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5 Dinge, die wir von der ‘Bachelorette’ über Männer lernen können

Die Bachelorette. Ein Format wie ein klassischer Tag auf Twitter: Eine Frau sagt etwas und plötzlich hängen ihr ein Dutzend Typen am Arsch, die es besser wissen – oder zumindest unbedingt ihre eigene Perspektive miteinbringen möchten. Aktuell sucht Ex-Bachelor-Kandidatin Nadine Klein unter 20 Männern nach der großen Liebe. Und die sind schon deshalb überdurchschnittlich enttäuschend, weil 50 Prozent von ihnen nur durch die Langweiligkeit ihres einen Distinktionsmerkmals (raucht, ist “witzig”, sieht noch schmieriger aus als die anderen) voneinander unterschieden werden können. Etwas Gutes hat es dann aber doch, dass sich die 32-jährige Bachelorette mit Alkohol in Griffweite einmal quer durch die Small-Talk-Hölle quälen muss: So können wir von der Couch aus wahnsinnig viel über Männer lernen.

1. Männer sind Meister darin, sich selbst zu belügen

Die Männlichkeit befindet sich in der Krise. Das hat zumindest die Zeit vor ein paar Wochen auf ihrer Titelseite verkündet. Auch bei der Bachelorette sehen sich größtenteils weiße, mutmaßlich heterosexuelle Männer Extremsituationen ausgesetzt. Statt Feminismus, Frauen oder gesellschaftliche Minderheiten für das selbstverschuldete Scheitern verantwortlich zu machen, wählen sie einen anderen Weg: Sie erschaffen sich eine Parallelwelt, in der jeder sie liebt und alles genauso läuft, wie sie es wünschen.

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Einer der schönsten Momente in der ersten Folge war es, als Paul-Janke-Verschnitt Jan und Schmalzlocke Kevin schmallippig dabei zusahen, wie die Konkurrenz Nadine um den Finger wickelte. Statt einzugreifen, versicherten sie sich lieber hektisch, dass es “Unsicherheit” ausstrahlen würde, “wenn man da jetzt hingeht”, sie im echten Leben sowieso ständig in der Disko angesprochen werden würden, und halt einfach gemeinsam in den Urlaub fliegen und dort Frauen aufreißen, wenn es für sie später keine Rose geben sollte.

In Folge 2 war es Dennis, der sein Einzeldate derart spektakulär in den Sand setzte, dass er sich offenkundig nicht anders zu helfen wusste: Er konnte seinen Konkurrenten nicht erzählen, dass er und Nadine sich absolut nichts zu sagen hatten und peinlich berührt anschwiegen – also musste er sich eine Situation ausdenken, die ihn nicht wie den langweiligsten Menschen aller Zeiten wirken lässt. “Völlig mit offenen Karten gespielt” habe er bei dem gemeinsamen Essen, erzählte er anschließend den gespannt lauschenden Kandidaten. Er und die Bachelorette seien auf einer Wellenlänge gewesen und hätten sehr viel gelacht. Klar, Dennis. Deswegen hat Nadine eurer Einzeldate auch vorzeitig abgebrochen. Sie hatte einfach zu viel Spaß.


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2. Männer haben keine Angst vor Plattitüden

Früher gab es in Teenie-Magazinen regelmäßig Artikel, in denen vermeintlich erfolgsversprechende Anmachsprüche gelistet werden. Die Meisten von uns dürften die Tipps damals verschlungen, anschließend aber nie angewendet und irgendwann auch vergessen haben. Alle anderen gucken Pick-up-Videos auf YouTube und verstehen nicht, warum sie immer noch kein sexsüchtiges Supermodel an ihrer Seite haben.

