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Demotape Clinic

Wer zur Hölle will 2018 noch Musiker werden? – Wir haben am m4music gefragt

Von der Musik zu leben, ist verdammt schwer. Newcomer gibt es zum Glück aber immer mehr. Bei der m4music Demotape Clinic haben wir herausgefunden, was sie bewegt.
Chris Karell, Mané und Hopes & Venom. (Fotos: Promotional)

Es ist verdammt hart, 2018 in der kleinen Schweiz von Musik leben zu können. Das scheint aber niemanden davon abzuhalten, weiter Bands zu gründen, Beats zu basteln und an Lyrics zu feilen. Den neuesten Shit davon kannst du jedes Jahr am m4music entdecken. Hunderte Newcomer senden jedes Jahr ihre Demos ein, um in den Panels der Demotape Clinic von einer Fachjury Feedback zu erhalten – und vielleicht einen Förderpreis abzustauben. Wir haben uns in die Demotape Clinic gesetzt, von Hits bis zu sehr rohen Tracks alles gehört und ein paar interessante Köpfe entdeckt. An diese hatten wir vor allem eine Frage: Wieso?

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Chris Karell (Gewinner Urban)

Noisey: Mit Musik Geld zu verdienen ist mittlerweile verdammt schwer. Wieso willst du das trotzdem professionell machen?
Chris: Für mich ist es einfach die Liebe für die Musik. Wenn du eine Leidenschaft hast und am liebsten nichts anderes machen würdest, tust du alles dafür. Jetzt interessiert mich Geld zwar noch nicht. Aber irgendwann wird das schon zu einem Thema. Und ich will auch, dass meine Musik gehört wird.

Denkst du, du wirst jemals von der Musik leben können?
Das ist das Ziel, das Endgoal. Ich weiss aber, wo ich stehe. Wenn du dran bleibst, Kontakte knüpfst und dich verbesserst, ist es irgendwann soweit.

Wird dir der Gewinn der Demotape Clinic dabei helfen?
Ja, das merke ich schon jetzt. Es haben sich schon Radios und Labels bei mir gemeldet. Viele haben mich mich gefragt, wo ich bislang war. Ich hatte einfach nie eine Plattform, um meine Musik zu präsentieren. Das ist jetzt genau das richtige, um Visibility zu haben.

Wie willst du aus der Masse an Musik herausstechen?
Ich glaube, es ist wichtig, Musik zu machen, die unbestritten gut ist. Musik, die du selber liebst.

Würdest du dich dafür verbiegen?
Je grösser du werden willst, desto mehr musst du Kompromisse eingehen. Aber gleichzeitig musst du Authentizität bewahren. Man muss dich erkennen. Ich mache immer, was ich feier. Und das ändert sich auch die ganze Zeit. Heute gehe ich weniger in Richtung HipHop, obwohl ich damit aufgewachsen bin.

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Hast du einen Plan B, falls es nicht klappen sollte?
Den Gedanken, dass ich scheitere, lasse ich momentan gar nicht zu. Ich setze voll auf die Karte Musik. Schlussendlich kannst du aber nie sagen, ob das funktioniert. Wenn es nicht als Künstler klappt, will ich in einer anderen Form mit Musik zu tun haben.

Mané

Noisey: Die Erfolgschancen als Musiker sind eher gering. Wieso willst du trotzdem in die Branche?
Mané: Ich liebe Musik seit ich ein Kind war. Für mich war es eine lebenswichtige Notwendigkeit. Und wenn ich eine Person mit meiner Musik glücklich machen kann, dann lohnt es sich.

Denkst du, du kannst eines Tages von der Musik leben?
Ich hoffe es schwer, im Moment arbeite ich 100 Prozent im Musikbereich. Ich gebe auch Musikstunden. So habe ich ein zusätzliches Einkommen neben meinen Konzerten und den Tantiemen.

Hast du Angst, als Musiklehrer zu verenden?
Nicht wirklich. Ich weiss, was meine Ziele sind und ich arbeite hart dafür. Ich denke nicht, dass ich mein ganzes Leben Musiklehrer bleibe.

Hast du einen Plan B?
Nein. Manchmal habe ich deshalb Angst, aber ich denke, es sind eher die Leute aus meinen Umfeld, die Sorgen haben. Ich vertraue meiner Intuition, darum gibt es keinen Plan B.

Was heisst Erfolg für dich?
Wahrer Erfolg ist, wenn dich erfüllt, was du machst. Für mich ist das, auf der Bühne zu stehen, zu singen und ein Publikum zu haben, dem meine Songs gefallen.

