FYI.

This story is over 5 years old.

Frauentag

Die heulsusigsten Reaktionen zum neuen Feiertag am 8. März

Berlin gibt Menschen aller Geschlechter am Frauentag frei und vor allem Männer fühlen sich dadurch benachteiligt.
Ein Jutebeutel mit einer Faust und einem Venus-Zeichen beim Frauenkampftag
Foto: imago | IPON (bearbeitet)

Gute Nachrichten für Berlin-Bewohnende jeglichen Geschlechts: Am Donnerstag hat das Abgeordnetenhaus beschlossen, den Frauentag am 8. März zum gesetzlichen Feiertag zu ernennen. Für manche Menschen bedeutet das: mehr Zeit, um Aufräum-Serien auf Netflix zu gucken, mit Billigsekt vorm Späti rumzuhängen oder vor dem Brandenburger Tor feministische Forderungen zu brüllen. Für andere scheint der neue Berliner Feiertag die größte Ungerechtigkeit seit der Veröffentlichung des neuen Gillette-Werbespots zu sein.

Anzeige

Anders lässt es sich nicht erklären, dass User und Userinnen in den Kommentarspalten schimpfen, als hätte das Abgeordnetenhaus nicht einen neuen Feiertag, sondern die Absetzung des Bachelors beschlossen. Wir haben die heulsusigsten Reaktionen aus den sozialen Netzwerken für euch zusammengetragen und kategorisiert:

1. Wenn wir schon Frauentag feiern, können wir auch einen Bier-, Bratwurst-, Lappen-, etc. pp.-Tag haben

facebook screenshot
facebook screenshot
facebook screenshot

Über die Sinn- und Unsinnigkeit deutscher Feiertage kann man sich durchaus streiten: Was sagt es über uns, wenn wir jedes Jahr drei Tage lang das Ergebnis einer jungfräulichen Geburt zelebrieren? Feiern wir an Ostern die Auferstehung eines judäischen Wanderpredigers, weil wir die Grenzen des Möglichen so sehr achten wie Geschwindigkeitsbeschränkungen auf unseren Autobahnen?

Uns ist das egal. Wir nehmen jeden Feiertag, denn an einem Feiertag hat man frei – und hey, ist das nicht das Schöne daran, ihr Nörgler? Unseretwegen muss niemand wissen, wer Clara Zetkin war (sozialistische Initiatorin des Frauentags), warum es den neuen Feiertag überhaupt gibt (für die Rechte und Würdigung der Frau) und warum er deshalb eventuell wichtiger ist als die Einführung eines nationalen Zahnschmerzfeiertags (OK, das sollte man schon wissen). Den Meistern des Whataboutismus ist das wahrscheinlich ohnehin egal. Sie fordern zusätzliche Feiertage für alle möglichen Dinge, von Mundwasser bis hin zu produktivem Sackkratzen. Lol, weil Frauenrechte auch so ein Stuss sind, versteht ihr. Dabei könnten sich selbst Berliner Maskulinisten darüber freuen, dass sie in Zukunft mehr Zeit haben, um alte Mario-Barth-Shows zu bingewatchen.

Anzeige

2. Ausgerechnet Berlin!!! Haben die nicht den Flughafen verbummelt und Schulden, geht mal alle mehr arbeiten!!!!!!

facebook screenshot
facebook screenshot
facebook screenshot
facebook screenshot

Ja, ja. Berlin hat einen unfertigen Flughafen, eine amateurhafte Fashion Week und die Hälfte der Bevölkerung knallt sich jedes Wochenende drei Tage lang im Berghain weg. Schenkelklopfer! Was ihr dabei überseht: Auch unorganisiertes Arbeiten ist anstrengend, und wir haben uns den zusätzlichen freien Tag mehr als verdient. Außerdem war Berlin bisher das Bundesland mit den wenigsten Feiertagen überhaupt. Wir haben den Bayern ihren Horst abgenommen und bieten Frauen aus Nordrhein-Westfalen von 11. November bis Ostern einen karnevalhassenden Unterschlupf, wenn sie den besoffenen Spongebobs in ihrer Heimat entkommen möchten. Gönnt uns doch auch EIN-MAL was.

