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Echo-Wahrzeichen Helene Fischer äußert sich endlich zur Antisemitismus-Debatte

Selbst Helene Fischer weiß nicht mehr, wie stolz sie noch auf ihre Echos sein kann. Und das Label BMG will erst mal nicht mehr mit Kollegah und Farid Bang zusammenarbeiten.
Foto: imago | Future Image

Bei all dem Trubel um den Echo, Farid Bang und Kollegah hüllte sich eine Person bisher in Schweigen: Helene Fischer, die mit mittlerweile 17 Trophäen Echo-Rekordhalterin und somit wandelndes Wahrzeichen der Veranstaltung ist. Die Forderungen nach einer Stellungnahme der Schlagersängerin wurden immer lauter. Moderator Peter Illmann teilte mit: "Ich fordere auch von Fischer, sich zu distanzieren", und auch Grünen-Politiker Volker Beck twitterte: "Danke, Marius Müller-Westernhagen! 17 Echos hängen übrigens noch bei Helene Fischer ab."

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Endlich erhört Helene die aufgeheizte Menge und äußert sich zum Echo-Skandal. In einem offenen Brief wendet sich sich an ihre Facebook-Gemeinde. Auch wenn die Schlagerkönigin eigentlich prinzipiell heikle Themen wie diese meide, sei sie sich ihrer "Verantwortung als Künstlerin und vielleicht auch als Vorbild für jüngere Generationen durchaus bewusst." Deshalb stellt sie zunächst klar: "Diejenigen, die mich bei meinen Konzerten besuchen, mich vielleicht auch abseits der Bühne getroffen haben, wissen, wie viel mir der liebevolle und respektvolle Umgang mit Menschen bedeutet." Sie betont, wie wichtig ihr Werte wie Menschlichkeit, Toleranz, Respekt und Gewaltfreiheit seien: "Ganz gleich, woran man glaubt, woher man stammt, welche Hautfarbe man hat oder wen man liebt. Von Herzen habe ich mir für euch nur eines gewünscht: L I E B E!!!"

Anschließend erklärt Deutschlands erfolgreichste Schlagersängerin, dass nicht etwa die Verleihung des Echos an das JBG-Duo das eigentliche Problem gewesen sei, sondern "wie unangemessen und beschämend [sie] es fand, die beiden bei der Preisverleihung auf der Bühne in dieser Art 'performen' zu sehen." Mit dem Auftritt sei "eine ethische Grenze klar überschritten" worden. Vor allem bedrücke sie, dass die Bedeutung des Echos in den Hintergrund geraten sei, und dass die Zeiten, in denen sie auf den Publikumspreis stolz war, vielleicht vorbei seien. Sie hoffe auf eine Überarbeitung der Preisverleihung, um den Musik-Award wieder in ein positives Licht zu rücken.

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BMG pausiert Zusammenarbeit mit JBG-Duo

Nicht nur in der Schlagerwelt, auch in den eigenen Lagern will man sich von Farid Bang und Kollegah distanzieren. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, beschloss das Musiklabel BMG (Bertelsmann Music Group), das den Vertrieb des umstrittenen Albums JBG3 übernahm, die Zusammenarbeit mit den Rappern auf Eis zu legen: "Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen." Dennoch weist die Plattenfirma jegliche Antisemitismus-Vorwürfe zurück: "Meine Mitarbeiter und ich stehen mit den Künstlern in Kontakt, und die distanzieren sich klar von jeder Form von Antisemitismus. Das tun wir auch", sagte Vorstandschef Hartwig Masuch. BMG lege großen Wert auf Künstlerfreiheit und schreibe den Künstlern nicht vor, was ihre Texte enthalten sollten und was nicht.

Auf weitere Nachfrage gab BMG noch ein weiteres, durchaus fragwürdiges Statement ab. Verkaufszahlen übertrumpfen demnach die Frage nach der Moral: "Zweifellos haben einige Songtexte auf JBG3 viele Menschen zutiefst verletzt. Andererseits waren viele Menschen ganz klar nicht so sehr verletzt, insofern, dass es zu einem der meistverkauften Alben des vergangenen Jahres in Deutschland wurde ." Im Klartext: Da die Platte sich gut verkauft habe, könne sie ja so schlimm nicht sein. Genau das hatte der Echo, etwas naiv, vor der Debatte vermutlich auch gedacht.

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