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Sex

So datest du, wenn du jung und pleite bist

Dank Tinder haben manche ständig Dates. Essen sie wochenlang nur Reis oder woher nehmen sie das ganze Geld? Es geht doch auch anders.
Screenshot aus 'Susi und Strolch'

Screenshot aus 'Susi und Strolch'

Manche Menschen haben ständig Dates. Heute im Café, morgen im Kino und an Tag drei beim Italiener. Es drängt sich die Frage auf: Essen diese Leute wochenlang nur Reis oder woher nehmen sie das ganze Geld?

Dann gibt es Menschen, die Dates hassen. Weil sie keine Lust auf zwei Stunden verkrampften Small-Talk haben, unangenehme Annäherungsversuche vermeiden wollen oder einfach Angst haben, beim Essen scheiße auszusehen.

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Aber auch den letzten Date-Muffel wird irgendwann die Situation einholen: Konto leer, seit Wochen keine Milch für den Kaffee im Kühlschrank, aber dieser Frau, deren du Nummer auf dem letzten Festival bekommen hast, gebührt ein ganz besonderes Treffen. Schließlich bewegt sie sich mit der Eleganz einer antiken Göttin, und Quentin Tarantino sollte einen Film über sie machen. Kino, Café, Restaurant, Bar—wie soll an diesen Orten etwas entstehen, was ihr angemessen ist? Vor allem mit einem Budget, das mit Glück für ein Bier reicht.

Es geht auch anders. Ohne Kohle und mit geringerer Gefahr, nebeneinander zu sitzen und sich kaum etwas zu sagen zu haben. "Es spielt keine Rolle, wo ihr seid, solange es etwas gibt, das Ablenkung genug ist, um peinliche Stille zu verhindern", sagt Lifestyle-Guru Mary Traina. Wir haben also Menschen nach guten Dates gefragt—für die sie fast kein Geld ausgegeben haben. Und die besten ausgewählt:

Sternbilder erfinden

"Siehst du den Mercedes?"

Sicher ist es eine der ältesten Maschen seit Verliebte sich abends treffen: Sterne anschauen. Nicht umsonst brachte es irgendwann jemand platt auf den Punkt: "Die Sterne sind so schön, willst du mir einen runterholen?" Aber der Abend unterm Sternenhimmel kann ganz ohne platte Annäherungsversuche gut werden. Auf dem Dach eines Parkhauses geht es nicht darum, bekannte Sternbilder zu finden—den kleinen Wagen kennen selbst die Junkies, die ein Parkdeck tiefer gerade Heroin rauchen. Es geht darum, neue Sternbilder zu finden. "Ganz eindeutig, das ist ein Mercedes!" – "Wo siehst du einen Mercedes?" – "Na an dem Stern auf der Motorhaube, ganz eindeutig." Damit können Stunden vergehen, und wenn ihr am Ende unter der Mercedes-Konstellation einschlaft oder euch unten zu der Runde Junkies gesellt, macht es den Abend nur noch denkwürdiger.

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Die Touri-Stadtführung

Egal, dass du kein Französisch kannst. Nein, sogar wichtig, dass ihr die Sprache nicht kennt! Unauffällig schließt ihr euch der Gruppe an, bleibt links hinten, lauft einfach mit. Die Vorträge über Sehenswürdigkeiten werden euch spanisch vorkommen (oder eben französisch), aber darin liegt die Genialität des Dates: Eure Möglichkeit, dem Stadtfüher Dinge in den Mund zu legen. Die Simultanübersetzung funktioniert wie bei Bollywood-Videos, in die man Untertitel selbst einfügen kann. Auf einmal spricht euer Fremdenführer über Superhelden, die auf dem Brandenburger Tor leben, oder erklärt, wie sich Cheeseburger auf den Erhalt der Kirchen auswirken. Vielleicht flüstert er euch auch, dass ihr euch ziemlich gut findet. Und die Blicke der Franzosen (oder Spanier)? Die sind doch nur neidisch.

