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Wie schwedische Ultras mit muslimischen Schleiern das Gesetz austricksen

Beim Heimspiel von AIK Solna trugen mehrere Fans den Niqab, um ein neues Vermummungsverbot auszutricksen. Dazu verarschten sie auch noch einen Minister via Banner. Doch der reagierte saucool.

Seit wenigen Tagen läuft wieder die schwedische Liga (Allsvenskan) und beim ersten Heimspiel von AIK Solna gab es gleich einen Aufreger. Ultras des Stockholmer Traditionsvereins waren mit Niqabs, also muslimischen Gesichtsschleiern, in der Fan-Kurve erschienen. Und eine freche Botschaft an einen hochrangigen Politiker gab es noch obendrein.

Am ersten März dieses Jahres trat in Schweden ein Gesetz in Kraft, das jegliche Form von Vermummung bei Sportveranstaltungen untersagt. Damit will man Gewalt und Pyrotechnik in Schwedens Stadien bekämpfen. Vermummten drohen nun Strafen von bis zu einem halben Jahr Gefängnis. Doch das Gesetz hat ein Schlupfloch, und dessen haben sich die AIK-Ultras beim Spiel gegen BK Häcken bedient. Denn im Gesetzestext heißt es laut Sportbladet-Informationen: Das Verbot gilt nicht für Personen, die ihr Gesicht aus religiösen Gründen verhüllen.

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Bingo, sagten sich die Ultras, und konvertierten für 90 Minuten schnell mal zum Islam. Dazu erklärten sie auf zwei Bannern in der Friends Arena:

„AIKs Ultras meinen es gut, jetzt maskieren wir uns aus religiösen Gründen. Freiheit für Ultras ist das Ziel, danke Ygeman für das Schlupfloch".

Sweden ban the use of masks at sporting events to help identify Criminal ultras so ultras of AIK use religious freedom laws to don niqabs. pic.twitter.com/LE6paVroAo
— Matt (@Matt2146) April 4, 2017

Mit Ygeman ist der schwedische Innenminister Anders Ygeman gemeint, der das Gesetz mit auf den Weg brachte und noch im letzten Monat bei einem Radiointerview meinte, dass es aus seiner Sicht keinen triftigen Grund gebe, bei Sportveranstaltungen vermummt aufzutreten.

Als Sportbladet von Anders Ygeman wissen wollte, wie er die Aktion fand, zeigte sich der Herr Minister betont lässig. „Ehrlich gesagt fand ich das Banner ziemlich lustig. Das zeigt wohl, dass AIK-Fans ein bisschen Humor haben", wird Ygeman zitiert. Gleichzeitig glaubt er nicht, dass die Allsvenskan jetzt einen Niqab-Trend erleben werde und denkt, dass die Aktion ein einmaliger Seitenhieb in seine Richtung gewesen sei. „Und wenn nicht?", will die schwedische Tageszeitung wissen. Für diesen Fall, so Ygeman, gebe es keine klare Direktive. Wenn die Polizei einzelne Fans rausziehen sollte, wäre es Aufgabe der Gerichte, zu entscheiden, ob die Kriterien für eine Ausnahme vom Vermummungsverbot tatsächlich vorliegen würden.

Ygeman erklärte weiter, dass es im schwedischen Fußball dringlichere Probleme wie das Werfen von Feuerwerkskörpern gebe. Dass Leute Minister auf den Arm nehmen, gehöre aber nicht dazu. „Das ist doch nur Humor", betonte er abschließend noch einmal.

Mal schauen, ob er auch dann noch lacht, wenn Niqabs doch zum Standardaccessoire schwedischer Ultras werden sollten.