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Hangover-News, 12. Dezember 2016

Eine radikale Kurdengruppe bekennt sich zu den Anschlägen in Istanbul, Bob Dylan schwänzt die Nobelpreis-Verleihung und in Siegburg ermittelt der Staatsschutz auf einem Weihnachtsmarkt.

Radikale Kurdengruppe bekennt sich zu den Anschlägen in Istanbul

Bei zwei Bombenanschlägen sind am Samstagabend mindestens 39 Menschen in Istanbul getötet worden, mehr als 155 Menschen wurden verletzt. Unter den Toten sind 30 Polizisten. Jetzt liegt ein Bekennerschreiben der Freiheitsfalken Kurdistans, kurz Tak, vor. Sie erklärten auf ihrer Website, die beiden Anschläge in der Nähe des Fußballstadions von Besiktas seien zur gleichen Zeit ausgeführt worden. Dabei seien zwei ihrer Anhänger getötet worden.

Laut Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus sind bei dem Autobombenanschlag auf einen Polizeibus 300 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden. Innenminister Soylu erklärte, der Selbstmordattentäter, der sich knapp eine Minute nach der ersten Explosion in die Luft gesprengt hat, habe seine Sprengstoffweste gezündet, nachdem er von Polizisten am Stadion angrenzenden Macka-Park gestoppt worden war.

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Nach eigenen Angaben hat die Tak mit den Anschlägen auf die Gefangenschaft des PKK-Anführers Abdullah Öcalan und die türkischen Militäroperationen vor allem im Südosten des Landes aufmerksam machen wollen. Solange diese anhielten, solle "niemand erwarten, ein geruhsames Leben in der Türkei führen zu können".

Die Tak gilt als radikale Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Experten sind sich aber uneinig, wie weit die Tak mit der PKK verbunden ist. Im vergangenen Jahr bekannte sich die Tak wiederholt zu Anschlägen auf Sicherheitskräfte und Behörden in der Türkei. Seit dem Ende eines zweijährigen Waffenstillstands im Sommer 2015 liefern sich die PKK und türkische Sicherheitskräfte erneut erbitterte Kämpfe.

Bob Dylan schwänzt die Nobelpreis-Verleihung und Vertretung Patti Smith hat einen Aussetzer

Patti Smith bei der Nobelpreis-Verleihung in Stockholm | Foto: imago | Kyodo News

US-Musiker Bob Dylan konnte (oder wollte wohlmöglich) nicht an der Nobelpreis-Verleihung am vergangenen Samstag teilnehmen. Er schickte seine Rockkollegin Patti Smith als Vertreterin nach Stockholm. Bei der Feier versagte Smiths Stimme—und das ausgerechnet beim Covern von Dylans Protestsong A Hard Rain's A-Gonna Fall. "Es tut mir leid, ich bin so nervös", erklärte die 69-jährige Ikone daraufhin. Für so viel Ehrlichkeit gab es lauten Applaus im Festsaal. Auch Rockstars bekommen mal Lampenfieber.

Smith war an diesem Abend aber nicht die einzige Vertretung des Musikers. Die US-Botschafterin Azita Raji trug stellvertretend die von Dylan vorbereitete Dankesrede vor: "Es tut mir leid, dass ich nicht persönlich bei euch sein kann, aber wisst, dass ich auf jeden Fall im Geiste bei euch bin und mich geehrt fühle, so einen prestigeträchtigen Preis zu bekommen".

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Dylan ist in der 115-jährigen Geschichte des Nobelpreises der erste Musiker, der im Bereich Literatur ausgezeichnet wurde. Er habe sich nie erträumt, je einen Literaturnobelpreis zu bekommen. "Wenn mir jemals jemand gesagt hätte, dass ich auch nur die geringste Chance hätte, den Nobelpreis zu gewinnen, hätte ich gedacht, dass die Wahrscheinlichkeit etwa so groß wäre wie die, auf dem Mond zu stehen", so der US-Musiker.

