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Kreml verbietet Memes: Diese ironischen Putin-Bildchen sind in Russland Barely Legal

All Your Memes Are Belong to Me.

Achtung, liebe russische Stammleserschaft; bitte fahrt nun den Torbrowser hoch oder startet das VPN: Die folgenden Bilder könnten in Russland ab sofort nämlich illegal sein, und da es sowieso schon zunehmend schwierig geworden ist, sich in Russland nicht strafbar zu machen (zumindest, wenn man Kontakte ins Ausland hat, schwul ist, für eine NGO arbeitet oder Menschen kennt, auf die erstgenanntes zutrifft), möchten wir euch nicht in unwegsames rechtliches Brackwasser befördern.

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Am vergangenen Mittwoch haben die russischen Zensoren entschieden, dass eine der beliebtesten Formen des Internetmemes—das Bildmakro—ab sofort verboten wird: Laut der Regulierungsbehörde und de-facto Internetzensurstelle ​Roskomnadzor ist es nunmehr illegal, Fotos eines prominenten Menschen in einem Mem zu benutzen, „wenn das Bild nichts mit seiner Persönlichkeit zu tun hat".

Durchgesetzt hatte dieses Gesetz der russische Schnulzensänger Valeri Syutkin, der sich von dem folgenden Meme beleidigt gefühlt hatte:

„Gib der Schlampe eins in die Fresse", steht übersetzt unter dem unbehaglichen Lächeln des für seine zuckrige Musik bekannten und beim älteren russischen Damenpublikum beliebten Sängers, womit die Internetkünstler vermutlich einen Nerv getroffen hatten. Das Mem, das in russischen Onlinemedien unter der Abkürzung BBPE in Kommentarspalten kursiert, gab nun den Auslöser für eine potentiell folgenschwere Entscheidung:

Denn selbstverständlich kann die Regelung auch auf Politiker als öffentliche Personen ausgeweitet werden, die sich in ihrer Ehre verletzt fühlen—sie müssen sich nur bei den russischen Zensoren melden. Betroffenen Websites werde die Wahl gelassen, den entsprechenden Inhalt für Russen eigenständig zu blockieren oder die gesamte Seite von der Regulierungsbehörde landesweit gesperrt zu bekommen, berichtet ​Global Voices.

Die Bildmakros per se funktionieren natürlich über die Humor-Fallhöhe der Gegenüberstellung; so wie eben auch Politiker-Memes: Allmächtig auftretender Bosstyp und ziemlich unzusammenhängender lustiger Text in der unschlagbaren Superschriftart Impact darunter—fertig. Das bedeutet: Memes sind Memes, eben weil Text und Bild nicht zusammenpassen.

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Ist diese Regelung nun eine Steilvorlage für den Streisand-Effekt, ein minutiös geplantes Teilstück der  ​jüngsten russischen Repressionen ​gegen Blogger und Online-Medien, oder einfach nur der Anstoß zu einer unglaublichen Sisyphosarbeit, die nichts bringt und sich niemals umsetzen lässt?

Das Internet LIEBT Memes mit dem allgegenwärtigen russischen Präsidenten, eine kurze Bildersuche allein fördert ihn als furchtlosen Reiter diversester Objekte und Tiere vom Kolibri bis zum Butterkeks zutage. Der Mann ist schließlich auch viel unterwegs und scheint immer dann sein T-Shirt zu vergessen, wenn sich wieder eine Gelegenheit zum sportlichen Posieren auftut.

Derart exponiert bietet er eben auch massig Angriffsfläche auf seiner breiten, betont männlichen Brust, und für exorbitante Humorbereitschaft in Bezug auf seine eigene Person ist der Ex-KGBler leider nicht bekannt. Fragt man sich, warum Putin so ein Angst vor Memes haben könnte, lautet die Antwort vielleicht: Humor ist eine Waffe, und die hilft auch gegen den verbissensten Machismo und autoritärsten Führungsstil, weil sie ihn der Lächerlichkeit preisgibt und zugänglicher, menschlicher macht. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass er das Internet für nichts weiter als ein „langjähriges CIA-Projekt" bestehend aus „50 Prozent Porno" hält, wie er einst gegenüber der BBC betonte.

Die Zensoren haben also ein paar Minütchen Arbeit vor sich, sollten sie versuchen wollen, das Internet von personenbasierten Memes zu befreien. Wir wünschen Ihnen trotz allem viel Glück dabei und falls sie es doch schaffen, haben wir für euch Putin-Fanboys und Fangirls eine kleine Galerie der bald illegalen russischen Memes zusammengestellt:

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Bild:  ​arstechnica.com

Putin in a Meme pic.twitter.com/qWGIEUpnw2

— Only Advice Animals (@animals_advice) April 11, 2015

Been enjoying speculation as to the whereabouts of #Putin. Picked this meme up on the BBC. pic.twitter.com/Dl052Jc4sO

— Julian K Rawle (@JKNRawle) March 16, 2015