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Happy Birthday

Warum wir Romario immer noch verehren

Er war Ronaldos Vorbild, schoss 1000 Tore und sorgte für mindestens genauso viele Skandale. Später wurde er Politiker und bezeichnete Sepp Blatter als „Hurensohn". Wir gratulieren Romario zum 50.
Foto: Imago

Weil er wusste, dass er ein Geschenk des Fußballgottes war: „Als ich auf die Welt kam, zeigt der Große im Himmel auf mich und sagte: 'Hier, das ist mein Mann!'"

Weil er seine erste (von bislang drei) Ehefrauen im Strafraum eines Fußballplatzes heiratete und sich dabei einen Altar von Priesterlichen Helfershelfern auf den Rasen schleppen ließ.

Weil er zwischen 1988 und 1993 unglaubliche 174 Tore für den PSV Eindhoven schoss und seinen Trainer Guus Hiddink vor allem mit seiner Eiseskälte faszinierte: „Immer, wenn ich vor wichtigen Spielen nervös war, kam er zu mir und sagte: 'Trainer, take it easy. Ich mach ne Bude und wir gewinnen das Spiel.' Das Verrückte ist, dass der Kerl in acht von zehn Fällen recht behielt!"

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Weil er einst im Trikot vom FC Barcelona Manchester United so großartig versohlte, dass der knallharte Steve Bruce anschließend zu Protokoll gab: „Ich bin noch nie in meinem Leben so hart in den Arsch getreten worden."

Weil seine Mama früher bei jedem seiner Tore eine Bierflasche gegen Fernseher schmiss—und ihr Sohnemann diese Tradition weiterführte, als sein eigener Sohn Romarinho alt genug war fürs Toreschießen im bezahlten Fußball. Wenn auch mit Champagnergläsern.

Weil er 1993 nach Auseinandersetzungen mit dem Trainerteam und den Verbandsfunktionären erst im letzten Qualifikationsspiel für die WM 1994 eingesetzt wurde und in der entschiedenen Begegnung gegen Uruguay vor 100.000 Zuschauern im Maracana zwei Tore zum 2:0-Endstand erzielte. Kommentar von Trainer Carlos Alberto Parreira: „Wir können Weltmeister werden. Wenn Gott und Romario es wollen."

Weil er einst einen Werbetermin für eine Brauerei verpennte – weil er die Nacht durchgesoffen hatte. Es warteten vergeblich die Herren Rai, Bebeto und Zinho. Romarios Kommentar: »Wenn ich abends nicht ausgehe, schieße ich keine Tore!«

Weil er einfach wettbewerbsübergreifend in seiner Karriere 20 Mal Torschützenkönig wurde.

Weil er es tatsächlich schaffte, bei einem Benefizspiel 1994 auf die Schnauze zu bekommen. Ein ehemaliger Mitspieler Romarios, Mauro mit Namen, wollte den frisch gebackenen Weltmeister vor dem Gute-Laune-Kick begrüßen, wurde jedoch vom Superstar aus der Kabine geworfen. Mauro boxte Romario anschließend auf die Bretter. Der verlängerte daraufhin aus gesundheitlichen Gründen seinen Sommerurlaub—und kehrte 23 Tage später zurück zum FC Barcelona.

Weil er nach dem Ende seiner Karriere seine Drohung wahr machte und Politiker wurde. Für die Sozialisten sitzt er inzwischen im Brasilianischen Senat, leitet einen Untersuchungsausschuss, der sich um die korrupten Fußball-Funktionäre kümmert und sagt so hübsche Sachen wie: „Sepp Blatter ist ein Dieb und ein Hurensohn. Die Fifa ist im Innersten ein Kartell. Manche sind schon verhaftet, und es werden auch noch andere verhaftet. Ich bete jeden Tag, dass Blatter dazugehören wird."

Weil er 2005 Vater eines Mädchens wurde, die mit Down-Syndrom zur Welt kam, sich seitdem aktiv für Menschen mit Trisomie 21 einsetzt, und seine Ivy bei seinem Abschiedsspiel in der brasilianischen Nationalmannschaft mit einer T-Shirt-Botschaft grüßte: „Ich hab ein kleines Mädchen, das hat Down-Syndrom und ist eine Prinzessin."

Weil er sich mit nunmehr 50 Jahren noch einmal neu erfunden hat—und weiß, wem er das zu verdanken hat: „Mir wurde ein wunderbares kleines Mädchen geschenkt, das mir vor Augen geführt hat, wie dumm und arrogant ich war, ein echter Egomane."