Einhorn-Enthusiast Sascha gehört zu zweiter Kategorie und nutzte sein erstes Aufeinandertreffen mit der Bachelorette direkt dazu, ihr einen Spruch zu drücken, der selbst Mann.TV zu peinlich gewesen wäre: “Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick, oder soll ich nochmal aus dem Auto aussteigen?” Konkurrent Eddy darf über sich selbst verkünden, dass er ein Typ sei, “der sich nimmt, was er will”. Was nicht nur eines der dümmlichsten Männlichkeitsklischees ist, die es überhaupt nur gibt, sondern in Zeiten von #MeToo ein durchaus … interessantes Statement ist. Der Steuerfachangestellte Stefan hingegen bewies schon in seinem Vorstellungsvideo, dass er keine Angst davor hat, ausgelutschte Catch-Phrases zu recyclen, und begrüßte das leidgeprüfte RTL-Publikum mit einem fröhlichen: “I bims!”

Wie es klingt, wenn sich einer der Kandidaten sprachlich ganz bewusst auf Wege begibt, die noch nicht von betrunkenen Trash-TV-Persönlichkeiten in keimigen Flip-Flops breitgetrampelt wurden, beweist Eddy dann aber auch direkt wieder selbst. In der ersten Folge erklärte der Tänzer über sich selbst: “Holy Makkaroni! Also der Typ ist echt freshmatic unterwegs.” Dann doch lieber “I bims”-Stefan. Oder Single für immer.

Nadine und Filip bei ihrem ersten Einzeldate

3. Männer haben unglaubliche Angst vor Frauen

Bei aller Realitätsflucht wird eines in der aktuellen Bachelorette-Staffel immer deutlicher: Die Teilnehmer sind wahnsinnig unsicher. Egal wie viel Raki getrunken oder mit eingezogenem Bauch und angespannter Oberkörpermuskulatur am Pool entlanggewatschelt wird – befindet sich Nadine in Hör- und Sichtweite, ist von den selbsternannten Frauenhelden nicht mehr so richtig viel übrig.

Filip ist bei seinem ersten Einzeldate so offensichtlich aufgeregt, dass es beinahe süß wäre. Würde er nicht anschließend in abgeschmacktester Pick-up-Artist-Manier erklären, wie man “distanzierten” Frauen unauffällig näherkommt. In der Realität bedeutet das: unsichere Halbumarmungen. “Für 24 bin ich schon recht frühreif”, sagt er anschließend und nimmt nervös tiefe Schlucke aus seinem Sektglas, während die deutlich ältere Bachelorette ihn abschätzig mustert. Näher kommen er und seine Herzensdame sich auf dem Boot, das RTL für diesen Anlass gemietet hat, nicht.

Andi demontiert sich in wenigen Minuten Zweisamkeit beim Gruppendate derweil so nachhaltig, dass man ihm zum Abschied bei der Nacht der Rosen eigentlich gerne die Nummer der Telefonseelsorge in die schwitzigen Händchen drücken möchte. Ob es ihr peinlich wäre, mit ihm gesehen zu werden, will der ehemalige Stripper von der Bachelorette wissen. Anschließend erklärt er, sich ohne rasierte Beine und Arme nicht ins Schwimmbad zu trauen.

Die Kandidaten scheinen beinahe schockiert, wie selbstbewusst die Bachelorette auftritt und wie wohl sie sich in ihrer Rolle als Dirigentin der Herzen fühlt. Frauen, die nicht unsicher kichernd darauf warten, dass ihnen jemand was Nettes sagt? Sind wir hier wirklich noch im deutschen Privatfernsehen?

… und haben (4.) trotzdem eine sehr genaue Vorstellung davon, was “Frausein” bedeutet

Gerade dass Nadine sich nicht zum Spielball fragiler Männer-Egos macht, scheint die Herren der Schöpfung nachhaltig zu irritieren. Was also tun, um sich wieder in sicheres Terrain zu bewegen? Klar, Geschlechterklischees auspacken, die man noch aus der Bravo kennt. Frauen sind süß, Frauen wollen erobert werden, vor allem aber sind Frauen das komplette Gegenteil von Männern. Und wenn Männer stark, direkt und unkompliziert sind, muss das bedeuten, dass es sich bei Frauen um schwer zu durchschauende Mimosen handelt, die in Beziehungen von Natur aus die devote Position einzunehmen haben.

