Foto: Linus VolkmannVon „Ohrgasmus" über „Silberling" zum „Rocken des Clubs" – Sprache kann echt wehtun. Gerade wenn Bands abseits ihrer Songtexte zum Stift greifen, ist mindestens Vorsicht geboten. Die populärsten Entgleisungen aus der Welt der Musiker-Eigenpromo hat Linus Volkmann hier mal zum ultimativen Floskel-Unfall aufgeschichtet.Am Anfang steht das Wort. Das gilt nicht nur für die Schöpfungsgeschichte, sondern bezeichnet auch ein großes Dilemma vieler Bands. Denn bevor man sich mit ihrer Musik beschäftigt, liest man ja oftmals schon von ihnen. Gemeint sind dabei ihre Kurzbeschreibungen auf Soundcloud, das von der kleinen Schwester verfasste Porträt auf der eigenen Webseite beziehungsweise bei Facebook, außerdem kursieren von vielen Musikern selbst angefertigte Infozettel zu ihren Veröffentlichungen. All diese Formate eint der Wunsch, Musik und Band in ein gutes Licht zu stellen. Doch allzu oft wird sich dabei aus einer onkeligen Sprachmüllhalde bedient, die klingt, als sei Günther Jauch plötzlich ehrenamtlicher Musikjournalist geworden.
1. "Melden sich zurück"
2. "Vielleicht ihr persönlichstes Album"
3. "Erfinden sich neu"
4. "Bekennen sich zu ihren alten Wurzeln"
5. "Bitte laut anhören!"
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Dennoch bleibt dieser flüchtige Augenblick im Gedächtnis – und soll wieder hervorgerufen werden, wenn im Info-Zettel oder auf der eigene Webseite steht: „Unbedingt laut hören". Es handelt sich hierbei also streng genommen nicht um eine Aufforderung sondern um ein Flehen.Dabei wirkt ein „Bitte laut hören!" im Musikinfo ähnlich, als würde man bei einem Restaurant in die Speisekarte schreiben: „Bitte sehr hungrig kommen!"Nimm den Holzlöffel aus dem Kessel und halt bloß das Maul, Gundel Gaukeley. Glaubt dir doch eh keiner.„Das neue Postbank-Girokonto für fetzige Youngsters rockt!" Wer bei so einer Ansprache statt Mitleid tatsächlich Neugier in sich aufsteigen spürt, der kann das Verb „rocken" ja weiterhin auch auf Bands anwenden. Für den weniger minderbemittelten Leser erfüllt das „Rocken" allerdings nicht weniger als die Funktion eines grell blinkenden Warnschilds auf dem steht: „Vorsicht Trottel-Mucke!"PS: Reizvoll wäre diese Floskel höchstens in ihrem Gegenteil. Also „XY beruhigen das Haus", da würde man drüber stolpern. Wer diesen Satz für seine Band haben will, er sei ihm geschenkt! Tendenziell natürlich lieber an Death-Metal-Acts denn an Chill-Out-Artists.Jaja, ein Silberling für den Schreiberling. Da haben sich ja gleich zwei Begriffe gefunden, die so widerlich sind, dass sie das Institut für Sprache noch nicht mal auf die Liste fürs Unwort des Jahres aufstellen würde. Und zwar vor Ekel.Außerdem Silberling … Was soll das sein? Natürlich eine CD, aber hey… CD? 2002 hat angerufen, sie wollen ihren Plastikschrott zurück. Wer heutzutage als Newcomer noch CDs presst, kann hinten sogar das Logo von der Sparkasse und der örtlichen Fahrschule draufdrucken. Das ist stylemäßig dann auch schon wieder egal. I don't care anymore!
6. "Bringen die Tanzflure zum Kochen"
7. "Rocken das Haus / den Club"
8. "Der neue Silberling ist da!"
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