Hopes & Venom

Noisey: Es ist heute schwerer denn je, mit seiner Musik Geld zu verdienen und aus der Masse herauszustechen. Wieso hast du dich trotzdem entschieden, den Weg zu gehen?
Skiba Shapiro: Ich konnte einfach nicht anders. Alles andere, was ich versucht habe, hat mich wahnsinnig unglücklich und verzweifelt gemacht. Ich habe über vier Jahre hinweg drei verschiedene Studiengänge angefangen.

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Also studierst du jetzt Musik?
Nein, ich mache einfach Musik.

Hattest du nie Bedenken, alles auf die Musik zu setzen?
Bedenken hatte ich vor allem, als ich noch in diesen Studiengängen steckte. Weil man in der Schweiz ja nie etwas anderes hört als "aber du kannst kein Geld damit verdienen!" und Geld sei das wichtigste überhaupt. Und Sicherheit. Aber als ich dann das letzte Studium auch abgebrochen hatte, waren die Sorgen verfolgen. Ich kam mit meinem Nebenjob schon über die Runden. Warum sollte ich mir dann noch Sorgen um Geld machen?

Aber wie lange, denkst du, musst du dich mit einem Nebenjob über Wasser halten? Was ist, wenn die Musik nie zum Leben reicht?
Das ist mir egal. Mir geht es nicht ums Geld, sondern um meine Zufriedenheit. Ja, ich muss sparsam leben und kann mir einige Sachen nicht leisten. Aber die viele Zeit, die ich dadurch habe, ist es mir mehr als wert.

Es geht dir nur um die Zufriedenheit. Oder noch um etwas Anderes?
Zufriedenheit und ein guter Mensch zu sein.

Erfolg ist dir komplett egal?
Wenn du Erfolg als viel Bekanntheit und viel Geld definierst, dann ja. Mich freut es, wenn die richtigen Leute meine Musik finden und sie ihnen "etwas gibt" und ihr Leben bereichert.

Gian

Noisey: Heutzutage ist Musik ein verdammt hartes Business, wieso hast du dich trotzdem dafür entschieden?
Gian: Ich denke meine Hauptmotivation liegt nicht beim Geld. Ich habe vor sechs Jahren entdeckt, dass ich Musik machen möchte, weil es mir eine Bestimmung gibt: Am Ende des Tages habe ich immer meine Musik. An dieser kann ich arbeiten und mich selber weiterentwickeln.

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Was war ausschlaggebend dafür, dass du wusstest, dass du Musik machen musst?
Das ist schwierig zu sagen. Aber es hat sicher damit zu tun, dass es sich super anfühlt, wenn du etwas von A bis Z selber machst. Vor allem, wenn du positives Feedback darauf bekommst.

Denkst du, dass du jemals genug Geld mit Musik verdienst, um davon zu leben?
Von der Musik alleine? Ich rechne nicht damit. Wenn du herausfindest, wie die Finanzen deiner Idole aussehen, ist es eigentlich schockierend. Künstler, die ich als berühmt ansehe, gehen für ihre Welttour wirklich ins Minus. Aber bei mir sind das auch eher Künstler aus der Nische, in der ich mich auch sehe. Nicht das unrealistische Superstarleben.

Du hast dementsprechend einen Plan B?
Auf jeden Fall. Ich habe Philosophie und Englisch in Basel studiert und mache jetzt wahrscheinlich weiter mit Psychologie. Ich brauche einen Ausgleich zur Musik. Irgendwoher muss ich ja meine Inspiration holen.

Was bedeutet für dich Erfolg?
Wenn ich zufrieden mit meiner Musik bin. Beziehungsweise wenn ich immer daran weiter arbeiten kann, ohne die Motivation zu verlieren. Das hängt eigentlich nicht davon ab, welche Bestätigung ich bekomme.

Lou fait du son

Noisey: Wieso bewegst du dich im Musikbusiness?
Lous fait du son: Ich mache Musik für mich, weil ich gerne Musik höre und produziere. Ganz einfach, weil ich es fühle.

Hast du das Gefühl, dass du mal von der Musik leben kannst?
Ich denke, es ist eher schwierig, nur von der Musik zu leben – das können ja nur sehr wenige. Ich meine, Musikunterricht kannst du geben, aber dann lebst du ja nicht wirklich von der eigenen Musik.

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Gibt es einen Plan B, falls es mit der Musik nicht klappt?
Also ich habe mir noch nichts überlegt, aber ich bin noch in der Schule und habe noch ein wenig Zeit.

Was bedeutet für dich Erfolg?
Bis zu einem gewissen Punkt: berühmt sein. So dass die Leute einen kennen, du Live-Auftritte hast, aber auch dass du eine eigene Handschrift entwickelst. Und dass du regelmässig neue Songs produzierst.

Die Gewinner der Demotape Clinic sind Neon-Pop-Queen Jessiquoi (Electronic & Demo of the Year), Chris Karell (Urban), unser sexy Boi Guy Mandon (Pop) und Black Topics (Rock).



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