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Rechtsextremismus

Ein junger AfDler verkauft online "identitäre" Mode

Der Slogan: "Zusammen machen wir Deutschland wieder hip!"

So langsam haben sie bei der Jungen Alternative (JA) in Berlin ein echtes Problem: Immer mehr von ihren Mitgliedern entpuppen sich als sogenannte "Identitäre". Nachdem einer der Vorstände deshalb gerade zurückgetreten ist, ist jetzt herausgekommen, dass ein anderer online Klamotten für Identitäre verkauft.

Eigentlich hat die Junge Alternative sich schon vor fast einem Jahr öffentlich von der "Identitären Bewegung" (IB) distanziert – allerdings nur, weil der Verfassungsschutz die IB mittlerweile als rechtsextrem einordnet und beobachtet. "Wir sind es den Soldaten, Polizisten und Beamten unter uns schuldig, eine klare Linie zu ziehen", hatte der JA-Vorstand Markus Frohnmaier deshalb im Juli 2016 erklärt. "Und das machen wir auch."

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Ganz so klar scheint die Linie dann aber doch nicht zu sein, und zwar vor allem in Berlin nicht. Letzten Freitag trat das JA-Vorstandsmitglied Jannik Brämer zurück, weil bekannt geworden war, dass gegen ihn ermittelt wird: Er soll den LKW bei der jüngsten Identitären-Aktion vor dem Justizministerium gefahren haben. Bei seinem Fluchtversuch soll er fast einen Zivilpolizisten überfahren haben.

Zeit Online hat jetzt herausgefunden, dass Kai Laubach, der als kooptiertes Mitglied im Vorstand sitzt, einen Online-Shop für Mode betreibt. Die T-Shirts, die er verkauft, sind zwar besonders scheußlich – aber offenbar geht es auch eher um die Motive, die Laubach darauf drucken lässt. Und die sind eindeutig von den Ideen der Identitären inspiriert.

Was Rechtsextreme "hip" finden | Screenshot von der "Deutsches Gewand"-Webseite

"Deutsches Gewand" heißt die Marke, und außer Deutschtümelei hat der Online-Shop bis jetzt auch noch nicht allzu viel zu bieten (der Link zum eigentlichen Shop funktioniert noch nicht). "Das Deutsche Gewand setzt sich für die Rückeroberung des kulturellen Raumes der Deutschen ein", heißt es auf der Facebook-Seite. "Zusammen machen wir Deutschland wieder hip!", lautet der Slogan auf der Website.

"Deutsches Gewand wird von einem langjährigen und vielseitig engagierten Aktivisten aus Berlin entworfen", heißt es auf der Seite weiter. Wenn man das Impressum anklickt, taucht Kai Laubachs Name auf. Aber obwohl Laubach im Vorstand der Jungen Alternative sitzt, bezieht sein Label seine Inhalte direkt von den Identitären.

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Auf Facebook hat das Label zum Beispiel einen Werbeclip hochgeladen, der hauptsächlich aus Bildern von der Identitären-Aktion vor dem Justizministerium besteht – unterlegt mit aggressiver, aufrüttelnder Musik. Über den Bildern liegt der Text: "Die Reconquista hat begonnen. Gegen alle Widerstände. Verteidige dein Land".

"Reconquista" ist einer der Lieblings-Kampfbegriffe der Identitären. Sie beziehen sich damit auf die Verdrängung der Muslime aus Spanien und Portugal im Mittelalter, um ihre Botschaft zu senden: Die Muslime bedrohen Europa heute erneut, und die Europäer müssen den Kampf aufnehmen. Auch wenn die Identitären sich also gerne als "hip" darstellen – im Grunde teilen sie die islamophobe und fremdenfeindliche Gesinnung von Pegida und Co.

Kai Laubach hat schon früher offen gezeigt, dass er der IB nahesteht oder sogar zu ihren führenden Mitgliedern in Berlin gehört. Man kann ihn in einem Mobilisierungsvideo vom Juni 2016 sehen, in dem er dazu auffordert, "den Widerstand an die Schaltzentrale der politischen Schlepper-Mafia heranzutragen".

Kurz danach hatte der JA-Chef Frohnmaier die Parole ausgegeben, man distanziere sich ab jetzt klar von der IB. In Berlin hat das offenbar niemand ernst genommen: Direkt nach seiner Wahl ins Abgeordnetenhaus im September erklärte der Berliner JA-Vorsitzende Thorsten Weiß in einem Interview mit dem rbb, es sei "überhaupt nicht verwerflich", wenn AfDler und Identitäre "Veranstaltungen gegenseitig besuchen oder gemeinsam an Demonstrationen teilnehmen". Im Mai postete Weiß dann ein Foto auf seiner Facebook-Seite, das ihn und vier andere AfDler beim Grillen mit den Berliner Identitären zeigt. Als der rbb ihn danach fragte, tat Weiß so, als habe er von seinem eigenen Foto nichts gewusst. Die "mutmaßliche Teilnahme von Mitgliedern der sogenannten Identitären Bewegung" an dem Gartenfest der Jungen Alternative stimme ihn "sehr besorgt", sagte er damals. Und weiter: "Sollten die Vorwürfe zutreffen, müssen wir von einem vorsätzlichen Versuch der IB ausgehen, die JA und die AfD durch ihr unerkanntes Einsickern öffentlich für sich vereinnahmen zu wollen."

Die Nebentätigkeiten der JA-Mitglieder Jannik Brämer und Kai Laubach zeigen, dass von "Einsickern" der Identitären in die JA gar keine Rede mehr sein kann. Die Rechtsextremen sind längst unter ihnen.

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