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Erika Steinbach verbreitet eine gefälschte Polizei-Verordnung zu Ausländerkriminalität

Das Innenministerium NRW erklärte danach bei Twitter: Achtung Fake!! – und keinen interessiert's.

Früher hatten Lügner angeblich lange Nasen oder kurze Beine, heute haben viele einen nervösen Twitter-Daumen. Und dieser schlägt bei Erika Steinbach innerhalb von drei Tagen zum zweiten Mal zu. Nachdem sie am Sonntag ein flüchtlingsfeindliches, stümperhaft gephotoshopptes Fake-Bild postete, schob sie gestern Abend ein Fake-Dokument nach. Dieses stammt angeblich aus dem Innenministerium von NRW, scheinbar unterzeichnet vom zuständigen Minister Herbert Reul. Der Inhalt: Handlungsanweisungen an Polizisten, die es mit "Flüchtlingen, Asylbewerbern und Personen mit Migrationshintergrund" zu tun bekommen. Der Grundtenor des Schreibens: Seid nett, hüllt euch in Schweigen, verschleiert. Eine Anweisung lautet beispielsweise, Protokolle mit Bleistift auszufüllen, um sie später noch verändern zu können. Außerdem sollen "jegliche Kontakte zu den Massenmedien" ausgeschlossen werden, wenn die Polizei bei Ausländerkriminalität ermittelt. Und die Anweisung mit dem höchsten Unwahrscheinlichkeitsfaktor: Polizisten sollen kriminelle Handlungen von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Menschen mit Migrationshintergrund einfach nicht mehr registrieren.

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Die Absurdität des Schreibens hinderte die ehemalige CDU-Abgeordnete und nun parteilos im Bundestag sitzende Steinbach nicht, das Dokument via Twitter zu verbreiten. Allerdings: Offenbar war sich Frau Steinbach über den Realitätsgehalt ihres Postings selbst nicht so klar, denn sie wählte den Konjunktiv:

Den Tweet dann trotzdem abzusetzen, ist ein bisschen so, als würde man in Hundekacke treten und riechen, dass sie stinkt, sich aber nicht die Schuhe abputzen und schön damit durch fremde Wohnungen laufen. Auf eine VICE-Anfrage, warum Steinbach so flinke Finger auf Twitter hat, antwortete sie bisher nicht.

Dafür allerdings auf ihr eigenes Posting, gut zwei Stunden später:

Eine Entschuldigung sieht anders aus. Dass das ein bisschen wenig war, hat Steinbach offenbar jetzt auch bemerkt und legte nach:

Sie löschte außerdem den Tweet mit den Fake-Dokumenten, der nach etwa 14 Stunden knapp 500 Mal geteilt wurde. In einem weiteren Tweet empfahl sie Investigativ-Journalisten zu recherchieren, inwieweit die Polizei vielleicht doch dazu angehalten sei, "Migrantenstraftaten nicht aufzunehmen".

Fest steht: Der Schaden ist angerichtet. Gegen die hundertfachen Retweets von Steinbachs Profil kommt die zwei Dutzend mal (Stand: Mittwoch 12 Uhr) geteilte Gegenerklärung des Innenministeriums nicht an.

Denn so ist das wohl mit dem Futter für Alu-Hüte: Ein gefundenes Fressen verschmäht man nicht, selbst wenn es sich als "Fake" rausgestellt hat.

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