Es ist Anfang Oktober. Die Uni beginnt, die Erstis wuseln aufgeregt durch die Hörsäle und ihr alten Hasen wollt dieses Semester alles richtig machen. Dieses Mal besucht ihr die Veranstaltungen wirklich bis zum Ende der Vorlesungszeit, dieses Mal seid ihr da, wenn das Seminar um neun Uhr morgens beginnt und dieses Mal bereitet ihr die Lektüre vor. Ihr besorgt euch nicht nur den schicken Ringbuchordner, sondern benutzt ihn auch!
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Schafft ihr alles nicht, das wisst ihr doch jetzt schon. Die Uni ist ein Kampf gegen sich selbst und wir verlieren ihn alle mal – quer durch die Bank der einzelnen Fakultäten. In diesen Fakultäten findet man sie dann auch vereinzelt, die wandelnden Klischees. Da sind die kiffenden Soziologen, geleckten Juristen mit Papis Benz oder schwallenden Philosophie-Studierende, die was von Descartes erzählen, aber nicht mal eine Banane öffnen können. Aber sollen sie ruhig, schlussendlich hängt jeder an der Uni doch im selben Sumpf zwischen unverständlichen Stundenplänen und unmöglich erscheinenden Abgabefristen.Weil uns die Klischees aber zuverlässig mit den immer gleich bleibenden Kalauern zum Schmunzeln bringen, sind wir für diese Liste schneller auf den Vorurteilszug aufgesprungen, als ihr das neue Semester aufgeben könnt. Hier ist der Soundtrack, der euch und euren Studiengang beschreibt. Auf den Punkt genau!Was für eine Art Mensch muss man eigentlich sein, dass man sich freiwillig nach 12, bzw. 13 Jahren Schulpflicht dazu entscheidet, die neu gewonnene Freiheit erstmal mit weiteren zehn Jahren des Lernens und nervenaufreibenden Staatsexamen zu feiern? Mit dem einzigen Ziel, an diesen seelenfressenden Geburtsort all unserer Komplexe zurückzukehren und sich fortan von 11-Jährigen mit Schnurrbart von Burnout zu Burnout mobben zu lassen, bis man 70 ist? Eine gewisse Prise Masochismus, unverbesserlicher Optimismus und vielleicht auch Alternativlosigkeit – weil eben ein bisschen talentlos und für Medizin nicht fleißig genug –, scheinen Lehrer und jene, die es gerne wären, zu verbinden. Aber das ist OK. Denn an dem Tag, an dem man endlich verbeamtet wird, kann "An Tagen wie diesen" noch lauter aufgedreht werden als sonst, wenn man die schreienden Kinder auf dem Pausenhof übertönen möchte und man weiß: Ich hab alles erreicht.
Lehramt/Pädagogik: Die toten Hosen – "Tage wie diese"
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Sport: Al-Gear, Bass Sultan Hengzt & Kay One – "Rille"
Kunstgeschichte: Morrissey – Alles nach den Smiths (bis auf "Suedehead" vielleicht)
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Ihr seid einfach edgy, crazy, völlig hirnverbrannt – aber leider auch die Einzigen, die so denken. Eigentlich wie Morrissey! Der meint auch seit Jahren, seine Scheiße würde ernsthaft noch jemanden interessieren. Vielleicht tanzt ihr deswegen jedes Mal so ausgelassen auf der Fachschaftsparty zu New Wave und 80s Pop. Abgesehen von den Freunden des DJs, ist zwar mal wieder keine Sau in der angeblich hippsten Bar der Stadt, aber auch das bemerkt ihr nicht. Die anderen sind alle wahrscheinlich auf der Sportlerparty und lecken sich zu Helene Fischer die Gaumen wund. Wer weiß schon, was cool ist?In Kollegahs Video zu "Du bist Boss" gibt es diese Szene, in der ein schmieriger Anzugtyp in Zeitlupe mit arrogantem Grinsen aus einem Bürogebäude schreitet. Dazu rappt Kollegah die Zeile "Du bist Boss, wenn du aus der Bank gehst und lächelst" und wir verstehen, warum sämtliche BWLer diesen Song leben. Immerhin predigt er all das, was sie im Leben erreichen wollen. Selbstoptimierung als Religion, Geld als Gott und Dreireiher als Priesterrobe. Egal, ob im Fitnessstudio, Ausknobeln mathematischer Gleichungen oder nackt vorm Spiegel stehend, mit einer Hand abstützend und schwer durch die Nase schnaufend – immer ermahnt sie Kolle, noch ein bisschen mehr aus sich rauszuholen.Wenn sich die Philosophen über ihre Logik-Einführung unterhalten, würdet ihr zwar gerne einhaken, aber mit der Analyse eines Rilke-Metrums lässt sich einfach nicht glänzen. Und wenn sich die Soziologie-Studierenden in einem grandiosen Marx-Weber-Vergleich zu den intellektuellen Königinnen der Uni aufschwingen, klappt ihr verdutzt eure Ausgabe des Nibelungenlieds zu.