3. Das ist D-I-S-K-R-I-M-I-N-I-E-R-E-N-D

facebook screenshot
facebook screenshot

Nicht nur in der vergangenen Woche haben wir gesehen: Manche Männer gönnen Frauen nicht einmal Parkplätze, an denen sie vor Vergewaltigungen zumindest etwas besser geschützt sind als in der hinterletzten Ecke einer schlecht beleuchteten Garage. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch ein Feiertag für die Gleichwertigkeit und Rechte der Frau für manche Kerle so erfreulich ist wie eine im Reißverschluss eingeklemmte Vorhaut. Sie finden den Frauentag als Feiertag "diskriminierend", weil es eben keinen ausgleichenden "Männertag" gibt, und sehen ihn als ein Zeichen dafür, wie ungerecht Männer in Deutschland behandelt werden. Dabei vergessen sie offenbar, dass selbst Berliner, die sich nicht als Frau definieren, am 8. März zu Hause bleiben dürfen.

Anzeige

4. Und was ist mit den anderen drölf Geschlechtern? Zwinker Zwinker

facebook screenshot
facebook screenshot
facebook screenshot

Als der Bundestag im Dezember beschloss, dass Menschen sich künftig nicht mehr nur auf die Geschlechtsbezeichnungen "männlich" und "weiblich" festlegen müssen, erschütterte das das Weltbild vieler empörter Deutscher. Wie sollten sie sich jemals im Leben zurechtfinden, wenn sich andere Menschen keinem Geschlecht zugehörig fühlen? Die gute Nachricht: Offenbar haben sie die Krise überwunden. Die schlechte: Sie halten Witze über "Feiertage für die anderen 80 Geschlechter" für ein unterhaltendes Argument gegen den neuen Berliner Feiertag.

5. LOL, ob die Clans das wohl gut finden, jetzt wo sie die Stadt regieren?

facebook screenshot
facebook screenshot
facebook screenshot

Es mag in der Bild-Zeitung oft einen anderen Eindruck erwecken, aber: Man kann sich in Berlin durchaus in einen Imbiss in Neukölln setzen, ohne dabei mit dem Köftespieß erstochen oder von einem Clan-Mitglied zum Drogenhandel gezwungen zu werden. Man munkelt sogar, dass sich Frauen in verschiedenen Parkanlagen oben ohne sonnen dürfen, wenn das (deutsche) Ordnungsamt gerade nicht in der Nähe ist.

In den dunkleren Ecken des Internets scheinen diese Informationen allerdings noch nicht angekommen zu sein. Dort befürchten User, der Frauentag erhitze die Gemüter mysteriöser Frauenhasser-Clans. Mag sein, dass Noureddine und Yasser den Frauentag genauso beschissen finden wie Johannes und Peter. Aber wenn die Frauen mit ihren Frauenparkplätzen und dem Feiertag mit dem bösen F-Wort im Namen die Weltherrschaft an sich reißen, werden Männer ja ohnehin nicht mehr gefragt.

Anzeige

6. Frauenparkplätze, Wahlrecht, Muttertag … wann habt ihr Frauen endlich genug?

facebook screenshot
facebook screenshot
facebook screenshot
facebook screenshot

Damit wären wir auch beim letzten Argument der Feiertagsverweigernden angekommen. Denn abgesehen davon, dass die Gesellschaft sich mal um mehr Männer in Führungspositionen und Förderprogrammen kümmern sollte, hat sie offenbar auch eine andere wichtige Aufgabe vergessen: darauf achten, dass Frauen UNTER KEINEN UMSTÄNDEN zu viel von etwas bekommen. Frauen dürfen arbeiten gehen, die Regierung mitbestimmen und beim Sex auf einen Orgasmus bestehen (solange sie dabei auf den Mann Rücksicht nehmen). WAS WOLLEN SIE DENN NOCH?????

Das können wir euch sagen: Frauen wollen uneingeschränkte Gleichberechtigung. Weniger Rumgeheule, wenn ihnen dabei geholfen wird. Und, wenn dann alle glücklich sind: Gerne auch einen Männerfeiertag, wir dürfen dann schließlich auch zu Hause bleiben.

Folge VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.