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liebeskummer

Dönermesser gegen Besenstiel: Die wohl absurdeste Erpressung 2018

Und was der Vorfall in Greifswald mit Liebeskummer zu tun hat.
Dönerspieß: imago | David Heerde || Herzen und Euro-Scheine: pixabay | stux || Collage: VICE 

Überfälle gehören zu den Dingen, die gleichzeitig aufregend und extrem langweilig sind. Aufregend, weil jemand mit einer Knarre rumfuchtelt und die ganze Situation schwer adrenalingeschwängert ist. Langweilig, weil jeder Überfall ein Klischee ist, dessen Drehbuch wir zur Genüge aus Hunderten schlechten Cop-Filmen kennen. Ein Mann betritt ein Geschäft, zückt eine Pistole, richtet sie auf jemanden und schreit wahlweise "Geld oder Leben!" oder "Das ist ein Überfall!". In Greifswald haben zwei Männer und eine Frau jetzt etwas mehr Fantasie bewiesen. Bei ihrem Überfall auf einen Dönerimbiss gab es keine Knarre, aber dafür einen Besenstiel. Und "Geld oder Leben" hat auch niemand geschrien. Viel eher hieß es: "Geld her oder zurück zur Ex!"

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Am Sonntagvormittag betraten die Drei, wohl unbewaffnet und unmaskiert, einen Dönerladen in Greifswald. Das bestätigt die Polizei gegenüber VICE. Sie sollen den 54-jährigen Besitzer aufgefordert haben, ihnen 10.000 Euro zu geben. Darauf hatte der aber anscheinend wenig Lust, oder vielleicht auch einfach kein kleines Vermögen in nicht durchgehend nummerierten Scheinen griffbereit unter dem Dönerspieß versteckt. Also soll er sich gegen die Angreifer gewehrt haben. Die hätten ihn mit einem Besen angegriffen, zwar eine furchteinflößende Waffe, aber nicht genug, um zu verhindern, dass der Mann an sein Dönermesser gelangte. Damit schlug er wohl die Räuber in die Flucht und rief anschließend die Polizei. Alle drei wurden wenig später von Beamten gestellt und festgenommen. Verletzt worden ist bei der Aktion laut Polizei niemand ernsthaft. Das stimmt aber nicht ganz. Es wurden zwar keine Knochen gebrochen, aber dafür wohl ein Herz.

Eigentlich ist das alles nämlich die Geschichte einer verschmähten Liebe.

Wie sich herausstellte, waren die Drei nicht nur in den Dönerladen gekommen, um Beute zu machen. Sie sollen gekommen sein, um eine Beziehung zu reparieren, auch wenn ihre Methode, nun ja, etwas unorthodox gewesen sein mag. So stand es in einer Polizeimeldung und so berichtet es auch der Nordkurier. Die Frau, die an dem Angriff beteiligt war, soll die Ex-Freundin des Dönerverkäufers gewesen sein. Davon geht die Polizei in Greifswald aus, betont aber, die Vernehmung der Verdächtigen sei noch im Gange. Zusammen mit ihren Brüdern soll die Frau in den Dönerladen gekommen sein, um ihren Ex vor eine simple Wahl zu stellen. Entweder solle der Mann sie zurücknehmen oder eben 10.000 Euro herausrücken. Damit hatten sie aber keinen Erfolg. Angesichts der Ereigniskette Besenstielprügelei-Dönermesserattacke kann man wohl davon ausgehen, dass der Imbissbesitzer wirklich keine Lust mehr auf seine Ex hatte.

Die hat, genau wie ihre Brüder, jetzt erst einmal andere Probleme als die Tücken des Single-Daseins. "Räuberische Erpressung", sagt ein Polizeisprecher zu VICE, "ist wirklich kein Kavaliersdelikt." Wie genau das Strafmaß aussehen könnte, sollten die Drei verurteilt werden, ist aber noch nicht klar. "Noch sind nicht alle Hintergründe der Tat geklärt", sagt der Polizeisprecher. Eines dürfte aber schon jetzt als gesichert gelten: Ihre Beziehung wird die Frau aus Greifswald mit dieser Harakiri-Aktion nicht gerettet haben.

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