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Euro 2016

EM-Vorschau: Gruppe C—die höchst schmiegsame Gruppe

Kann die angeschlagene deutsche Defensive Lewandowski ausschalten? Bekommt Ukraine den Dynamo eingeschaltet oder geht das Nordirland-Märchen auch in Frankreich weiter?
Just look at that polo neck! // EPA Images/Etienne Laurent

In Gruppe C der Europameisterschaft 2016 trifft Deutschland auf Polen. Dazu gesellen sich die vermeintlichen Underdogs Ukraine und Nordirland. Wer macht das Rennen um die zwei (bzw. drei) ersten Plätze? Wir haben für euch die Stirnen in Falten gelegt. Hier unsere Vorschau:

DEUTSCHLAND

Wie haben sie sich qualifiziert? Alles andere als souverän. Aber nach einem peinlichen Stotterstart hat „Die Mannschaft" noch die Kurve gekriegt und wurde am Ende sogar noch Gruppensieger vor den Polen.

Bekannte Namen: Naja, diesen Abschnitt sollten wir uns bei der deutschen Mannschaft sparen können. Man könnte höchstens sagen, wer nicht ganz so bekannt ist: Also, an alle pünktlich zu Großturnieren auftauchenden U-Boot-Fans: Joshua Kimmich und Julian Weigl haben gerade erst ihre allererste Bundesligasaison abgeschlossen, aber dabei so sehr überzeugt, dass der Jogi sie gleich zur EM berufen hat.

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Wird es auch bei der EM wieder müllern? Foto: EPA Images/Federico Gambarini

Der Trainer: Auch über Jogi Löw müssen wir nicht wirklich ein Wort verlieren. Die einzige Frage, die vor der EM offen bleibt: Mit welchen modischen Finessen (lies: Schals) wird er uns dieses Mal überraschen?

*Ausblick:* Auch wenn die meisten Medien Frankreich als Titelfavoriten handeln, sollte man auch Deutschland unbedingt auf dem Zettel haben. Im Tor steht der beste Keeper der Welt, das Mittelfeld ist qualitativ—auch in der Tiefe—kaum zu toppen und wenn der Gomez so trifft wie zuletzt in der Türkei, dann könnte es tatsächlich mit dem ersten EM-Titel seit 1996 klappen. Was dagegen spricht: die Abwehr. Hummels äußerst fraglich, Rüdiger schwer verletzt und schon abgereist, Kimmich und Hector unerfahren. Bleiben Höwedes und Boateng als wichtigste Anker. Nur, dass beide fast die gesamte Rückrunde verpasst haben. Vor- oder Nachteil? Dennoch: Alles andere als ein Halbfinaleinzug wäre nicht nur eine Überraschung, sondern auch eine Enttäuschung.

NORDIRLAND

Wie haben sie sich qualifiziert? Indem sie sich gegen Mannschaften wie Rumänien, Ungarn, Finnland und Griechenland (auch wenn die ein Totalausfall waren) durchsetzen konnten. Platz eins in Gruppe F bedeutete die erste EM-Qualifikation in der Geschichte Nordirlands.

Der Erfolgstrainer der Nordiren kurz vor dem Abheben. Foto: EPA Images/Andrew Paton

Bekannte Namen: Am ehesten kennt man noch die früheren Manchester-United-Spieler Roy Carroll und Jonny Evans. Auch Paddy McNair spielt bei United, wenn auch mit geringen Einsatzzeiten. Dann wäre da noch Steven Davis, der Stammspieler bei Southampton ist und jahrelang bei den Rangers gespielt hat. Und nicht zu vergessen natürlich Will Grigg vom Drittligisten Wigan Athletic, dem die Fans eine eigene Hymne gedichtet haben, die in den letzten Tagen viral gegangen ist.

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„Will Grigg's on Fire"—die Geschichte des besten Fansongs der EM

*Der Trainer:* Michael O'Neill, Trainer der Nordiren, darf bitte nicht verwechselt werden mit Martin O'Neill, dem Trainer der Iren. Michael (nicht Martin!) ist seit rund fünf Jahren Nationaltrainer, hatte einen schwierigen Start, aber führte sein Team jetzt sensationell zur EM nach Frankreich.

