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Gesundheit

Gute Nachrichten: Frauen haben endlich weniger Probleme mit ihrem Körper

Laut einer neuen Studie, sind Frauen mittlerweile zufriedener mit sich selbst als früher – das heißt aber noch längst nicht, dass Schluss ist mit gestörten Körperbildern.
Photo by Danil Nevsky via Stocksy

Dass in vielen Medien und der Popkultur nach wie vor Schönheitsideale propagiert werden, die so vom Großteil der Bevölkerung kaum zu erreichen sind, ist nichts Neues. Auch im Jahr 2016 führen ebenjene Ideale dazu, dass viele, insbesondere junge Frauen massive Probleme mit ihrem Aussehen haben, die oft genug in ernstzunehmenden Essstörungen gipfeln. Trotzdem lässt sich vermelden: Ganz so erfolglos scheinen Initiativen wie die Body-Positivity-Bewegung diesbezüglich doch nicht zu sein. Laut einer neuen Studie sollen Frauen so zufrieden mit ihren Körpern sein, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

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Die Forscher der Studie haben Daten aus mehr als 250 verschiedenen Studien ausgewertet, die zwischen 1981 und 2012 durchgeführt wurden. Obwohl die Menschen in den USA immer weiter zunehmen—über zwei Drittel der Bevölkerung sind entweder übergewichtig oder fettleibig—, weisen die Untersuchungsergebnisse auch darauf hin, dass die Zufriedenheit von Frauen mit ihrem eigenen Körper im Schnitt gestiegen ist. Frauen beklagen sich zwar noch immer häufig darüber, dass sie unglücklich mit ihrem Körper sind, diese Unzufriedenheit ist aber nicht mehr so stark wie früher.

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Die ausgewerteten Daten zeigen auch, dass Frauen noch immer unzufriedener mit ihrem Körper sind als Männer—vor allem wenn es um ihr Gewicht geht. Männer hingegen sind sehr viel unzufriedener, wenn es um ihre Muskelmasse geht, diese Unsicherheit hat sich mit der Zeit aber nicht groß verändert.

Die Autoren der Studie nehmen an, dass der Rückgang der Unzufriedenheiten von Frauen mit soziokulturellen Veränderungen zusammenhängt und auch damit zu tun haben könnte, dass das Bewusstsein für die Akzeptanz des eigenen Körpers gestiegen ist. Shelly Allen, Verwaltungsleiterin und Therapeutin eines New Yorker Forschungszentrums für Essstörungen, sagt gegenüber Broadly: „Ich denke, dass sich definitiv etwas verändert hat—vor allem in den letzten Jahren. Das zunehmende Bewusstsein hat dazu geführt, dass wir sehr viel offener mit Ängsten und Unsicherheiten, die unseren Körper betreffen, umgehen, anstatt zu denken, dass wir uns dafür schämen müssten."

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Sie ist auch der Meinung, dass dieses gesteigerte Bewusstsein dabei geholfen hat, Wahrnehmungsstörungen und Essstörungen von ihrem Stigma zu befreien, sodass heutzutage viel offener darüber gesprochen werden kann. „Ich glaube, die meisten Leute denken, dass sie die Einzigen wären, die Probleme mit ihrem Körper haben oder sich unwohl fühlen—die anderen sehen immer besser oder glücklicher aus", erklärt sie. „Wenn wir darüber sprechen, hilft uns das zu realisieren, dass wir nicht allein sind und dass jeder von uns schon mal Erfahrungen mit derartigen Gefühlen gemacht hat."

Dass sich die Anspruchshaltung an den eigenen Körper verändert, könnte auch damit zu tun haben, wie sich das Bild davon ändert, was die Gesellschaft als schön begreift. „Früher wurde uns immer gesagt, wie wichtig es ist, dünn zu sein, aber das begann erst vor ein paar Jahrzehnten", sagt Allen. „Wenn man sich die vergangenen Generationen ansieht, merkt man, wie sich die Ideale verändert haben. Man könnte also auch vermuten, dass man vom dem Ziel, möglichst dünn zu sein, abgewichen ist, weil es ein neues Ideal gibt—wie ‚Stark ist das neue Dünn' oder ‚Fit ist das neue Dünn'—, aber ist das wirklich besser?"

Sie merkt auch an, dass die meisten Menschen ein negatives Körperbild haben—unabhängig von ihren Maßen. Außerdem ist sie der Meinung, dass es Selbstwahrnehmungsstörungen schon sehr viel länger gibt, als unseren krampfhaften Wunsch, dünn zu sein. „Wir beobachten diese Entwicklungen schon seit mehr als hundert Jahren, wie Dokumente und Studien belegen. Das ist der Beweis dafür, dass das Ganze nicht nur eine Reaktion auf all die Magazine oder die Medien ist. Sie sind vielleicht ein Aspekt davon, aber sie sind nicht der einzige Grund für solche Probleme."

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„Wobei man sagen muss", sagt Allen weiter, „dass das Thema durch die Medien zumindest offen diskutiert wird, anstatt solche Dinge nur hinter verschlossener Tür mit seinem Arzt zu besprechen. Wir können darüber diskutieren. Durch ein offenes Gespräch begegnet man solchen Arten von Problemen am einfachsten."

„Wir sollten uns mit unserer Selbstwahrnehmung auseinandersetzen und herausfinden, woher diese negativen Gedanken über unseren Körper kommen. Wir haben noch immer ein großes Problem. Dabei geht es aber nicht um unseren Körper oder unsere Selbstwahrnehmung. Es geht darum herauszufinden, woher diese negativen Vorstellungen kommen: Wann haben wir beschlossen, dass ein Körper besser ist als der andere?"


Foto: Julian Jagtenberg | pexels | CC0