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Berufsschule in Hannover

Ein Lehrer soll seine Klasse zum Hitlergruß aufgefordert und auf WhatsApp bepöbelt haben

"Eigentlich sind es sogar zwei Lehrer, von denen es immer wieder rassistische Äußerungen gab", sagt ein Schüler.
Screenshot: WhatsApp

Für Lehrer gehört es manchmal zum Job, Schülern Druck zu machen. Einen Test mit den Worten "Da werdet ihr richtig gefickt" anzukündigen, ist dann allerdings etwas unorthodox. Dass er eben das getan haben soll, gehört noch zu den harmlosesten Vorwürfen, die derzeit gegen einen Lehrer der Berufsbildenen Schule 3 (BBS) in Hannover erhoben werden. Neben rassistischen Kommentaren soll er Schüler auch zum Hitlergruß aufgefordert haben, berichtet die Hannoversche Allgemeine.

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Die Schulleitung äußerte sich nicht zu den Vorwürfen und verwies auf die Landesschulbehörde. Diese wiederum prüfe laut Hannoversche Allgemeine den Fall. Wir haben einen Schüler gefragt, was an den Vorwürfen dran ist.

"Eigentlich sind es sogar zwei Lehrer, von denen es immer wieder rassistische Äußerungen gab", sagt Janosch am Telefon. Die Namen der beiden Pädagogen sind VICE bekannt. Der 18-Jährige heißt eigentlich anders, aber weil er Angst hat, die Schulleitung oder die betreffenden Lehrer könnten ihm seine berufliche Zukunft verbauen, haben wir seinen Namen geändert. Besonders die vielen relativierenden Kommentare auf Facebook – der Lehrer würde sich nur gegen freche Schüler wehren oder das Ganze sei eine Verleumdungsaktion – haben ihn gestört, deshalb wolle er darüber sprechen, sagt Janosch.


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"Eine Zeit lang war unser Stufenleiter bei uns Vertretungslehrer", sagt Janosch, der wie die anderen Schüler der betroffenen Klasse eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker macht. "Als ein Schüler aus Spaß zu dem Stufenleiter sagte: 'Ich war bei Ihnen zu Hause', antwortete er: 'Kanacken kommen mir nicht in die Wohnung.' Und dann hat er dem Schüler noch den Mittelfinger gezeigt." Wenn Schüler etwas nicht wussten, sei der Vertretungslehrer ausgerastet und habe sie als "Nichtskönner" bezeichnet. Noch ausfallender soll jedoch der eigentliche Klassenlehrer geworden sein.

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Der verheiratete Familienvater habe zu den Schülern gesagt: "'Kuckt euch geile Pornos auf Kopftuchschlampen.com an'", erzählt Janosch. "Einige haben drüber gelacht, ich fand das nicht lustig, das geht gar nicht." Ähnlich pädagogisch zweifelhaft soll sich der Pädagoge auch in einer gemeinsamen WhatsApp-Gruppe mit den Schülern ausgedrückt haben. Als er dort einen Test ankündigte, schrieb er: "Und heute werdet ihr mal gefickt."

Screenshot: WhatsApp

Mehrmals habe der Lehrer vor den Schülern sein T-Shirt hochgezogen und seinen Bauch gestreichelt, sagt Janosch: "Das fanden auch manche lustig und haben ihn dazu öfters wieder aufgefordert. Aber was soll so was? Wir haben auch Minderjährige in der Klasse."

Doch hat der Lehrer wirklich seine Schüler zum Hitlergruß aufgefordert, wie die Hannoversche Allgemeine berichtete? "Er hat nicht direkt den Hitlergruß gemacht", sagt Janosch. "Aber öfter wenn sich jemand mit der linken Hand gemeldet hat, hat er gesagt, in Deutschland wüsste man doch, dass man sich mit dem rechten Arm zu melden hätte. Dann hat er so eine Schwenkbewegung mit der flachen Hand gemacht. Jeder wusste, wie das gemeint war", sagt Janosch. Von anderen Schülern habe er gehört, dass, als im Fach Raumplanung das Wort "Kinderzimmer" zur Sprache kam, der Klassenlehrer gelacht und gefragt hätte, warum man das nicht einfach mit "KZ" abkürzen könnte.

In der Klasse seien auch Flüchtlinge, sagt Janosch, der Lehrer habe die Schüler gebeten, diese zu unterstützen, und sich bei ihnen dafür bedankt. "Er hat sich nicht direkt gegen die Flüchtlinge geäußert, aber ich fand das ganze scheinheilig", sagt Janosch. Einen schwarzen Schüler, der aus dem Sudan stammt, habe der Lehrer auf einem Klassenausflug "N***" genannt. "Für den Schüler war das in Ordnung, aber er kann sich ja auch nicht dagegen wehren." Ein zweiter Schüler, der ebenfalls anonym bleiben wollte, bestätigte gegenüber VICE Janoschs Aussagen.

Mittlerweile interessiert sich die Staatsanwaltschaft für den Fall: "Wir haben die Berichterstattung zum Anlass genommen, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten", sagt Thomas Klinge von der Staatsanwaltschaft Hannover. Man müsse prüfen, ob sich hier jemand strafbar gemacht habe, es spreche aber einiges dafür. Das Zitat aus der Hannoverschen Allgemeinen – "In einer Klasse soll er Schüler aufgefordert haben, sich mit dem Hitlergruß zu melden" – würde als Anfangsverdacht für Ermittlungen schon ausreichen.

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