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Eine Lesbe erklärt, wie du Ex-Beziehungen zu Freundschaften machst

Laut einer neuen Studie bist du vielleicht psychopathisch oder narzisstisch, wenn du mit deinem/deiner Ex befreundet bleibst. Lass dir dieses emotionale Minenfeld von einer Expertin erklären.

Anschauungsmaterial: So muss das aussehen, wenn man sich gut versteht

Gerade hat die Wissenschaft zwei meiner ältesten Theorien bestätigt. Die erste besagt, dass Menschen, die mit ihren Ex-Partnern und Ex-Partnerinnen befreundet bleiben, mit größerer Wahrscheinlichkeit Psychopathen und/oder Narzissten sind. Meine zweite Theorie, die daraus folgt, ist, dass alle lesbischen Frauen wohl Psychopathinnen/Narzisstinnen sein müssen, denn wir sind sehr gut darin, mit unseren Exen befreundet zu bleiben. Ich meine wirklich unfassbar gut. In der Welt der Lesben kann es schon häufig passieren, dass frau nach einer Trennung allen Heteromenschen im Umkreis von 20 Kilometern erzählt, dass sie einen solchen Trennungsschmerz niemals verstehen werden (denn was könnte es schon mit den Banden zwischen zwei Frauen aufnehmen?), nur um dann eine Woche später bei einem lustigen Feierabendbier mit eben dieser Frau gesehen zu werden. Vielleicht sogar mit der Ex und der neuen Freundin. Wie eine große, glückliche Familie, die sich im Hochsommer komplett schwarz anzieht.

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Psychologen an der Oakland University haben in der Studie Probanden gebeten, Gründe aufzuzählen, warum sie mit Verflossenen befreundet geblieben sind. Danach wurden diese Antworten mit verschiedenen Persönlichkeitsmerkmalen abgeglichen. "Individuen, die bei der Messung dunkler Eigenschaften eine höhere Punktzahl erzielen, tendieren dazu, sich ihre Freundschaften anhand strategischer Gesichtspunkte auszuwählen", schlossen die Forscher. "Daher erscheint es wahrscheinlich, dass diese Eigenschaften damit einhergehen, Freundschaften aus zweckgerichteten und instrumentellen Gründen zu schätzen, wie etwa der anhaltenden Sicherung sexuellen Zugangs."

Da ich lesbisch bin, mit all meinen Exen gute Freundschaften pflege und schon mehrmals gesagt bekommen habe, dass ich eine Psychopathin und/oder Narzisstin bin, hauptsächlich von besagten Exen, sehe ich mich als qualifiziert, ein paar Ratschläge zu verteilen, was den Umbau einer alten Beziehung in eine gesunde Freundschaft angeht.

Die meisten Leute, die nicht mit ihrer oder ihrem Ex befreundet bleiben, haben dafür ein paar offensichtliche Gründe. Du bist wütend auf diesen Menschen. Sein Gesicht zu sehen, fühlt sich an, als würdest du ohne Schuhe auf den Stecker deines Laptop-Netzteils treten. Du weißt nicht, wie du diese klaffende Leere füllen sollst, wo vorher noch so viele Gefühle waren. Du findest ihn langweilig. Du kannst einfach nicht fassen, dass mal jemanden gut gefunden hast, der mit zweimal Duschen pro Woche zufrieden ist. Vielleicht willst du nicht mit jemandem Einen trinken gehen, der oder die weiß, dass bei dir auch manchmal ein kleines bisschen Pipi rauskommt, wenn du total heftig kommst. Das sind alles wirklich legitime Gründe, mit Lebensabschnittspartnern nicht mehr befreundet zu sein. Aber es gibt eben auch Gründe, die du durchaus noch einmal überdenken solltest.

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Wenn du wie ich bist, versuchst du ständig, damit klarzukommen, dass du die schlimmste Person auf Erden bist und dass manche Menschen dich eben nicht in ihrem Leben haben wollen. In dieser Lage kann es dir eine Form der Bestätigung bringen, wenn du mit deinem/deiner Ex befreundet bist. Vor allem, wenn du diese Person auch noch betrogen hast. Nette Dinge für jemanden zu tun, dessen Leben du ruiniert hast, hilft dir nicht nur dabei, nachts einzuschlafen, sondern du hilfst der anderen Person auch, sich nicht so zu fühlen, als seien die drei Jahre, die ihr gemeinsam bei Hörbüchern in der Wanne verbracht habt, völlig für die Katz gewesen.

