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Meeresbiologen stoßen in einem Unterwassercanyon auf mysteriöse lila Kreatur

Was es mit der Entdeckung auf sich haben mag, ist bisher unbekannt. Die Forscher haben sie vorsichtshalber erst einmal mit ins Labor genommen.
Bild: Screenshot nautiluslive

Selten hatten wir die Gelegenheit, der Begeisterung des nüchternen Wesens gemeiner Meeresforscher so nahe zu kommen, wie in diesem Video. Die Aufnahmen zeigen, wie ein Kameraroboter den Pazifikboden untersucht, während die Crew des Forschungsschiffes Nautilus gebannt den Stream verfolgt. Und was die Wissenschaftler im Mutterschiff sehen, sorgt für echte akademische Ekstase: Plötzlich taucht eine mysteriöse, violett leuchtende Kugel, die in ihrer Oberflächenstruktur fast schon Fibonacci-Charakter hat, vor der Kamera auf. In einem sympathischen Durcheinander überlegen die Wissenschaftler sofort, welches Rätsel sich dort vor ihren Augen zeigt.

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„Vielleicht ist es ein Spinnenei?"

„Wir wollen uns doch nicht mit Spinneneiern anlegen?!"

„Es sieht aus, als wäre da ein kleiner Embryo drin."

„Oder wie eine Diskokugel mit Lasern."

Einer der Wissenschaftler bringt den Anlass für die allgemeine Begeisterung folgendermaßen auf den Punkt:

„Ich bin ratlos, ich habe keine Ahnung. Ich wage nicht einmal eine Vermutung."

Der gemeinschaftliche Beschluss lautet dann recht schnell: abmachen und mitnehmen. Eine Methode, die der Mensch nicht erst seit den Kreuzzügen freudig zelebriert. Die Meeresbiologen albern weiter und überlegen, auf welche Weise sie die Kreatur am besten an die Oberfläche bekommen. Abschneiden, einsaugen oder mit Lasern abtrennen lauten die Vorschläge. Der Gewinner ist eine Art Unterwasserstaubsauger, mit dem der Roboter sofort routiniert und pragmatisch zur Tat schreitet—und schon ist die Unterwasserwelt der Pazifikküste um ein lila Leuchtbällchen ärmer.

„Hol mal ein paar Laser."

Doch trotz aller wissenschaftlich gebotenen Zurückhaltung lassen sich die Meereskundler zu der ein oder anderen Vermutung hinreißen und tippen bei der Entdeckung auf einen Nacktkiemer, ein Weichtier, zu denen Schnecken, Muscheln oder Kopffüßler gehören. Dieses spezielle Exemplar könnte dabei in enger Verwandschaft zu den Flankenkiemern, den Hinterkiemenschnecken, stehen. Dabei handelt es sich um eine Zwittergattung, die im Vergleich zu anderen Schnecken anstelle des Hauses eine rückgebildete oder überhaupt keine Schale sowie Kiemen besitzen.

„Flankenkiemer besitzen an einer speziellen Stelle Riechtentakel (ohrenähnliche Strukturen) und unter der Hülle der rechten Seite Kiemen, aber wir sind noch dabei, das aktuelle Objekt zu untersuchen", ließen die Forscher am Mittwoch auf ihrer Website verlauten. „Derzeit gibt es keine bekannte Spezies in der kalifornischen Tiefsee, die violett ist, es könnte sich also um eine neue Entdeckung handeln."

Gefunden hat die Crew der Nautilus die neue Bekanntschaft im südkalifornischen

Arguello Canyon

in einer Tiefe von 1.616 Metern. Die kleine Kugel hat einen Durchmesser von lediglich fünf Zentimetern. Zur Untersuchung wurden nun Proben der Entdeckung an das Harvard Museum of Comparative Zoology geschickt, wo eine weitere Bestimmung vorgenommen werden soll. Es könnte nämlich noch einige Jahre dauern, bis die Wissenschaftler herausgefunden haben, ob es sich bei der lila Kugel um eine neue Spezies handelt.