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Restaurant Confessionals

Würde ich nicht nebenbei dealen, müsste ich mein Restaurant schließen

Ein Restaurant zu betreiben, ist teuer: Miete, Strom, Gas, Versicherungen und das Finanzamt. Um über die Runden zu kommen, greifen einige zu illegalen Mitteln.

Willkommen zurück zu den Restaurant Confessionals, wo wir den Leuten aus der Gastronomie eine Stimme geben, die ansonsten viel zu selten zu Wort kommen. Hier erfährst du, was sich hinter den Kulissen in deinen Lieblingsrestaurants so alles abspielt. Dieses Mal erzählt uns ein Restaurantbesitzer, warum er zu nicht ganz legalen Mitteln greifen muss, um über die Runden zu kommen.

Die meisten Restaurants haben ganz schön zu knabbern. Um finanziell zu überleben, greifen viele Besitzer zu dubiosen Mitteln: Sie lassen ihre Angestellten schwarz arbeiten oder frisieren ihre Einnahmen, um weniger Steuern zahlen zu müssen. Dagegen habe ich per se nichts, nur ziehe ich es vor, meine Buchhaltung sauber zu halten und habe mich stattdessen für ein kleines Nebengeschäft mit Marihuana entschieden.

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Mir war klar, dass so ein Restaurant mit vielen unvorhergesehenen Kosten verbunden ist, aber erst als ich als Chef die Rechnungen selbst bezahlen musste, traf mich das wie ein Schlag. Miete, Gas, Strom, Lebensmittel, die Müllabfuhr, Tischdecken, die Gehälter der Angestellten—das sind nur ein paar der Fixkosten. Hinzu kommen Dinge wie Floristen, Anwälte, PR-Firmen, Versicherungen, Unfallversicherung und alles was ein Restaurant eben so braucht, um zu laufen.

Am Ende des zweiten Geschäftsjahres hatte ich es irgendwie geschafft, Zehntausende Dollar Schulden beim Finanzamt anzusammeln. Ich hätte mir Geld leihen können, um das abzubezahlen, dann hätte ich noch mehr Schulden gehabt. Warum soll ich nur weil ich wegen des Restaurants Schulden habe, noch mehr Schulden machen?

Wie kann ich also schneller alles abbezahlen? Die Lösung: Gras verkaufen.

Seit ich 16 bin, rauche ich regelmäßig Marihuana, es wird immer Teil meines Lebens sein. Mir fiel die Entscheidung nicht leicht, mit dem Grasverkauf anzufangen, ich habe lange darüber nachgedacht. Habe ich die Connections? Kenne ich Produzenten, die gute Qualität liefern? Kann ich an große Mengen kommen? Ein bisschen Gras zu kaufen ist einfach, aber an eine große Menge zu kommen ist eine andere Liga. Größere Mengen bedeutet mehr Risiko und folglich mehr Zeit im Knast. Aber auch ein Restaurant zu eröffnen ist ein großes Risiko.

Es gehört in den Kreisen einfach nicht zum guten Ton, den Dealer zu fragen: „Und, was machst du sonst so?" Solche Fragen stellt man Dealern nicht, niemals.

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Ich versuche, mich so geschickt wie möglich anzustellen. Keine Dummheiten, ich verkaufe nicht an Tausend verschiedene Leute und hänge es auch nicht an die große Glocke. Problematisch wird es, wenn du Unbekannten was verkaufst. Ich kenne ein paar Leute, denen verkaufe ich was und das war's. Ich muss ja nicht der größte Gras-Dealer der Welt sein. Ich will meine Rechnungen bezahlen können und am Ende vielleicht nur etwas zur Seite legen.

Jetzt mal zu den Zahlen: Ein Pfund Marihuana kostet mich 2.000 Dollar. Wenn ich es im Pfund verkaufe — bei guter Qualität und je nach Marktlage — , bekomme ich dafür 3.000 bis 3.500 Dollar. Wenn man größere Mengen verkauft, muss man wissen, wem man es verkauft. Das ist das Risiko. Oder man verkauft es in kleineren Mengen, beispielsweise à 30 g zu 300 oder 400 Euro. Bei 300 Euro sind das fast 5.000 Dollar. Damit habe ich meinen Gewinn verdoppelt. Allerdings dauert der Verkauf auch länger und man hat die Ware länger am Hals, womit das Risiko aufzufliegen steigt. Also fragst du dich: Willst du den ganzen Batzen auf einmal verkaufen, es schnell los werden, aber dabei das Risiko eingehen, härter bestraft zu werden, wenn du an einen Typen gerätst, der dich verpfeift? Oder verkaufst du lieber kleinere Mengen und machst mehr Gewinn? Wenn du Zeit hast, verkaufst du es in kleineren Mengen. So mache ich es normalerweise.

Meine Kunden kenne ich durch Freunde. Sie bekommen von mir nur eine kurze Nachricht: „Hey, ich hab ein bisschen Kraut zu verkaufen." Mehr nicht. Die Leute wissen nicht, dass ich Koch bin und ein Restaurant habe. Wegen meines Jobs bin ich auch ab und zu in den Medien, wenn es ums Essen geht. Aber für meine Kunden bin ich einfach nur der Typ mit dem Gras. Es gehört in den Kreisen einfach nicht zum guten Ton, den Dealer zu fragen: „Und, was machst du sonst so?" Vielleicht kaufst du einfach nicht oft genug Drogen, aber solche Fragen stellt man Dealern nicht, niemals.

Für mich ist das Dealen mit Gras eine gute Option, für andere vielleicht nicht. Als ich das erste Mal was verkauft habe, war ich total nervös, auf dem Weg zu der Wohnung dachte ich ganze Zeit nur: „Was, wenn er ein Cop ist?" Mittlerweile hat sich das aber gelegt.

Am Ende kommt es auf das Verhältnis zwischen Risiko und Gewinn an. Egal ob legal oder illegal, Gras wird nicht aus meinem Leben verschwinden.

Aufgezeichnet von Tae Yoon