Das Reinheitsgebot wird gern als eines der weltweit ältesten Lebensmittelgesetze bezeichnet: Demnach darf Bier nur mit Wasser, Hopfen und Gerstenmalz gebraut werden, ansonsten ist es kein echtes Bier—zumindest hierzulande.
Mit dem Aufkommen der Massenproduktion und agrochemischer Produkte wie Dünger oder Pflanzenschutzmittel sind aber auch in Deutschland ab und zu andere Zutaten im Bier gelandet. Dennoch wird selten Bier mit anderen Dingen als den oben erwähnten Ingredienzen gebraut.
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Mittlerweile feiert das Reinheitsgebot seinen 500. Geburtstag und einige Craft-Beer-Brauer nutzen die Chance, um ein bisschen vom altbewährten Gesetz abzuweichen—und trotzdem stolz die Reinheit ihres Bieres zu betonen.
Dazu gehört auch Tilman Ludwig: Er braut unter anderem Ales mit Ingwer, Zitronenverbene; Pfefferminze und Basilikum. Ein ganz subtiles „Fick dich, altes Reinheitsgebot”.
„Wahrscheinlich werde ich es nicht verkaufen dürfen, aber ich will damit vor allem ein Zeichen setzen”, so Tilman Ludwig gegenüber Bloomberg. „Für mich ist das Reinheitsgebot kein Feind. Ich bin einfach nur für mehr Vielfalt und mehr Offenheit. Der Kunde soll entscheiden, ob ein Bier gut oder schlecht ist, und nicht irgendeine Behörde.”
Ludwig ist nicht der einzige Brauer, der sich durch das Reinheitsgebot eingeengt fühlt. „Das Reinheitsgebot ist kein Vorteil, sondern eine Beschränkung, die abgeschafft werden sollte”, meint Sebastian Sauer, der eine Brauerei in der Nähe von Köln betreibt, gegenüber Bloomberg. „Natürlich kann man auch mit dem Biergesetz verschiedene Kombinationen ausprobieren, aber die sind oft so ähnlich, dass man den Unterschied nicht herausschmecken kann. Warum soll man sich also beschränken? Das Bier wird nicht schlechter, wenn man natürliche Gewürze oder Früchte hinzugibt.”
Der Craft-Beer-Markt in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen, Craft Beer hat aber immer noch einen Marktanteil von nur etwa einem Prozent. Da ist es schwer vorzustellen, dass diese Bier-Rebellen tatsächlich etwas gegen die Macht des Reinheitsgebots in der Bierindustrie aussetzen können.