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Hongkong

Wie Street Food einen Aufstand in Hongkong auslöste

In der Nacht auf Dienstag versuchten Polizeikräfte in Hongkong gegen unlizenzierte Garküchen vorzugehen und stießen dabei auf Widerstand der Bürger. Gibt es nach den Studentenprotesten 2014 nun eine „Steet-Food-Revolution“?
Hilary Pollack
Los Angeles, US
Photo by Lam Yik Fei/Getty Images

Das chinesische Neujahr ist eigentlich eine Zeit der Unbeschwertheit: Man feiert, isst viel und lässt es sich gut gehen.In Hongkong sind die Feierlichkeiten zum Mondneujahr allerdings ziemlich unschön geworden, als Polizeikräfte gegen unlizensierte Garküchen, die Fischbällchen und andere Street-Food-Köstlichkeiten verkauften, vorgehen wollten.

Auf der dichtbevölkerten Halbinsel Kowloon der Sonderverwaltungszone Hongkong versuchten die Behörden Imbissstände zu schließen, die ohne Genehmigung Essen an die hungrigen Feiernden verkauften. Das wollte eine Gruppe von Protestierenden verhindern, doch die Situation eskalierte schnell. Demonstranten warfen Flaschen und Steine auf die Polizeibeamten. Als die Lage dann völlig außer Kontrolle geriet, wurden Mülltonnen und herumstehende Gegenstände angezündet. Die Polizei ging mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Protestierenden vor.

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Zwischen der Polizei und der Bevölkerung Hongkongs gab es immer wieder Spannungen, insbesondere seit den monatelangen Studentenprotesten 2014, die die Kluft zwischen den Behörden und kritischen Bürgern noch weiter vergrößert haben. Vor allem das Einkaufsviertel Mongkok war damals Zentrum der Proteste und genau hier brach in der Nacht zum Dienstag die „Fischbällchen-Revolution" aus, wie einige Einwohner und auch Medien sie nennen.

WATCH: When #ChineseNewYear goes wrong! Police fire warning shots at protestors in #HongKong (via @SCMP_News) pic.twitter.com/WCv0QVBMvo

— Jon Williams (@WilliamsJon)

February 8, 2016

Die Garküchen gehören schon lange zum chinesischen Neujahrsfest dazu und wurden in der Vergangenheit von der Polizei einfach ignoriert. Dieses Jahr versuchten die Beamten jedoch hart gegen die Verkäufer vorzugehen, sind dabei allerdings auf den Widerstand der wütenden Massen gestoßen. Videoaufnahmen zeigen, wie das Chaos ausbrach, als die Polizei versuchte (und kläglich scheiterte), die Situation unter Kontrolle zu bringen. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt und 54 wurden laut Polizeiangaben verhaftet.

#China: Riots in Hong Kong following Chinese new year celebrations. #fishballrevolution #mongkok via @trey_menefee pic.twitter.com/nNT8EBXrhO — ѕyndιcalιѕт (@syndicalisms) February 8, 2016

Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying gegenüber Journalisten: „Ich glaube, dass die Fernsehberichte den Ernst der Lage verdeutlichen. Die Regierung [von Hongkong] verurteilt solche Gewaltakte zutiefst. Die Polizei wird die Verantwortlichen festnehmen und sie ihrer gerechten Strafe zuführen."

In einer offiziellen Erklärung der Polizei heißt es, dass die Demonstranten Befehle ignoriert haben, sich aufzulösen und stattdessen mit Gewalt reagierten.

This sent to me by many Hong Kong friends: police do nothing for Lee Bo, use full force for #fishballrevolution pic.twitter.com/sj1ATU2sob — Benjamin Haas 本雅明 (@haasbenjamin) February 9, 2016

Nach den Protesten 2014 haben sich viele Aktivisten besorgt darüber geäußert, dass die Regierung in Peking immer mehr Einfluss auf Hongkong ausübt. Die kulturellen und politischen Freiheiten in Hongkong wurden von der chinesischen Regierung zunehmend gedeckelt.

Die Aufstände vom Dienstag beweisen, dass etwas augenscheinlich Unschuldiges wie ein paar Fischbällchen zu einem Sinnbild für das Recht einer Stadt auf Selbstbestimmtheit werden kann.