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Sex

Doms und Subs erzählen, wann BDSM-Sex für sie romantisch ist

Weil ein "Ich liebe dich!" schon mal die Stimmung versauen kann. Subs und Doms verraten uns ihre süßesten Geheimnisse.
Eine gefesselte Frau mit Fetischmaske und Blumen zwischen den Zähnen, sie ist ein Sub und lässt sich beim Sex gerne von Doms unterwerfen
Foto mit freundlicher Genehmigung von Goddess Aviva

Bei ersten Dates ist es eine beliebte Frage: "Bist du ein romantischer Mensch?" Aber was ist schon romantisch? Für die einen sind es rote Rosen und Pralinen, für die anderen ist es geknebelt und so lange mit der Reitgerte geschlagen zu werden, bis blutrote Striemen über den Rücken laufen.

Wir haben ein paar Doms und Subs gefragt, wie sie zwischen Schmerzen und Erniedrigungen auch Liebe, Zuneigung und ihre romantische Seite zeigen.

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Angelica, 26, Berlin

VICE: Gibt es etwas, das du als Sub besonders romantisch findest?
Angelica: Meine ganze Sexualität basiert auf Dingen, die ich eigentlich nicht mögen "dürfte". Zum Beispiel liebe ich es, als Objekt behandelt, gefesselt und dann verschmäht zu werden. Wenn ein Partner auf diese Dinge eingeht und sie mit mir erkundet, dann ist das in meinen Augen romantisch. Wenn ein Partner sich nur für sich selbst und seine Fantasien interessiert, dann ist das das Gegenteil.

Hast du eine bestimmte Art, deinem Dom deine Liebe zu zeigen oder romantisch zu sein?
Die Dom/Sub-Beziehung erreicht diese Ebene meiner Erfahrung nach, wenn sie über die üblichen Spiele hinausgeht. Zum Beispiel, wenn man bestimmte Sexakte nur mit einer Person macht, gemeinsam Spielzeug kauft oder zusammen Partner für einen Dreier sucht. Totales Vertrauen und Unterwerfung finde ich auch sehr romantisch. Wenn ich gefesselt bin, schaue ich meinen Dom voller Bewunderung an.

Auf welche Art zeigt dir dein Dom seine Zuneigung oder Liebe?
Mit Küssen, Kuscheln und liebevoller und gründlicher Nachsorge. Wenn er einen Schwerpunkt auf meine Lust und meine Bedürfnisse legt. Indem er mir Komplimente macht, bevor er mich würgt oder meinen Mund fickt. Ein Dom hat mich Sexspielzeug aussuchen lassen, das ich dann behalten durfte. Er hat mich einen Gürtel wählen und meinen Namen drauf schreiben lassen. Ich finde das süß – wie wenn man den Namen seines Schwarms auf das Schulpult schreibt.

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Haben auch traditionellere Zuneigungsbekundungen ihren Platz in einer Dom/Sub-Session?
Definitiv! Vor allem während besonders intensiver Sessions. Küssen und Streicheln können Aufmunterung sein – oder auch einfach dazu dienen, sich zu vergewissern, dass alle noch Spaß haben.

Chris, 34, und Jen, 36, London, Großbritannien

VICE: Was führt ihr für eine Beziehung?
Jen: Wir sind seit sieben Jahren zusammen und spielen als Dom/Sub.

Und wer ist wer?
Chris: Jen ist die Sub, was mich dann zum "Dom" macht.
Jen: Warum machst du Gänsefüßchen? Das bist du doch.
Chris: Sorry, ich war kurz schüchtern.

Inwiefern unterscheidet sich Liebe und Romantik bei euch von einem Vanilla-Paar?
Jen: Wenn wir nicht gerade in einer Spielszene sind, kauft mir Chris auch Schokolade oder Blumen wie jeder andere Freund. Beim Sex führt er mich vielleicht an einer Leine rum und streichelt mich wie einen Hund. Für mich sind beide Dinge ein Ausdruck von Liebe und Zuneigung.
Chris: Ja, wir können romantisch wie jedes andere Paar sein, aber wir haben auch eine Ebene, die etwas von der Norm abweicht.

Was für romantischen Sachen machst du denn, Chris?
Chris: Vielleicht sollte Jen das beantworten. Bin ich romantisch?
Jen: In einer Spielszene bist du nie auf diese überschwängliche "Ich liebe dich"-Art romantisch, aber ich finde es sehr romantisch, wie du mich behandelst und lobst. Du weißt genau, was ich mag. Für mich ist es genauso süß, wenn du mir Schokolade kaufst, wie wenn du …
Chris: Ich dich mit einem Paddel schlage?
Jen: [Lacht] Genau!