Die Bachelorette hört Kandidat Maxim dabei zu, wie er sich schreckliche Komplimente ausdenkt (“Du bist ein schönes Buch!”)

“Ich würde es niemals so weit kommen lassen, dass eine Frau mich dominiert. Wenn eine Frau dir sagt, wo es langgeht, dann hast du verloren”, erklärt Frauenversteher Filip, der sich im Einzeldate nicht einmal dazu in der Lage sah, der Unterhaltung irgendeine Art von Richtung vorzugeben. “Ich weiß, was Frauen möchten: Sie wollen einen richtigen Mann. Und der bin ich!”

Kandidat Manuel hatte in der ersten Folge noch darüber sinniert, dass Ober- und Unterlippe der Bachelorette in keinem idealen Größenverhältnis ständen. In der Nacht der Rosen fiel er dann zusammen mit seinen Konkurrenten aus allen Wolken, als Nadine sich eine Bierflasche und kein Weinglas schnappte. Die Frau, das unbekannte Wesen. Und doch bei Weitem nicht das Einzige, was die diesjährigen Bachelorette-Kandidaten heillos zu überfordern scheint.

5. Männer verstehen das Konzept der ‘Bachelorette’ nicht

Eigentlich sind die Regeln des RTL’schen Flirtzirkus recht übersichtlich. Mehrere Personen kämpfen um das Herz einer oder eines Auserwählten, versuchen, sich in Einzeldates als faszinierend mysteriöse Hauptgewinne zu verkaufen, und wenn alles gut läuft, gibt es besoffen Heavy Petting am Strand, bis die Kamera endlich wegschwenkt. Es gibt also ganz offensichtlich ein Machtgefälle zwischen Bachelorette und den Kandidaten. Sie muss sich nicht permanent von ihrer bestmöglichen Seite präsentieren oder so tun, als fände sie es wahnsinnig spannend, dass ihr Gesprächspartner nicht das Haus verlässt, ohne sich vorher die Beine und Arme rasiert zu haben. Sie verteilt die Rosen.

Trotzdem scheinen gleich mehrere der aktuellen Bachelorette-Teilnehmer etwas brüskiert zu sein, dass nicht sie es sind, die umworben werden. Filip, der erste Kandidat, der auf ein Einzeldate darf, verkündete bereits leicht genervt, dass von Nadine bisher nicht so richtig viel komme. Manuel, der gruseligste Mediziner seit Dr. Jekyll, nimmt sich seine Herzdame in der Nacht der Rosen beiseite und erklärt der irritiert wirkenden Bachelorette: “Ich habe mir das ganz anders vorgestellt. Von dir habe ich ehrlich gesagt wenig Resonanz bekommen.” Je nachdem, wie sie sich am Abend zeige, würde er entscheiden, ob er bleibt oder abreist, erklärt er. In die Kamera verkündet er abschließend mit seinem schönsten Serienmörder-Lächeln: “Ich gebe ihr nochmal eine Chance.”

Wenig später muss er feststellen, dass es – zumindest in diesem Format – nicht die Person mit der straffgespanntesten Gesichtshaut ist, die die Entscheidungen trifft. Er wird, zusammen mit Ex-Stripper Andi und Discounter-Paul-Janke Jan, ohne Schnittblume nach Hause geschickt. Möglicherweise war Die Bachelorette aber auch einfach nicht das richtige Format für Manuel. Sondern das Einzige, das ihn überhaupt wollte. Schließlich verkündete schon Kandidat Sascha vor seinem Rauswurf in der ersten Folge: “Ich hatte mich eigentlich beworben für den Bachelor. Und da habe ich keine Antwort bekommen.”

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