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Frauen erzählen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung in Zürich

Fast jede meiner Freundinnen hat schon ihre persönliche Erfahrung mit sexuellen Übergriffen machen müssen. Trotzdem ist uns nicht bewusst, wie die Rape Culture vorherrscht.
Foto von theater ensemble Würzburg

Vor einer Weile habe ich darüber berichtet, wie ich während Kindheit, Pubertät und auch in den vergangenen Jahren immer wieder mit Sexismus und sexuellen Übergriffen zu tun hatte. Ich habe mich gefragt, ob ich eklige Spinner und brenzlige Situationen irgendwie anziehe. Ich habe mich gefragt, wieso es immer wieder mich erwischt. Deshalb habe ich mich umgehört und meine Freundinnen gefragt, ob sie jemals mit Sexismus oder sexuellen Übergriffen konfrontiert wurden.

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Foto: DIRECTMEDIA | Wikipedia | Public Domain Mark 1.0

Anke (Flugbegleiterin): „Mir ist es mal auf Arbeit passiert, dass mich ein besoffener Passagier angemacht hat und als ich ihn abgewiesen habe, hat er mir an den Arsch gefasst. Das Schlimme dabei war noch nicht mal das Getatsche, sondern dass unsere Vorgesetzte mir die Schuld dafür gab: Ich solle halt nicht zu nett zu den Passagieren sein!"

Lena: „Ich habe auf den Bus gewartet. Schon an der Haltestelle stellte sich ein Typ in meine Nähe. Als der Bus kam, stieg ich ein und er stellte sich direkt neben mich, so dass ich meinen Blick direkt auf ihn richten musste. Da bemerkte ich, dass er eben seinen Penis aus der Hose holte. Ich ging erschrocken zum Ende des Busses und setzte mich in ein Viererabteil. Mir gegenüber sass bereits ein Mann. Der Buswichser setzte sich neben diesen, stellte seine Einkaufstüte so zwischen sich und den anderen Mann, dass ich wiederum volle Sicht auf seinen erigierten Penis hatte. Er begann sich grinsend einen runterzuholen. Ich stieg an der nächsten Haltestelle aus."

Foto: Metro Centric | Flickr | CC BY 2.0

Anne: „Das Aufdringlichste, was mir passiert ist, war, dass mir mal ein Typ direkt zwischen die Beine gefasst hat und sagte: „Hey Baby, ich zeig dir wo deine Klitoris ist."

Helena: „Ich war ziemlich betrunken auf dem Weg zum Nachtbus. Kurz bevor ich zur Haltestelle kam, musste ich an einem kleinen Park vorbeilaufen. Plötzlich sprang ein Mann aus dem Gebüsch. Er hatte sich eine Mütze übers Gesicht gezogen und versuchte mich von hinten, in das Pärkchen zu zerren. Ich war zu betrunken, um nachzudenken. Reflexartig stiess ich meinen Ellenbogen nach hinten und muss wohl seine Nase getroffen haben. Er machte stöhnend einen Abgang."

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Christiane: „Ich wollte eine Freundin im Ausland besuchen und beschloss, per Anhalter zu reisen. Trampen war ich mich gewohnt und ich hatte auch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Ein Typ nahm mich also in seinem Lieferwagen mit. Plötzlich hatte ich seine Hand auf dem Oberschenkel. Er meinte, er täte mir einen Gefallen. Ich sollte diesen gefälligst erwidern. Erst als er begann seinen Penis zu kneten und ich ihn anschrie, liess er mich auf dem Pannenstreifen aussteigen."

Sina: „Erst letzte Woche war ich mit Freundinnen feiern. Ich ging im Club schnell auf Toilette. Als ich kurz vor der Toilettentüre war, lief mir ein Typ entgegen und grinste mich an. Seine zwei Kollegen kamen auch gerade aus der Tür. Der Grinsende meinte zu den anderen:

„Diä isch huere geil. De Ass wett ich mal drucke."

Die Anderen lachten. Als ich mich an ihnen vorbeischob, hielten mich die beiden Idioten fest, um ihrem kaputten Anführer seinen Wunsch zu erfüllen. Er kniff mir in den Po, schlug mir noch einmal auf den Hintern und verzog sich dann grölend."

Eliane: „Vor etwa einem Jahr bin ich mit dem Tram zur Uni in Oerlikon gefahren. Kurz vor der Haltestelle hielt das Tram an einer Ampel an. Ich sass an einem Einzelplatz rechts im Tram und hatte freie Sicht auf die ebenfalls stehenden Autos. Im äusseren Blickwinkel bemerkte ich Bewegungen des Autofahrers, der genau auf meiner Höhe gehalten hatte. Ich schau also zu ihm und sehe, dass er seinen Schwanz rausgeholt hat und sich beginnt einen runterzuholen, während er mich anstarrt. Ein sehr unschönes Erlebnis. Ich fühlte mich so hilflos, ich wollte ihn anschreien oder mich irgendwie wehren, aber ich sass ja im Tram.

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Amira: „Mir ist es schon zweimal passiert, dass sich Männer im vollen Tram hinter mich gestellt und dann ihre Latte an mich gedrückt haben. Der eine hat sich dann sogar an mir gerieben. Das erste Mal als das passierte, war ich vielleicht 12 und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Nach einer Station bin ich dann einfach ausgestiegen. Beim zweiten Mal hab ich mich umgedreht und ihm in die Augen gestarrt. Ich wollte was sagen, aber mir kamen keine Worte über die Lippen. Ich ging dann ans andere Ende im Tram. Beide Male waren es Männer zwischen 40 und 50. Das hat mich schon geprägt. Ich reagiere jetzt ziemlich allergisch, wenn sich in öffentlichen Verkehrsmitteln ein Mann direkt hinter mich stellt."

Nadja auf Twitter: @NadjaBrenn

Vice Switzerland auf Twitter: @ViceSwitzerland


Foto von theater ensemble Würzburg | Flickr | CC BY-SA 2.0