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„Geht doch erstmal arbeiten" – Pegida hat jetzt auch was gegen Kinder

Wütende Patrioten haben in Dresden eine Gruppe von Schülern bedroht und sie aufgefordert, endlich arbeiten zu gehen.

Foto: blu-news.org | Flickr | CC BY-SA 2.0

Man sollte meinen, dass den patriotischen Europäern neben dem Wohl ihres Vaterlandes auch das seiner Kinder am Herzen liegen sollte. Bekanntermaßen sind Kinder die Zukunft und irgendjemand muss ja schließlich auch in 20 Jahren noch gegen Ausländer und Vaterlandsverräter kämpfen, wenn die heutigen Pegidisten schon längst in kühler Erde ruhen.

Trotzdem scheinen Kinder und Jugendliche den Wutbürgern ein Dorn im Auge zu sein. Zumindest solche, die sich bilden wollen und sich für dekadenten Quatsch wie Theater begeistern. Für das Festival „Schultheater der Länder" waren Schüler aus allen 16 deutschen Bundesländern nach Dresden gekommen, die, als sie am Montagabend aus dem Schauspielhaus kamen, von wütenden Pegida-Anhängern beschimpft und bedroht wurden. Angeblich weil diese die Schülergruppe für eine Gegendemonstration hielten.

Die aufgebrachten Patrioten sollen dabei „Euch kriegen wir auch noch" gebrüllt und die Kinder außerdem sehr eindringlich dazu aufgefordert haben, doch „erstmal arbeiten" zu gehen­—eine Forderung, die die Widersprüchlichkeit und die Zerrissenheit der pegidischen Seele eindrucksvoll illustriert­. Wenn Kinder und Jugendliche einem Beruf nachgehen würden, anstatt sinnloses Zeug in der Schule zu lernen, würden sie dem Staat und ihren Eltern endlich nicht mehr ständig auf der Tasche liegen. Auf der anderen Seite bestünde die Gefahr, dass hochqualifizierte Zwölfjährige den Pegidisten ihre Jobs abspenstig machen könnten. Augenzeugen berichteten außerdem, dass einige der Kinder geschubst und von patriotischen Rauchern mit brennenden Zigaretten bedroht worden seien.

Lutz Bachmann hingegen behauptete, es sei nie zu einem derartigen Vorfall gekommen, weil nichts darüber im Polizeibericht erwähnt worden sei. Allerdings werden im Polizeibericht lediglich Straftaten oder Personenfestsetzungen dokumentiert. Angesprochen auf die Berichte der Augenzeugen, die das Verhalten der Pegida-Anhänger authentisch schildern konnten, antwortete Bachmann wenig eloquent: „Das ist mir scheißegal." Das sächsische Kultusministerium bemüht sich derweil, den Image-Schaden, für den die stolzen Söhne des Freistaates einmal wieder gesorgt haben zu begrenzen und hat sich inzwischen in einem offenen Brief bei den Schülern entschuldigt:

„Wir haben Euch nach Dresden eingeladen und willkommen geheißen, um mit Euch gemeinsam das Festival der Schultheater der Länder zu feiern. Aus vielen Bundesländern seid Ihr zu uns gekommen und wolltet mit viel Freude in Dresden Theater spielen. Doch unsere Gastfreundschaft wurde von Pegida-Demonstranten mit Füßen getreten. Wir sind entsetzt und betroffen, dass Ihr am gestrigen Montagabend vor dem Schauspielhaus Dresden von Pegida-Demonstranten angegriffen, beleidigt und bedroht worden seid. Wir verurteilen die Angriffe auf Euch zu tiefst. Es ist beschämend und spricht Bände für emotionale Armut und Kleingeistigkeit dieser Menschen, die Euch bedroht haben."