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Dashcam-Video von betrunkenem Fahrgast zeigt den harten Alltag von Uber-Fahrern

Das selbst ernannte Vorzeigemodell der Sharing Economy kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus.

Uber-Fahrer haben es nicht leicht. Uber-Passagiere auch nicht. Beide Seiten werden immer wieder zur Zielscheibe verbaler und oft auch körperlicher Attacken. Während man bei Uber-Fahrern eigentlich erwarten könnte, dass sie sich benehmen—schließlich sind sie detailliert registriert und müssen außerdem schlechte Bewertungen fürchten—haben Passagiere unterm Strich nicht viel mehr zu verlieren als ihre Fahrt.

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Genau deshalb haben viele Fahrer eine Dashcam installiert, die zum Eigenschutz während der ganzen Fahrt läuft. So auch Edward Caban, hauptberuflicher Uber-Fahrer aus dem kalifornischen Newport Beach. Bei seiner letzten Fahrt drehte Caban die Dashcam bereits nach wenigen Minuten in Richtung Rückbank.

Offensichtlich bereitete ihm sein Fahrgast einiges an Unbehagen. Der ziemliche angetrunkene 32-Jährige, der sich später als Mitarbeiter der Führungsetage von Taco Bell entpuppte, hatte sich geweigert, den Sicherheitsgurt anzulegen und kippte während der Fahrt mehrmals zur Seite weg.

Foto: Screenshot YouTube

Während eine solche Situation für einen gewöhnlichen Taxi-Fahrer höchstens ein unangenehmes Ende einer Fahrt bedeuten kann, steht in der Sharing-Econony ungleich mehr auf dem Spiel. Ein Streit mit einem Fahrgast birgt für Uber-Fahrer stets die Gefahr einer schlechten Bewertung—welche Kunden auf lange Sicht verprellen könnte.

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Nachdem der betrunkene Fahrgast anfangs mit der genauen Adresse seines Zielorts nicht herausrücken wollte, bereitete es ihm während des Fahrt dann große Probleme, Caban den Weg zu weisen. Darauf angesprochen, wurde er schnell aggressiv und begann zu pöbeln. Was ab diesem Moment passiert, beschreibt Caban auf YouTube:

„Ich fühlte mich schon unwohl, als ich ihn abgeholt hatte, und wollte ihn nicht mehr länger im Auto haben. Ich griff mir mein Pfefferspray und versteckte es unter meinem rechten Oberschenkel, […], machte einen U-Turn und hielt vor einem gut beleuchteten Shoppingcenter. Ich bat ihn, aus dem Auto zu steigen."

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Wie der Fahrgast daraufhin reagiert, zeigt das Dashcam-Video der Fahrt, das Caban samt seinem subjektiven Eindruck der kompletten Fahrt auf YouTube veröffentlicht hat:

Die unschönen Szenen provozierten auf YouTube erstaunlich viele negative Kommentare, nicht was das Verhalten des Fahrgasts, sondern viel mehr Edward Cabans angeht. Er habe den betrunkenen Passagier gar nicht erst einsteigen lassen dürfen. Er hätte ihn nicht betrunken mitten auf der Strecke rauswerfen dürfen. Er hätte ihn nicht mit der Polizei drohen sollen. So oder ähnlich äußerten viele ihr Unverständnis. Er hätte doch den Betrunkenen einfach so lange herumfahren können, bis sie zusammen am Ziel angekommen wären und sich dafür entsprechend entlohnen lassen können, lautet ein weiterer.

Caban erklärte auf YouTube, dass er genau das in einer vorherigen Situation einmal getan habe und ihn diese Geduld nach den Regeln der Sharing Economy teuer zu stehen kam: „Genau das habe ich beim letzten Mal gemacht. Uber ist schrecklich. Ich verlor den Fahrpreis von 80 Dollar, weil der Typ es nicht auf die Reihe bekam, Fahranweisungen zu geben, dann am nächsten Tag Uber kontaktierte und die den Fahrpreis auf 12 Dollar runterschraubten. Ich verdiene nicht genug, um mit diesen Leuten klarzukommen. Darum habe ich mir die Dashcam gekauft, um für Uber und zu meiner eigenen Sicherheit aufzunehmen. Damit ich in genau solchen Situationen nicht verarscht werde."

Wie es aussieht, sind in diesem Fall beide Beteiligten als Verlierer aus der Situation gegangen. Während der Fahrgast seinen Job bei Taco Bell verlor, wird Caban seit dem Vorfall von Angstattacken und Paranoia geplagt. Da er laut eigener Aussage keine Krankenversicherung besitzt, können er nicht zum Psychologen gehen. Er bittet deshalb auf der Crowdfunding-Plattform Gofundme um finanzielle Unterstützung.

Seinen Job als Fahrer sieht Caban sich derzeit nicht in der Lage weiterzuführen. Und während Uber in Deutschland gerade auf dem Rückzug ist, reißen die Negativberichte in den USA um das selbst ernannte Vorzeigemodell der Sharing Economy nicht ab.