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Verbrechen

Räuber klauen Idee bei 'Aktenzeichen XY', um die eigene Verwandtschaft zu überfallen

Nicht nur Gelegenheit – auch Fernsehen macht Diebe.
Foto: imago | Teutopress

Lange bevor uns Netflix, Focus Online oder der RTL2-Nachtschocker Autopsie über erschütternde Kriminalfälle aus der Nachbarschaft aufklärten, zeigte uns schon Aktenzeichen XY … ungelöst, wie ahnungslose Juweliere und Rentner von üblen Räubern und Mördern heimgesucht werden. Seit rund 50 Jahren gibt es die Sendung, die in düsteren – teils übertriebenen – Einspielfilmen echte Verbrechen nachstellt, um nach den Tätern zu suchen. Ein Fall in Frankfurt zeigte jetzt aber, dass das ZDF so nicht nur Täter sucht – sondern auch inspiriert.

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Ein 23-Jähriger hatte in einer Ausgabe gesehen, wie sich ein Räuber als Postbote verkleidet hatte, und wollte dieses "perfekte Verbrechen" mit seinen Freunden nachspielen. Aktenzeichen XY berichtete über einen solchen Fall im Kurort Bad Orb im Jahr 2012 und einen ähnlichen ein Jahr vorher in Essen. Der Trick des "falschen Postboten" ist dabei immer der gleiche: Der verkleidete Täter klingelt mit Paket, weckt mit seiner Postuniform für Vertrauen und wird eingelassen. Und schon können er und ein versteckter Mittäter seine Opfer überfallen.


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Im Frankfurter Fall handelte der Täter besonders perfide – oder dumm: Als Opfer suchte er sich nämlich ausgerechnet die eigene Verwandtschaft aus. Er besorgte gelbe Postjacken als Verkleidung und heuerte zwei Bekannte an, denen er sagte, sein Onkel und sein Cousin seien wohlhabend. Im März und April vergangenen Jahres überfielen die beiden Räuber "mit großer Brutalität" die Verwandtschaft ihres Komplizen, wie die Offenbacher Post berichtet. Sie erbeuteten insgesamt rund 42.000 Euro Bargeld und Schmuck im Wert von mehr als 8.000 Euro. Für die Organisation des Überfalls soll der Aktenzeichen-Zuschauer anschließend einen Teil der Beute bekommen haben.

Vor Gericht räumten die drei Beschuldigten die Tat ein und nannten als Grund ihre hohen Spielschulden. Dass sie Familienangehörige überfallen hätten, bezeichnete der Gerichtsvorsitzende als "ungeheuerlich". Der 23-Jährige wurde zu zwei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt. Die angeheuerten Räuber müssen nach dem Urteil des Landgerichts ebenfalls zwei Jahre bis drei Jahre ins Gefängnis. Damit muss sich Moderator Rudi Cerne in Aktenzeichen XY … ungelöst wenigstens nicht mit dem nächsten Postboten-Fall langweilen.

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