Popkultur

Wir haben einen Polizisten gefragt, was er vom Vorgehen seiner Kollegen gegen Fler hält

Der Rapper bedroht und beleidigt die Beamten. Die bleiben fast schon verstörend ruhig.
Fler legt sich mit zwei Polizisten an
Screenshots: Twitter

Wenn man sich anhört, welche Worte Fler am Sonntag Berliner Polizisten an den Kopf warf, klingt das fast schon nach Brainstorming für einen neuen Diss-Track: "Fanboy, Schwanz, Stalker, Lappen". Dazu kommen diverse Drohungen aus der "Ich mach dich kaputt"-Schublade. Die Polizisten legen Fler zwar Handschellen an, lassen ihn aber reden, drücken ihn nicht zu Boden, erheben noch nicht einmal ihre Stimme. Viele, die sich die Festnahme auf Video anschauen, können kaum fassen, was sich die Polizisten alles gefallen lassen.

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Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei in Berlin, findet das Vorgehen der zwei jungen Polizisten "ruhig und professionell". Die Strategie der Berliner Polizei beruhe auf Deeskalation. Aber heißt Deeskalation auch, dass sich die Männer und Frauen, die das Gewaltmonopol des Staates durchsetzen sollen, lautstark als "Lappen" bezeichnen lassen sollen? "Es war eine spezielle Lage, weil Flers Begleiterin alles gefilmt hat", sagt Jendro. "Wenn die Kollegen rabiat vorgegangen wären, hätten wir jetzt vielleicht eine Debatte um Polizeigewalt."

Jendro berichtet auch, dass Berliner Polizistinnen und Polizisten täglich beleidigt oder attackiert werden. "Natürlich wird am Ende nicht jeder einzelne Fall juristisch verfolgt. Sonst würden die Gerichte ja nichts Anderes machen." Es hänge immer vom Kontext ab. In diesem Fall werde es sicherlich eine juristische Klärung geben, sagt Jendro. Und er fügt an: "Wenn Menschen nicht kooperieren, sieht eine Festnahme der Polizei auf Video nie gut aus." Schon interessant zu erfahren, was eine laufende Handykamera also für Auswirkungen auf einen Polizeieinsatz hat.

Es gibt bei der Fler-Festnahme noch eine besondere Pointe. Die Videos, die das Geschehen zeigen, liefen zuerst auf einem Rap-Portal, und nur einen Tag später kündigte Fler ein neues Album an. Ein Schelm, wer nun an Marketingstrategie denkt. "Fler will mit dieser Inszenierung ganz bewusst seine Platte bewerben", glaubt auch Jendro. "Vielleicht sollte der Rechtsstaat in einem halben Jahr bei entsprechendem Urteil auch mal PR machen."

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Wer am Ende am längeren Twitter-Hebel sitzt, wird sich zeigen – zunächst aber legen beide Seiten nach. Fler veröffentlichte ein Bild, das beweist, dass er eigentlich einen Führerschein hat, was einer der Konfliktpunkte zwischen ihm und der Polizei war.

Dumm nur: Abgeholt hat Fler seinen Lappen noch nicht.

Und übrigens: Auch die Berliner Polizei kann twittern.

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