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Psychologen zeigen, warum wir unserer Spinnenangst wehrlos ausgeliefert sind

Igitt, eine Spinne!
​Bild: ​WikimediaThomas Netsch | Public Domain

Igitt eine Spinne. Obwohl das Schlafzimmer riesig ist und die Spinne winzig klein kann ich nicht schlafen so lange wir uns im selben Raum befinden. Weder die Einsicht über die Ungefährlichkeit des kleinen Tierchens, noch die Logik über die Lächerlichkeit des Problems können mich in diesem Moment aus meiner verheerenden Lage befreien. Helfen kann mir nur meine Nachbarin mit einem Wasserglas, die die Wohnung wagemutig von der Plage befreit.

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Die Panik vor Spinnen ist, ebenso wie die Furcht vor Schlangen oder bösen Gesichtern, eine neurologisch verankerte Urangst, die uns seit Jahrtausenden verfolgt. Doch außer eines angebrachten Respekts vor Übeltätern unserer eigenen Spezies sind die Spinnen- und Schlangenparanoia in unseren Breiten einigermaßen überholt.

Zwei Psychologen fanden in einer Studie nun heraus, dass wir die Anwesenheit einer Spinne sogar dann automatisch wahrnehmen, wenn wir uns eigentlich auf etwas anderes konzentrieren. Wir können unsere Aufmerksamkeit den achtbeinigen Krabblern einfach nicht entziehen. Trotz der Evolution blieb uns die Spinnenwahrnehmung erhalten und wohnt noch immer an ihrem gewohnten Platz in den Tiefen unseres Unterbewusstseins. Deswegen können wir uns dieser Angst auch kaum entziehen, weil die Reaktion nicht gesteuert ist.

Aaaaahh! Bild: ​Pixabay, Josch13 | Public Domain

„Spiders at the Cocktail Party: An Ancestral Threat That Surmounts Inattentional Blindness" lautet der eher an einen Kriminalroman als an eine wissenschaftliche Studie erinnernde Titel des Werks, welches in ​Evolution and Human Behavior veröffentlicht wurde.

Die Evolutionspsychologen ​Joshua New und Tamsin German luden für ihr Wahrnehmungsexperiment hunderte von Studenten dazu ein, sich einer relativ einfachen Aufgabe zu stellen. Sie sollten jeweils auf die längere von zwei gekreuzten Linien auf einem Computermonitor zeigen. Nach einigen Durchläufen ließen die Forscher zusätzlich für 200 Millisekunden ein Objekt auf dem Bildschirm aufblitzen. Diese kaum wahrnehmbaren Bilder zeigten aktuelle, furchteinflößende Gegenstände wie zum Beispiel Spritzennadeln, völlig harmlose Dinge wie Fliegen oder uralte Bedrohungen wie Spinnen.

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Im Ergebnis nahmen gerade mal 15 Prozent der Probanden die Spritzennadel wahr und lediglich zehn Prozent sahen die Fliege. Die Teilnehmer waren von der Aufgabe, die längere Linie des Strichkreuzes auszumachen zu sehr eingenommen, als dass sie auf die nur einen Augenschlag aufblinkende Einblendung hätten achten können.

Erschien jedoch das Bild einer Spinne auf dem Bildschirm, erkannten über die Hälfte der Versuchsteilnehmer die achtbeinige Plage und konnten sogar sicher sagen, in welchem Quadranten sich das Tier gezeigt hatte.

„Wenn du bei einem Spaziergang eine Spritze und eine Spinne auf dem Boden liegen siehst", fasst New die Ergebnisse seiner Studie bei​ USA Today zusammen, „wirst du wahrscheinlich eher auf die Spritze treten als auf die Spinne."

Es ist immer wieder spannend inwieweit sich doch das Leben allein im letzten Jahrhundert verändert hat und der Mensch letztendlich seit Jahrtausenden doch immer noch der selbe geblieben ist.