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Und wie zeigst du Chris deine Zuneigung?
Jen: Als Bottom unterwerfe ich mich ihm völlig in einer Spielszene. In meinen Augen ist das die ultimative Liebe. Es ist Bewunderung und Anerkennung.

Gibt es Dinge, die ihr romantisch findet, die es auf den ersten Blick vielleicht nicht sind?
Jen: Sich anspucken lassen? Generell degradiert zu werden, denke ich. Ich fühle mich richtig verliebt, wenn ich spüre, dass ich Chris all diese Dinge mit mir anstellen lassen will.
Chris: Es geht vor allem darum, Grenzen gemeinsam auszuloten. Auch wenn die Sachen an sich vielleicht herabwürdigend sind, haben wir vollstes Vertrauen ineinander und wissen genau, was die andere Person will. Ich denke, dieses Vertrauen ist für uns Liebe.

Haben auch traditionellere Zuneigungsbekundungen Platz in Dom/Sub-Szenarien bei euch?
Chris: Ich denke schon. Unser Fetisch spielt mit allen Elementen der Liebe – Vertrauen, Leidenschaft, Anerkennung. Wir tun das nur auf eine extremere Art.
Jen: Ja, ich denke das Vertrauen und die Anerkennung, die ich ihm in einer Szene zeige, sind nur eine Übertreibung der Hingabe und Liebe, die wir füreinander als Partner empfinden.

Goddess Aviva, New York

VICE: Du bist eine professionelle Domina?
Goddess Aviva: Ja, aber auch privat. Beruflich sind die Subs meine Kunden und sie bezahlen mich für unsere gemeinsame Zeit. Aber ich habe auch einen Devoten, der mir privat dient. Er geht Lebensmittel kaufen oder kommt vorbei und putzt meine Wohnung. Er kauft mir Geschenke und macht Erledigungen für mich.

Was hat dein Sub davon, wenn er dir Lebensmittel einkauft?
Eine devote Person empfindet große Lust am Dienen. Mein Sub gehört zu der Art von Menschen, die andere glücklich machen wollen. Er ist extrem empathisch. Es macht ihm große Freude, mir eine Freude zu bereiten. In unserer Dynamik haben wir Interaktionen, in denen ich erhöht und er niedergemacht wird, aber für ihn fühlt sich das gut an.

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Beruht das jemals auf Gegenseitigkeit?
Ja, es gibt Dinge, die ich für ihn tun kann, durch die er sich umsorgt und wertgeschätzt fühlt. Das können Aufgaben sein, die ich ihm gebe, oder Lob. Ich lasse ihn manchmal meine Füße massieren, wenn er meine Wohnung geputzt hat. Er hat einen Fußfetisch. Das ist also eine Belohnung für ihn und ein Ausdruck meiner Wertschätzung für seine Arbeit. Wenn er mir dient, achte ich darauf, dass er genug trinkt. Ich fülle ständig das Wasser in seinem großen Hundenapf auf und gebe etwas Spucke von mir dazu. Das liebt er, weil ich ihm damit einen Teil von mir gebe. Das kann auch ein Ausdruck von Liebe sein.

Euer Arrangement kann also auch liebevoll sein?
Ja. Von seiner Seite gibt es die typischeren Zuneigungs- und Liebesbekundungen. Wenn er vorbeikommt, um mir zu dienen, bringt er immer frische Blumen mit. Ich habe auch eine Wunschliste, von der er mir Geschenke besorgt. Alles relativ normale Zuneigungsbeweise.

Und wie läuft das andersherum?
Eine Domina kann vor allem bei der Nachsorge ihre Liebe zeigen. Wenn du dich nach einer Spielszene oder Session um deinen Sub kümmerst, kann das sehr romantisch, liebevoll und intim sein.

Haben traditionelle Liebes- oder Zuneigungsbekundungen einen Platz in Sessions?
Verbale Affirmation, Gesten und Geschenke gehören allesamt zur Sprache der Liebe. Manches davon kann genauso auch in Vanilla-Beziehungen stattfinden, andere gehören eindeutig in den Fetischbereich. Die Wortwahl ist bei uns vielleicht etwas anders, aber im Grunde läuft es bei uns nach ähnlichen Mustern.