Michael, nicht Martin, O'Neill. Foto: EPA Images

Ausblick: Ohne Nordirland zu nahe treten zu wollen, wäre es doch eine große Überraschung, wenn sie nicht auf dem vierten und damit letzten Platz landen würden. Andererseits haben sie uns schon mit dem Gruppensieg überrascht. Warum also nicht auch eine Überraschung in Frankreich? Am ehesten könnten sie noch gegen die Ukraine einen Dreier landen und/oder den Polen einen Punkt abknöpfen.

POLEN

Wie haben sie sich qualifiziert? Überraschend souverän. Unter anderem konnten die Polen sogar die deutsche Nationalmannschaft mit 2:0 besiegen. Am Ende lag man gerade mal einen Punkt hinter den Deutschen und vier Punkte vor den drittplatzierten Iren.

Bekannte Namen: Polens Hoffnung auf ein erfolgreiches Turnier liegt vor allem auf den breiten Schultern des Bayern-Knipsers Robert Lewandowski. Ebenfalls bekannt sind Roma-Keeper Wojciech Szczęsny und natürlich Łukasz Piszczek von Borussia Dortmund. Und als fleißige Bundesliga-Gucker erinnern wir uns auch noch an Sławomir Peszko (früher Köln) und erst recht an Jakub „Kuba" Błaszczykowski (früher Dortmund). Ebenfalls einen Namen hat sich Arkadiusz Milik gemacht: Nach den Bundesligastationen Leverkusen und Augsburg wechselte der Stürmer vor der letzten Saison zu Ajax Amsterdam und schoss mit nur 22 Jahren 21 Ligatore.

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Kein Druck, Robert, aber die Hoffnungen einer ganzen Mannschaft ruhen auf deinen Schultern. Foto: EPA Images

Der Trainer: Der 58-jährige Adam Nawałka sieht ein bisschen so aus wie ein grimmiger Uniprofessor, der nicht akzeptieren kann, dass die Postmoderne vorbei ist. Er ist seit drei Jahren Trainer der polnischen Nationalmannschaft und hat bisher seine Sache mehr als gut gemacht.

Ausblick: Polen hat der deutschen Mannschaft beim 2:0-Sieg beeindruckend die Grenzen aufgezeigt. Jogis Jungs, obwohl favorisiert, werden also mit reichlich Respekt ins Polen-Spiel gehen. Doch entscheidend für Nawałkas Mannschaft wird am Ende das Spiel gegen die Ukraine sein. Die beiden Mannschaften sind ungefähr gleich stark einzuschätzen, mit leichten Vorteilen für Polen. Wer dort gewinnt, hat Platz zwei fast schon sicher.

Adam Nawalka be like: „Was soll das heißen, Jacques Derrida ist nicht mehr cool?!" Foto: EPA Images

UKRAINE

Wie haben sie sich qualifiziert? Mit Ach und Krach. In ihrer Gruppe wurden sie hinter Spanien und der Slowakei nur Dritter, haben sich am Ende aber gegen Slowenien in den Playoffs durchsetzen können.

Bekannte Namen: Der Kader besteht fast vollständig aus No-Name-Spielern. Ausgenommen Evgen Konoplyanka (FC Sevilla) und Andriy Yarmolenko (Dynamo Kiew), die das Prunkstück im offensiven Mittelfeld der Ukraine bilden. Außerdem bekannt ist der mittlerweile schon 37 Jahre alt Anatoliy Tymoshchuk. Der ist offiziell zwar immer noch Kapitän, wird aber während der EM vor allem Sitzfleischpraxis auf der Auswechselbank sammeln

Ob die Ukrainer bei der EM auch zu jubeln haben werden? Foto: EPA Images/Roman Pilipey

*Der Trainer:* Michail Fomenko ist ein 67-jähriger Ex-Profi, der mit Dynamo Kiew dreimal die sowjetische Meisterschaft gewinnen konnte, aber dessen letzten drei Trainerstationen verdächtig nach Europa-League-Vorhölle klingen: FK Saljut Belgorod, Tawrija Simferopol und Metalurh Saporischschja (nur dass Fomenkos letzter Verein, Belgorod, ein Drittligist war). Seit 2012 ist er jetzt aber Trainer der ukrainischen Nationalmannschaft.

Ausblick: Gegen die deutsche Mannschaft klarer Außenseiter, gegen die Nordiren Favorit. Ansonsten: siehe Polen.

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