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Bier

Wie schmeckt Bier aus dem Weltall?

Letzten Monat schickte John Smith's aus Yorkshire als erste Brauerei Bier ins Weltall—mit fragwürdigem Ergebnis.
Foto von Wagner T. Cassimiro via Flickr

In der Welt des Craft Beer wird Frische besonders groß geschrieben. Der Trend geht eindeutig dahin, das Bier so nah wie möglich an der Quelle zu trinken und lange Transportwege zu vermeiden.

Die Großbrauerei John Smith's aus Yorkshire hält von diesem Grundsatz wohl sehr wenig. So wenig, dass sie vergangenen Monat—als erste Brauerei überhaupt—einen 12er-Pack ihres Extra Smooth ins Weltall sandte.

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Die Mission wurde mit der Hilfe von Chris Rose und Alex Baker durchgeführt, zwei Wissenschaftler/Unternehmer, die eine Kiste Extra Smooth mit einem Wetterballon ins Weltall schickten. In unglaublichen Szenen, die mit einer GoPro festgehalten wurden, konnte man beobachten, wie das Bier 37 km in die Atmosphäre aufsteigt—drei Mal höher als ein durchschnittliches Passagierflugzeug.

„Die schwierigste Aufgabe war, eine Schutzschicht um das Bier herum zu konstruieren", sagte Rose. „Die niedrigste Temperatur, die wir aufzeichneten, waren -54°C und die Maximalgeschwindigkeit lag bei knapp 269 km/h. Da der Druck im Weltall so gering ist, hätten die Dosen leicht explodieren können."

Der Heliumballon mit der ungewöhnlichen Fracht wurde von einem Feld in Sheffield aus ins All geschickt und bei 37.430 Meter explodierte er. Das Bier fiel wieder zurück zu Erde und wurde später in einem Feld in der Nähe von York gefunden.

„Wer weiß, was ein Spaziergänger von der ganzen Sache gehalten hätte", fügt Baker hinzu. „Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn plötzlich eine Ladung Bier mit einem Fallschirm vom Himmel fällt."

Wenn man dem Bier jeglichen Geschmack und Charakter entzieht und es keine nennenswerte Herkunft oder Qualität besitzt, ist der einzige Weg, um mit den Konsumenten eine Verbindung herzustellen, über solche Werbetricks.

Die wichtigste Frage lautet natürlich: Wie wirkte sich das auf den Geschmack des Bieres aus?Ominöserweise schmeckte das Bier trotz seiner aufregenden Reise fast exakt gleich wie jede andere Dose des massenproduzierten Extra Smooth, nur dass es beim Öffnen ein bisschen mehr schäumte.

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Warum? Naja, das Extra Smooth von John Smith's wird gefiltert, pasteurisiert und künstlich mit Kohlensäure versetzt. Während für Craft-Brauer diese drei Dinge im Grunde ein Verrat sind, machen sie das Bier eben bombensicher gegen Veränderungen, die mit der Zeit oder bei abweichender Temperatur auftreten.

„Mich überrascht es nicht, dass einige der größeren Brauereien auf solche Dinge setzen, um ihren Umsatz zu steigern", sagte die Bierexpertin und Autorin von Let Me Tell You About Beer Melissa Cole. „Wenn man dem Bier jeglichen Geschmack und Charakter entzieht, ist der einzige Weg, um mit den Konsumenten eine Verbindung herzustellen, über solche Werbetricks."

Immer mehr Biertrinker legen genau auf diese „Herkunft", die Craft Beer ihnen bietet, besonders wert und folglich konnte man einen extremen Anstieg an Mikrobrauereien in Großbritannien und anderen Ländern beobachten und die Anzahl der Anträge für Markennamen für neue Biere stieg im letzten Jahr in Großbritannien um 12 Prozent. John Smith's Weltall-Stunt wird wahrscheinlich nicht der letzte dieser Art durch eine große Brauerei sein.

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„Ich habe großen Respekt für die Brauer selbst, sie haben sehr viel Talent", sagt Cole. „Aber die Unternehmensführung hinter diesen Marken könnte genauso gut auch Nägel verkaufen—so viel Leidenschaft haben sie für das fertige Produkt."

Das ist nicht das erste Mal, dass eine große Brauerei zu solchen Maßnahmen greift. Budweiser hat mit allem Möglichen von Etiketten, die man beschriften konnte, zu Dosen in der Form einer Fliege experimentiert, um Kunden zu gewinnen.

Aber auch unabhängige Brauer lassen sich was einfallen. The End of History der schottischen Brauerei war ein Bier mit 55 Prozent Alkohol, das in Flaschen aus toten Wieseln und Eichhörnchen abgefüllt wurde. Obwohl das Bier sicherlich interessant schmeckte, wurden nur 12 Flaschen zu einem Verkaufspreis von je 500 Pfund [695 Euro] hergestellt. Auch Whiskyproduzenten lassen sich nicht lumpen: Die japanische Brauerei Suntory verkündete vergangenen Monat, dass sie sechs ihrer Whiskys in die Internationale Raumstation senden wird, um eine zweijährige Studie über die Auswirkungen von Schwerelosigkeit auf den Alterungsprozess durchzuführen.

Was mit dem Whisky im Weltall passiert, werden wir erst in ein paar Jahren erfahren, die Auswirkungen auf Bier sind aber klar: ein frisches Craft-Pilsner ist eindeutig besser.