Welt, sitzt seit dem 27. Februar in der Türkei in Haft – weil er seinen Job gemacht hat. Zuvor war er bereits 13 Tage in Polizeigewahrsam. Mit "Menschenrechten", von denen Lejeune spricht, hat dieses Vorgehen der türkischen Regierung gegenüber kritischen Journalisten nichts zu tun. Yücels Anwälte sind vor das türkische Verfassungsgericht gezogen. Alle Artikel, die zur Begründung der Verhaftung angeführt sind, seien von der Presse- und Meinungsfreiheit gedeckt und außerdem zum großen Teil schon verjährt, sagen sie. Es ist die letzte nationale Instanz, die ihnen bleibt.

In der Rolle des Journalisten, der für seine kritischen Positionen angegriffen wird, sähe sich Lejeune offensichtlich auch sehr gern. Zu unterscheiden allerdings: Deniz Yücel, ein Journalist, der kompromisslos über den Weg der Türkei in den Autoritarismus berichtete und deshalb im türkischen Gefängnis sitzt. Martin Lejeune, ein Typ, der den Aufdruck "#freedeniz" aus einem Shirt schneidet und verbrennt; und dann einen Typen mit #freedeniz-Shirt, der gerade einen Halbmarathon läuft, provoziert, bis er eine reinbekommt.

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"Die Polizei hat alles gesehen, das sind NAZI-METHODEN!!!", brüllt er daraufhin in die Kamera. Den Spruch hat er sich wohl von seinem Vorbild Erdoğan abgeschaut. Später redet er nur noch von "Nazi- und Stasi-Methoden" und seinen kaputten Brillengläsern. Seine Begleitung weist später im Video darauf hin, dass er zwölf Dioptrien haben soll und ohne die Brille nichts sehen würde. Das würde seine diffuse Sicht auf die Welt erklären.

Im Video ist anfangs außerdem zu sehen, wie ihm ein anderer Erdoğan-Unterstützer, der aussieht wie eine Mischung aus Bono und Heinz Strunk, ein T-Shirt gibt, auf dem steht: Millionen Kilo Eier. Lejeune präsentiert es stolz.

"Nur weil ich Erdoğan unterstütze", sagt Martin Lejeune, als er seinen Ausweis zeigen soll. "Weil du ein Idiot bist", entgegnet der Polizist. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Hier das ganze Video:

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