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Gibt es Dinge, die du deinen Sub machen lässt, die du besonders romantisch findest?
Ich finde Cuckolding sehr romantisch, also wenn du mit anderen schläfst und dein Partner das weiß und sogar will. Wenn mein Sub sich das wünscht, stärkt das extrem unser Verhältnis. Sehr romantisch ist es für mich zum Beispiel, meinen Sub mein Badediener sein zu lassen und mir zu helfen, mich für ein Date fertig zu machen. Dazu gehört ein sinnliches Bad, bei dem mir mein Diener meine Füße schrubbt, meinen Körper einölt und mit mir die Dessous für das Date mit dem anderen Mann aussucht.

Laura, Hamburg

VICE: Du bezeichnest dich als Sub. Wie zeigst du deinem Dom romantische Gefühle?
Laura: Im Alltag ist es wie bei jeder anderen Beziehung durch Küssen, Kuscheln und sich umeinander sorgen. Wenn ich in einer Vollzeit-Dom/Sub-Beziehung leben würde, sähe es wohl anders aus. Manchmal schicke ich ihm auch versaute Bilder oder Nachrichten [lacht]. Oder ich erfülle Aufgaben, die er mir gegeben hat. Während unserer Sessions bin ich gehorsam, diene ihm und achte darauf, dass er Spaß hat. Für ihn gehe ich an meine Grenzen.

Wie zeigt dir dein Dom seine Zuneigung?
Während oder nach einer Session, wenn wir zurück auf Augenhöhe kommen, erfüllt ein Kuss auf die Stirn oder Kuscheln einen anderen Zweck. Und weil sie im starken Kontrast zu dem Vorangegangenen stehen, fühlen sie sich noch intimer, romantischer und noch echter an.

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Gibt es ungewöhnliche Dinge, die du romantisch findest?
Wenn er die Tränen wegwischt, die er verursacht hat. Oder wenn er mir intensiv in die Augen schaut, bevor er mir Schmerzen zufügt.

Haben auch traditionellere Zuneigungsbekundungen für dich einen Platz in einer Session?
Definitiv, aber nicht ständig. Das würde nicht zu der Dynamik einer Session passen, wie ich sie mag. Durch den starken Kontrast wirken sie noch intensiver.

Was ist das Romantischste, was man für dich in einer Spielszene machen kann?
Einen Kuss auf die Stirn geben. Irgendwie kommt es immer darauf zurück.

Trey, 27, und Louis, 39, Vancouver

VICE: Jungs, beschreibt doch kurz, was für eine Beziehung ihr führt.
Louis: Ich würde sagen, unser Sexleben folgt einer extremen Dom/Sub-Dynamik, aber ansonsten sind wir ein ziemlich normales Paar.
Trey: Ja, wir sind nicht nur Sexfreaks. Wir gehen auch mal zusammen Essen und so.

Louis, du bist der dominante Part in eurem Arrangement?
Louis: Genau. Ich habe ein paar Subs, aber Trey und ich führen außerdem noch eine romantische Beziehung miteinander.

Hat der romantische Aspekt eurer Beziehung auch Platz in euren Sessions?
Trey: Nein [lacht]. Wir machen ziemlich extreme Sessions, bei denen es größtenteils um Schmerzen, Degradierung und sexuell abweichendes Verhalten im Allgemeinen geht.
Louis: Wir sparen uns das für danach auf und belohnen uns mit liebevoller Nachsorge. So gleichen wir das aus. Unsere Beziehung würde ich als sehr liebevoll beschreiben.
Trey: Deswegen kann ich mit Louis auch so spielen, wie wir es tun.

Ihr würdet in einer Session also niemals eure Liebe zeigen?
Trey: Darauf stehen wir einfach nicht. Liebe ist außerdem sehr subjektiv. Was Louis mit mir macht, könnte man als "liebevoll" bezeichnen, weil er genau weiß, dass ich es mag. Aber eigentlich bewegen sich unsere Sessions in einem Rahmen, in dem sich objektiv nichts als "liebevoll" bezeichnen lässt.
Louis: Es herrscht natürlich großes Vertrauen zueinander und alles geschieht einvernehmlich, für klassische Romantik ist allerdings kein Platz.
Trey: Aber sobald wir fertig sind: definitiv! Wir kochen und kuscheln miteinander und tun auch alle anderen Dinge, die Paare so tun.

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