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iOS-Update macht günstig reparierte Bildschirme vom iPhone 8 kaputt

Bei den Telefonen, die nicht im Apple Store repariert wurden, geht plötzlich die Touch-Funktion nicht mehr. Dahinter steckt wohl der Kampf von Apple gegen unliebsame Reparaturshops.
Bild: iFixit

Im vergangenen Jahr sorgte ein iOS-Update für viel Unmut: Bildschirme des iPhone 7 reagierten plötzlich nicht mehr, wenn sie in Shops repariert wurden, die keine offiziellen Apple-Reparateure waren. Der Grund lag nicht in der fehlerhaften Reparatur durch die Werkstätten, sondern in dem Software-Update. Apple schickte beim damaligen Update eine Warnung an die Nutzer, dass Ersatzteile von Drittanbietern durch das Update funktionsunfähig werden könnten. Mehrere Nutzer berichteten kurz nach dem Update tatsächlich, dass ihre Bildschirme unbenutzbar wurden. Das Problem wurde nach einer Woche allerdings durch einen Patch behoben. Trotzdem war die Botschaft des Tech-Riesen deutlich: Software-Updates können Geräte außer Gefecht setzen, die nicht im Apple Store repariert wurden.

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Michael Oberdick hat aus diesem Vorfall Konsequenzen gezogen. Mit seiner Firma iOutlet verkauft er gebrauchte iPhones und bietet auch Reparaturen an. Von dem neuen iPhone 8 lässt er bisher jedoch lieber die Finger, wie er gegenüber Motherboard erzählte. Denn er hatte eine Vorahnung, dass sich die Geschichte des iPhone 7 wiederholen könnte.

Oberdick sollte recht behalten: Das jüngste iOS-Update, das Ende März herauskam, setzt die Touch-Funktion von iPhone 8-Geräten, die mit günstigeren Displays repariert wurden, außer Gefecht oder schränkt sie erheblich ein. Darunter leiden nicht nur die iPhone-Besitzer, die ihr Gerät nun nicht mehr nutzen können, sondern auch Reparaturläden. "Wir hatten bereits 2.000 Rücksendungen", erklärte Aakshay Kripalani, der den Reparaturdienst Injured Gadgets im US-Bundesstaat Georgia leitet, gegenüber Motherboard. "Die Leute sind verärgert. Scheinbar möchte Apple seine Kunden davon abhalten, unabhängige Reparaturdienste zu nutzen."

Laut Oberdick wird jedes iPhone-Display von einem kleinen Mikrochip angetrieben. Er und andere Experten glauben, dass dieser Chip nun die Probleme verursacht. In den vergangenen Monaten konnten unabhängige Reparaturdienste defekte Displays des iPhone 8 problemlos ersetzen – mit dem neuen Update ist das vorbei.

Apples Botschaft ist deutlich: Nur unsere Reparaturen sind sicher

Es bleibt abzuwarten, ob Apple die Funktionalität der betroffenen Geräte durch ein weiteres Software-Update wiederherstellen wird. Diese Unsicherheit ist Teil des Problems: Apple-Geräte, die von einem Drittanbieter repariert werden, werden für die Kunden zu einem Unsicherheitsfaktor – niemand weiß, ob und wann Apple etwas unternehmen wird, um Geräte mit unautorisierten Ersatzteilen lahm zu legen.

Jedes Mal, wenn günstig reparierte iPhones durch ein Update kaputt gehen, kann Apple verkünden, dass nur Reparaturen in offiziellen Apple Stores sicher sind.

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Das iPhone 8 ist nur die jüngste Episode im fortwährenden Kampf zwischen Apple und unabhängigen Reparaturdiensten. Die Läden können nur offizielle Apple-Ersatzteile beziehen, wenn sie bestimmten Bedingungen zustimmen. Darum verwenden viele Läden Ersatzteile von Drittanbietern, die meist genauso gut sind. Teilweise werden sie sogar in der gleichen Fabrik hergestellt wie die Originalteile.

Reparaturen bei unabhängigen Anbietern sind oft günstiger und manchmal auch die einzige tragbare Option. Schließlich gibt es nicht in jeder Stadt einen offiziellen Apple Store und nicht jeder Kunde möchte sein iPhone einmal durchs ganze Land schicken und dann warten.


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Auch das iPhone X bereitet Reparaturdiensten Probleme

Mehrere Reparaturdienstleister sagten gegenüber Motherboard, dass Reparaturen am teuren iPhone X ein absoluter Albtraum seien. Der Umgebungslichtsensor beispielsweise funktioniert nicht mehr, sobald das Display außerhalb eines Apple Stores ausgetauscht wird – selbst wenn ein originales Ersatzteil eingesetzt wird.

Dasselbe gilt für die Frontkamera, über die man das iPhone X über die Gesichtserkennung Face ID entsperren kann: "Die Frontkamera ist mit dem Logic Board verbunden. Tauscht man die Kamera aus, funktioniert Face ID nicht mehr", sagte Oberdick. Nur Apple kann die Kamera reparieren, ohne ihre Funktionalität einzuschränken.

Ein ähnliches Problem gab es im vergangenen Jahr mit dem Home Button des iPhone 7, der ebenfalls mit dem Logic Board verknüpft war. "Es scheint so, als ob Apple es den Kunden absichtlich schwer macht, damit sie Reparaturen von Drittanbietern gar nicht erst in Betracht ziehen", sagte Kev Notton, der die Reparatur-Software RepairMapr entwickelt hat, gegenüber Motherboard. "Das macht mir Sorgen, weil sie als Hersteller am Ende alle Karten in der Hand halten."

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