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Eine Ode an den Bundesheinzi

Eine Ära geht zu Ende. Zeit, um auf zwölf wunderbare Jahre unter, neben und mit Dr. Heinz Fischer zurückzublicken.

Foto: GuentherZ | Wikimedia Commons | CC BY 3.0

Guten Morgen! Nach 12 wunderbaren Jahren ist es am 8. Juli 2016 soweit: Unser amtierender Bundesheinzi schleicht sich aus der Hofburg und macht Platz für seine Nachfolgerin oder seinen Nachfolger. Die Leere, die er dort und nicht zuletzt auch in unseren Herzen hinterlassen wird, ist eine, die man eigentlich nicht füllen kann. Ein bisschen fühlt sich das an wie von zuhause auszuziehen: Man kann es kaum abwarten, hat nur das Neue, Unbekannte im Blick—und erst, wenn man dann wirklich weg ist, merkt man, wie sehr man doch seine Eltern vermisst. Man weiß halt nie wirklich, was man hat, bevor man es verliert und so.

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Von der Statur her ist er schon ein gestandener, wenn auch in die Jahre gekommener Herr, unser Heinzi. Großväterlich, aber nicht garstig—eher die kuschelige Variante. Ein richtiger Opa. Aber sein Blick, dieses Blitzen in seinen Augen, das ist der Blick einer vor Freude schäumenden Tante, die immer wieder aufs Neue entzückt darüber ist, ihren Neffen beim Erwachsenwerden zusehen zu dürfen. Diese Vertrautheit, diese familiäre Ausstrahlung, die hat er drauf. Aber er regelt eben auch das Internet.

Kaum ein österreichischer Präsident vor ihm hatte so viel Meme-Potential wie Dr. Heinz Fischer, und aller Voraussicht nach wird wohl auch der oder die nächste nicht in seine Fußstapfen treten können. Unter seinen potentiellen Nachfolgern ist es wohl Andreas Khol, der die höchste Internet-Verwertbarkeit mitbringt, die sich im Gegensatz zu Fischer bisher aber mehr spöttisch als liebevoll äußert. Van der Bellen wird zumindest schon liebevoll „Bundesbussibär" genannt, aber von einer eigenen Meme-Page mit über 17.000 Fans auf Facebook ist er noch weit entfernt.

So sehr, wie wir uns gerade auf die bevorstehende Wahl konzentrieren, vergessen wir dabei fast, die letzten Monate mit den wohl schönsten, vollsten Augenbüschen Österreichs zu genießen. Während der vergangenen paar Jahre, im letzten Drittel seiner Amtszeit, als die Zielgerade schon langsam in Aussicht war, hat Dr. Heinz Fischer nochmal ordentlich aufs Gas gedrückt, was seine Shareability angeht. Lasst uns also zurückschauen auf all die Highlights (Heinzlights), die uns Bundespräsident Fischer in all den Jahren geschenkt hat.

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Patschhändchen

Man erinnere sich bloß an das Video, dieses eine besondere Video, in dem unser Bundesheinzi vergangenen Februar ausschließlich mithilfe seiner hocheleganten Gestik darlegte, was einen Bundespräsidenten überhaupt so ausmacht. Wie lieb er mit seinen Patschhändchen greift, als er versucht, „Dialog" in Körpersprache zu übersetzen. Patsch patsch patsch. Keine Sekunde dieses Clips könnte nicht auch als GIF funktionieren. Wie kann man nur so niedlich sein?

Margit-Liebe

Noch im selben Monat hat Heinz uns bewiesen, dass er mehr ist als nur Bundespräsident und Papa: In erster Linie ist er liebender Ehemann, der seine Margit auf Händen trägt (diese Patschhändchen!!). Außerdem schenkt er ihr ein Blumensträußchen und ein Schoko-Herzerl zum Valentinstag, nachdem er sich heimlich von hinten angeschlichen hat, wie der Ninja, der er nun mal ist, der Heinzi.

DJ Heifi

Foto von Manfred Werner | Tsui | Grafik: VICE Media

Ja, Heifi ist kurz für Heinz Fischer und es ist wirklich, wirklich der DJ-Name unseres Bundespräsidenten. Und ja, es ist fast schon zu gut, um wahr zu sein. Jazz und Beatplatten, nur original aus den Fischer'schen Archiven, gab's während der Glanzzeiten von Heifi auf die Ohren. Heute legt H. F. aber nur noch am Telefon auf—wir glauben an ein Post-Präsidentschafts-Comeback, notgedrungen auch unter dem Pseudonym „DJ Guten Morgen".

Was man alles von DJ Heifi lernen kann und wofür eigentlich die Abkürzung „DJ" steht (Heifi himself droppt nicht nur freshe Mixe sondern auch ebendiese Truthbomb), kann man auf Noisey lesen.

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ShowYourFace

Heinzi spricht unsere Sprache. Also, nicht die von Österreich, sondern die des Internets. Genau deshalb macht er auch bei allen crazy Challenges mit, die kein kaltes Wasser beinhalten. Als er letztes Jahr von Marcel Hirscher zur #ShowYourFace-Challenge nominiert wurde, bei der es darum ging, Stellung zur Flüchtlingssituation zu beziehen, konnte er gar nicht anders, als anzunehmen und nebenher auch noch versehentlich jeden Bürgermeister Österreichs zu nominieren. Was für ein Mann.

Alleine, wie er „Show your face" ausspricht und dabei den sch-Laut zu verschlucken scheint, als würde er auf Nummer sicher gehen wollen, nur um sicherzugehen, dass er es nicht womöglich falsch ausspricht, und es ganz vorsichtig weghuschet. Wie kann man ihn eigentlich nicht lieben? Wie kalt muss ein Herz sein?

Bitte bleib!

Lieber Heinz, du wirst immer und ewiglich unsere Nummer Einz bleiben. Danke für die Zeit, für die Stunden, für die Musik, für Margit, für die Memes, für die Bilder, für die Büsche, für dein Herz, für dein Gefühl. Wir werden dich so, so sehr vermissen. Dr. Fischer, wir wünschen Ihnen alles erdenklich Gute.

Franz auf Twitter: @FranzLicht