Mehr Gründe gefällig? OK, Ex-Sex muss ich wohl kaum noch erklären: Wenn du mit der Person vögelst, mit der du auch schon im zarten Alter von 17 gevögelt hast, fühlst du dich wieder jung, aber gleichzeitig auch, als wärst du viel besser im Bett geworden. Und außerdem, wenn wir jetzt mal kurz die zweckgerichtete Psychopathennummer beiseite lassen: Du hattest ja auch eine tiefe Verbindung zu diesem Menschen. Ihr wisst, wie man zusammen Spaß hat, ihr kennt einander inklusive all eures Bullshits, ihr wisst, welche Geschenke sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten gut machen. Warum solltet ihr all das verschwenden? Außerdem gibt niemand so gute, ehrliche Ratschläge wie der Mensch, der dich mit all deinen tiefsten Selbstzweifeln kennt.

Wenn du mit deinem oder deiner Ex befreundet sein (und potentiell auch vögeln) willst, dann musst du jetzt alles nehmen, was du glaubst, über Trennungen zu wissen, und es beherzt aus dem Fenster pfeffern. Lesben können das, weil wir verrückt sind. Wir suchen uns eine Partnerin, die auch unsere Doppelgängerin sein könnte, ziehen zusammen und lachen uns eine Katze an, alles innerhalb von drei Wochen. Dann werden wir einander noch ähnlicher (Narzissten, ich sag's euch …), bis man uns irgendwann nicht mehr auseinanderhalten kann. Und dann, nach zwei Jahren, vögelt eine von uns mit der besten Freundin der anderen und die Katze ist auf einmal Scheidungskind.

BROADLY: Sind Freundschaften stärker als Morphium?

Es ist nicht immer leicht, die richtige Zeitspanne zwischen der Trennung und dem Aufbau einer Freundschaft abzuschätzen. Wenn du eine SMS von einer unbekannten Nummer erhältst, zum Beispiel von deiner Hausarztpraxis oder deinem Dealer, und du sofort Panik kriegst, sie könnte von deiner oder deinem Ex sein, dann ist es noch zu früh. Wenn du ihn oder sie auf Instagram stalkst und dich seelenruhig zu einem Kollegen umdrehen und sagen kannst, dass diese neue Frisur echt scheiße aussieht, dann ist die Zeit reif. Du solltest mit einer Nachricht beginnen, die in keinster Weise eigennützig oder zu persönlich wirkt: "Hab gedacht, dieser Artikel über Seeanemonen könnte dir gefallen! Wie geht's?"

Wenn du erst einmal eine Freundschaft mit deiner Ex-Freundin oder deinem Ex-Freund aufgebaut hast, kann das die schönste Sache der Welt sein, aber wiege dich deswegen nicht in falscher Sicherheit. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das zweite Gesetz der Thermodynamik lautet, dass alle Menschen auf Leute abfahren, die kein Interesse an ihnen haben. Wenn du die Person warst, die schlussgemacht hat, dann kannst du damit rechnen, dass dein/e Ex jetzt nur noch dringender mit dir Kaffee trinken und stundenlang reden will. Lass dich nicht beirren. Sobald du nämlich wieder Interesse zeigst, wird er oder sie mit sonstwem auf der Clubtoilette knutschen.

Und das bringt mich auch schon zu meinem letzten Ratschlag: Die Hauptgefahr beim erneuten Kontakt nach einer Trennung ist die, dass eine/r von beiden wieder frische Gefühle entwickelt. Das Wichtigste ist an dieser Stelle also, einige klare Grenzen zu ziehen. Wenn ihr nicht gerade beide unter eurer Kleidung die geschlechtslose Anatomie einer Barbiepuppe (oder eines Kens) habt, können vier Gläser Wein und ein "Ich schlaf' einfach auf deinem Sofa" eigentlich nur auf eine Art enden: Tränen, genervtes Augenverdrehen von Freunden und drei Kilo Kummerspeck. Das Leben ist zum Lernen da, also musst du auch Fehler machen, damit du etwas zum Lernen hast—aber manchmal ist es einfach besser, deinen Ex-Freund oder deine Ex-Freundin auf Abstand zu halten.