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Diese kristallblauen Seen in der Antarktis machen Wissenschaftlern richtig Angst

In den letzten 13 Jahren sind am Südpol 8.000 kleine Seen entstanden.
Bild: Shutterstock

Wissenschaftler der Universität Durham haben in der Antarktis eine Entdeckung gemacht, die zwar für ein hübsches Fotomotiv gut ist, sich bei genauerem Blick jedoch als ziemlich gruselig erweist. Bei einer Satellitenstudie des vom ewigen Eis bedeckten Südpols fielen ihnen zahlreiche kristallblaue Seen im Langhovde Gletscher an der antaktischen Ostküste auf. In der Zeit von 2000 bis 2013 entstanden in der Eislandschaft bis zu 8.000 solcher Schmelzwasserseen, die in Grönland auf der anderen Seite der Erde längst zum Landschaftsbild gehören.

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Doch es gibt einige entscheidende Unterschiede zwischen dem nördlichen Grönland und der Antarktis. Am Südpol überschreitet die Temperatur im Laufe eines Jahres kaum den Nullpunkt, sodass Schmelzwasserseen an diesem frostigen Punkt der Erde eine Seltenheit darstellen.

Im wärmeren Grönland beobachten Wissenschaftler schon seit 1979 eine rapide Abnahme der Eisfläche und wissen daher um die verheerenden Folgen solch kristallklarer Seen im Gletschereis. Nun stiegen die sommerlichen Temperaturen auch in der Antarktis über den kritischen Nullpunkt und läuteten die Schmelze ein, sodass sich im ewigen Eisschild Seen und Flüsse bildeten.

Das große Problem, das die Seen mit sich bringen, liegt darin, dass das Schmelzwasser nicht an der Oberfläche bleibt und sich auch nicht einfach als eiskalter, aber harmloser Bergsee in die Landschaft einfügt. Die Erfahrung mit den nordpolaren Gletschern zeigt, dass die Schmelzwasseransammlungen in die Eisschilde eindringen, diese richtiggehend durchlöchern, daraufhin auseinanderbrechen lassen können—was wiederum das Schmelzen des Ewigen Eis beschleunigt. Laut den Forschern handelt es sich bei der aktuellen Studie um das erste Mal, dass solche Abflüsse auch in der östlichen Antarktis entdeckt werden konnten, in den wärmeren Ausläufern der Antarktischen Halbinsel wurden solche Beobachtungen bereits beschrieben.

Der Klimawandel fördert eine längst vergessene strahlende US-Basis zutage

„Wir zeigen, dass sich in den wärmeren Jahren mehr und auch tiefere Seen ausbilden", so die Mitautorin der Studie, Amber Leeson, in einer Presseerklärung. „Das ist signifikant, denn wir nehmen an, dass die warmen Sommer in der östlichen Antarktis mit dem Fortschreiten des Klimawandels zunehmen werden."

Bisher sind die betörenden Kristallseen lediglich die ersten, erschreckenden Vorboten einer unaufhaltsamen Entwicklung. Auch wenn die Forscher annehmen, dass das Schmelzwasser vorerst nicht ausreicht, um größeren Schäden in der dicken Eisschicht anzurichten, sind sie alarmiert und werden die Antarktis von nun an noch intensiver unter ihre satellitengestütze Lupe nehmen.