Staatsschutz ermittelt auf Siegburger Weihnachtsmarkt

So groß wie die Vorfreude auf Weihnachten ist auch der Frust beim Weihnachtsshopping. Weil Weihnachten heutzutage mehr mit Kapitalismus als mit Nächstenliebe zu tun hat, steht manch einer jedes Jahr vor dem selben Problem: Was schenke ich bloß meinen Liebsten? Weihnachtsmärkte können bei der Lösung dieses Problems hilfreich sein und die nötige Inspiration bieten. Auf einem Kölner Weihnachtsmarkt sorgte ein Berliner Künstler mit seiner Geschenkidee—einem Penis-Memory—bereits für Schlagzeilen. Jetzt sind aber alle Blicke nach Siegburg gerichtet, denn hier ermittelt jetzt der Staatsschutz auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt.

Einer Schmuckhändlerin wird vorgeworfen, an ihrem Stand Schmuck mit verfassungswidrigen Symbolen zu verkaufen. Es handele sich dabei um Ringe, auf denen Hakenkreuze gespiegelt eingraviert seien. Polizisten beschlagnahmten den Schmuck und baten die 45-Jährige zum Gespräch auf die Wache. Beim Ankauf der Ringe bei einem chinesischen Händler habe sich die Frau nichts Böses gedacht: "Ich habe die Zeichen als Glückssymbole gesehen und sie auch mit diesem Hintergedanken verkauft." Die Schmuckhändlerin weist jede Verbindung zur rechten Szene zurück. Eine gerichtliche Anhörung ist für nächste Woche angesetzt.

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IS marschiert erneut in Palmyra ein

Palmyra | Foto: imago | ITAR-TASS

Kämpfer der Terrormiliz "Islamischer Staat" sind am Samstag erneut in die syrische Wüstenstadt Palmyra einmarschiert. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte hätten sie den Nordwesten der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht, während sie sich im Zentrum Kämpfe mit der syrischen Armee lieferten. Rund 30 syrische Soldaten wurden bei den Gefechten getötet.

Die Islamisten hatten die circa 120 Kilometer östlich von Damaskus gelegene Stadt bereits im Mai 2015 erobert und kurz darauf die weltberühmten Ruinen der antiken Oasen-Stadt zerstört. Erst im März dieses Jahres war es der syrischen Armee mit russischer Luftunterstützung gelungen, die Terrormiliz aus Palmyra zu vertreiben.

In den USA soll ein Todeskandidat qualvoll hingerichtet worden sein

Im US-Bundesstaat Alabama soll ein Todeskandidat bei seiner Hinrichtung fast eine Viertelstunde um Luft gerungen haben—ein Fall, der die Debatte über die Todesstrafe in den USA erneut anfachen könnte. Augenzeugen berichteten, der 45-jährige Ronald B. Smith habe während seiner Hinrichtung qualvoll gehustet und gezuckt. Smith wurde wegen Mordes an einem Supermartkangestellten zum Tode verurteilt und durch eine Giftspritze hingerichtet.

Zurzeit greifen die US-Behörden auf kaum erprobte Giftmischungen zurück, weil sich europäische Pharmakonzerne weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital weiter zu liefern. Die Hersteller wollen so verhindern, dass das Betäubungsmittel bei Hinrichtungen eingesetzt wird.

In mehreren Bundesstaaten klagten bereits Verurteilte gegen den Einsatz der neuen, kaum erprobten Giftmischungen. In Alabama setzen die Behörden das Beruhigungsmittel Midazolam ein, damit Todeskandidaten in den Schlaf fallen. So auch im Fall von Ronald Smith. Laut Kritikern bewirke das Mittel aber keine ausreichend tiefe Bewusstlosigkeit. Eine Autopsie solle nun klären, ob es bei der Hinrichtung von Smith zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei, so ein Sprecher der Strafvollzugsbehörden von Alabama.

Laut eines Berichts von Amnesty International wurden im vergangenen Jahr in sechs US-Bundesstaaten 27 Männer und eine Frau hingerichtet. Weltweit wurden im Jahr 2015 insgesamt mindestens 1.634 Todesstrafen in 25 Staaten vollstreckt. Im Vergleich zum Jahr davor hat sich die Zahl verdoppelt.