Die regierende Syriza hatte vor der Wahl auch kein Problem mit legalem Gras. Vertreter der Partei haben unter anderem diesen Aufruf unterzeichnet und waren mit Rednern auf verschiedensten „Legalize"-Veranstaltungen vertreten. Selbst Ministerpräsident Tsipras hat sich schon auf dem „Anti-Prohibitionsfestival" blicken lassen, bevor er in Amt und Würden war.
Sie werden richtig viel Geld einnehmen. Colorado hat mit seinen 5,5 Millionen Einwohnern aus Cannabis-Verkäufen im ersten Jahr geschätzte 58 Millionen Dollar direkte Steuern eingenommen und 700 Millionen umgesetzt, obwohl es dort längst noch nicht im ganzen Staat Coffeeshops gibt. Griechenland hat knapp 11 Millionen Einwohner.
Die Produktion von Cannabis wäre aufgrund des warmen Klimas sehr kostengünstig. In nördlichen Breitengraden wie in Colorado oder Washington braucht der Anbau von Gras extrem viel Strom.
Tsipras könnte sich nicht mehr bei Putin blicken lassen.
Die Niederlande als einziger Produzent von medizinischem Cannabis schaffen es jetzt schon nicht mehr, die registrierten Patienten anderer EU-Länder wie Deutschland, Finnland oder Tschechien mitzuversorgen.
Kreta verfügt in den Bergen sowieso schon über eine kleine, aber feine Infrastruktur zum Grasanbau.
Schäuble würde den griechischen Ministerpräsidenten weiß glühend zum Duell fordern, um die „irre Idee des radikalen Griechen" sofort und ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.
Michalis Theodoropoulos: Syriza hat als Gesamtpartei noch keine klare Position zu Cannabis. Als Partei ist Syriza noch relativ neu. Sie ist ein Bündnis aus Neo-Kommunisten, radikalen und gemäßigten Links-Parteien. Der größte „Flügel" innerhalb Syriza besteht aus ehemaligen Synaspismos-Mitgliedern, so wie Tsipras und Papadimoulis. Die unterstützen die Legalisierung und haben auch unsere Petition unterzeichnet. Genau wie der grüne Umweltminister Tsironis. Das Problem sind die kleineren Parteien innerhalb des Bündnisses. Sie sind gegen eine Regulierung und folgen den Hardrcore-Kommunisten (Anm.: Die sind grundsätzlich gegen alle Drogen). Auch Syrizas Koalitionspartner, die Rechtsaußen-Rassisten von ANEL, sind diesbezüglich ein Problem.
Genau. Aber die Parteijugend und das Menschenrechtskomitee von Syriza haben, so wie immer seit 2010, unsere Veranstaltung offiziell unterstützt. Wir haben das Festival 2015 von „Anti-Prohibitionsfest" in „Cannabis Protestival" umbenannt. Schnell haben konservative Medien behauptet, Syriza unterstütze eine Cannabis-Veranstaltung. Aber die Partei hat sowieso kein gemeinsames Konzept. Justizminister Paraskevopoulos hat neulich auf eine Anfrage geantwortet, die jetzige Gesetzeslage sei zufriedenstellend. Er selbst hatte 2011 noch vorgeschlagen, Cannabis zu entkriminalisieren.Gibt es denn eine parteiinterne Diskussion?
Nein, die schweigen sich aus. Die wollen auch so ein heißes Eisen während der Verhandlungen mit der EU gar nicht anfassen.Colorado hat 5,5 Millionen Einwohner und vergangenes Jahr 700 Millionen Gras-Steuern eingenommen. Was ginge da bei euch so?
Wenn wir die Zahlen aus Colorado hochrechnen, reden wir über einen Markt mit 1 bis 1,5 Milliarden Euro Umsatz, auf den Steuern anfallen. Zusammen mit den Möglichkeiten, die eine Nutzhanf-Industrie brächte, reden wir von 2 bis 2,5 Milliarden und 40.000 Jobs.Hat sich seit dem Regierungswechsel an den sehr repressiven Drogengesetzen irgendetwas geändert?
Nein, gar nichts.Ist Kiffen in Griechenland überhaupt ein Thema?
10 Prozent der Erwachsenen kiffen. Es gibt ungefähr eine Million Konsumenten und die ganze Gesellschaft ändert sich gerade. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung wird Cannabis immer noch wie Heroin wahrgenommen, während Alkohol als sichere Droge gilt.Wie realistisch bewertest du die Chance, dass die aktuelle Regierung die Gesetzgebung in Sachen Gras ändert?
Falls sie es schaffen, auch nach dem neuen Abkommen mit der EU an der Macht zu bleiben, halte ich das für durchaus realistisch. Wir haben vor, in der zweiten Hälfte der Regierungsperiode viel Druck auszuüben.Stell dir vor, die Regierung kündigt eine Kehrtwende an. Legalisiert ihr in kleinen Schritten oder in einem Rutsch?
Wer weiß, wahrscheinlich über Nacht. Wir haben Syriza vorgeschlagen, sie bei der Formulierung des Gesetzes aufgrund unserer Erfahrung und anhand von Beispielen anderer Länder zu beraten.