BWL: Kollegah – "Du bist Boss"
Germanistik: Julia Engelmann – "Das Lied"
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Seht es ein, Germanistik ist das zulassungsfreie Auffangbecken für die Schwachmaten der Geisteswissenschaften. Natürlich haben auch die Intelligenzbestien aus Philo und Sozio keinen Plan davon, wie man ein Ei kocht oder einen Fahrradreifen wechselt, keine Frage. Aber die lassen sich nicht so weit herab und schreiben ihre Bachelor-Arbeit über das letzte Gedicht ihrer Lieblings-Poetry-Slammerin. Ihr aber sitzt mit glasigen Augen in der Stadthalle und schluchzt ergriffen, wenn Julia Engelmann und Konsorten ihre pfiffig frivolen Zeilchen zu Fisher Price-Beats zum Besten geben.Nehmt es sportlich, liebe Germanistik-Studierenden, die "Wer sowas studiert, wird Taxifahrer"-Witze sterben so langsam aus. Und so beschissen kommt es dann auch nicht rüber, wenn man seinen Kindern mal bei der Gedichtanalyse zu Eichendorffs "Mondnacht" helfen kann.Medizinstudierende sind seltsam. Nicht, weil sie sich dazu entschlossen haben, ihr Sozialleben aufzugeben und sich ein paar Jährchen mehr als ihre Freunde ausbilden zu lassen, sondern weil sie trotzdem kein verstaubtes Inventar in der Unibibliothek sind. Ihr Tag hat 36 Stunden. Sie lernen davon 35, stehen trotzdem jederzeit für ein vertrautes Gespräch unter vier Augen parat, um sich danach einen Biertrichter in den Rachen zu schieben.Bei so viel Trubel im Kalender ist es nachvollziehbar, dass das Gehirn ein bisschen massiert werden muss. Am besten ohne ablenkenden Gesang, sonst prägen sich die Muskelnamen ja nie ein. Also lieber etwas Klassisches, wie den Soundtrack von Game of Thrones. Da gibt es ja nicht umsonst ein Stück namens "A Lannister always pays his Debts". Das Einzige, was die Mediziner wirklich antreibt, ist nämlich die Gewissheit, dass sie irgendwann beim Blick aufs eigene Konto immer ein bisschen lauter lachen als ihre Freunde. Und ein bisschen wahnsinniger.
Medizin: Game of Thrones-Soundtrack
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Jura: Zugezogen Maskulin - "Alle Gegen Alle"
Medienwissenschaften: Antilopen Gang – "Fick die Uni"
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"Der AStA-Rat ist für Hurensöhne!" und "Nie wieder Hörsaal" steht fett gekritzelt im Hefter, den man sich von den fleißigen Leuten aus dem Studiengang füllen lässt. Das eigentliche Studium wird nebenbei mitgeschliffen. Mal zwei Wochen bis zum Kotzreiz lernen und dann ab in die Semesterferien. Vielleicht mal nach Island zum Campen. Bisschen zu sich selbst finden. Irgendwann wird dann überrascht der Abschluss gemacht und nach mehr oder weniger langer Hartz-Phase ein Job gefunden, für den man keinerlei Kompetenz von dem braucht, was man die letzten vier Jahre auswendig gelernt hat. Naja, fick die Uni, schlimmste Zeit des Lebens, Alter.Ein altes Sprichwort lautet: Wer einen Streit nicht nach einem "Ich hasse dich, erstick an deiner Scheiße, du Missgeburt!" gut sein lassen kann, sondern dies als Einladung versteht, über Argumentationskultur zu diskutieren, der wird Politikwissenschaftler. Lebensmotto: "Erstmal studieren, dann weitersehen." Gierig lecken sie auf, was alte Männer vor 2.500 Jahren auf irgendwelche Höhlenböden gesabbert haben, um an Weihnachten die genervte Familie zu belehren. Längst bereuen die Eltern, dem Nachwuchs monatlich hunderte Euro "Überlebensgeld" aufs Konto zu schaufeln. Na, immerhin kann sie inzwischen selbst Joints bauen."Aber du kannst doch schon Deutsch? Lernst du da Vokabeln?" – Nee nee, man lernt da das ABC. Man liest den Duden als Gute-Nacht-Geschichte und ernährt sich ausschließlich von Buchstabensuppe.
Politikwissenschaften: Die Ärzte – "Deine Schuld"
Linguistik: Jackson 5 – "ABC"
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Aber ganz falsch liegen sie nicht, oder? Haben die Lingus ein neues Wort gelernt, so wird dies in jedem Satz deutlich mitgeteilt. Es ist ein Wettbewerb: Wer klingt am ehesten wie Goethe? Oder wie Platon – eigentlich scheißegal, Hauptsache niemand weiß genau, wovon die Rede ist, außer den Linguisten.**Was wirklich wichtig ist:
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