Die besten Straßenmusiker der Stadt küren

"Ablenkung genug, um peinliche Stille zu verhindern" Sie sind überall. Manche in Indianerkostümen und Panflöten, andere mit Pferdemaske und Gitarre, aber ohne Hose. Straßenmusiker. Genug, um einen Tag lang damit zuzubringen, sie sich anzuschauen. Neben Mädchen, die sich zum ersten Mal mit ihrer dreistimmigen Version eines Bruno-Mars-Songs in die Innenstadt stellen, sitzt eine Frau, die aus tiefer Seele Country-Klassiker singt. Beides gleichermaßen furchtbar. Der Typ mit Zopf sollte sich außerdem mal einen Verstärker zulegen, weil ihn zwischen Tram und Kinderlachen kaum einer singen hört. Aber dann, zwei Straßen weiter: eine Frau, die Straßengeräusche loopt und darauf singt, ein Rapper aus Texas, der bestimmt aus 8 Mile entsprungen ist, und dieser lässige Kontrabassist, den du sofort anquatschen würdest, wenn da nicht neben dir ein Date laufen würde. Um euch auf einen Favoriten festzulegen, wird das altbewährte Punktesystem herangezogen. Eines ist aber klar: Das Rennen macht am Ende der hosenlose Pferdemann.

Vor einem Kino treffen

Einen guten Film in einem schönen Kino anzuschauen, ist eine feine Sache. Wer aber schon einmal an Filmplakaten vorbeigelaufen ist und sich in endlosen Gesprächen verloren hat, weiß, welche Wirkung dieser Ort hat. Das Halbwissen über Filme, das Suchen nach den Namen von Schauspielern, den man doch ganz sicher noch im Kopf hat. "Das war doch der aus …" bis hin zu "Hast du diesen iranischen Vampirfilm gesehen, da geht es auch um ….". Auf einmal landet ihr bei einem Film, in dem es um Künstliche Intelligenz geht und bei der Frage, ob Cyborgs unsere ganze Sexualität verändern. Oder auch einfach bei der Erkenntnis, dass ihr ewig keinen Anime-Film mehr gesehen habt und euch einen am Abend reinziehen wollt. Nebeneinander im Film sitzen kann jeder. Netter Nebeneffekt: Wenn du herausfindest, dass ihr kino-technisch nicht zusammenpasst, hast du noch kein Geld ausgegeben. Könnte ja sein, dass dein Date Twilight-Fan ist oder Pulp Fiction nicht gesehen hat.

Das Neben-dem-Club-Date

Zehn Euro Eintritt, schon klar, dass das zu viel ist. Es kommen schließlich noch Alkohol, Zigaretten und Garderobe hinzu. Wenn ihr beide gleichermaßen pleite seid, gibt es aber auch eine Low-Budget-Version des Club-Dates. Es ist der ultimative Test, ob ihr zusammen funktioniert: Ihr stellt euch vor eure Lieblings-Location, quatscht mit Menschen in der Schlange, schnorrt euch Zigaretten, setzt euch in einen Hauseingang und grüßt alle Passanten—ob Omi oder Druffi—freundlich mit einem "Hallo". Wenn die Stimmung zwischen euch passt und ihr euch zusammen wohlfühlt, wird euch keiner seltsam finden. (OK, außer mein Kollege, der mir gerade sagt, er würde euch sehr seltsam finden.) Erfahrungswerte von Dates dieser Art sprechen für sich: Bändchen für den teuersten Club der Stadt von Mädchen, die gerade auf dem Nach-Hause-Weg sind; ein Typ, der zwei volle Flaschen Bier vorbeibringt; Schmusen auf den kalten Stühlen der nächsten Bushaltestelle. Kosten: Gar keine. Höchstens zwei Euro für ein Stück Pizza am Ende.

Auf einer Wiese Fahrradfahrer anschauen

Sonne, Grashalme, die an den Füßen kitzeln, und die Analyse verschiedener Bewegungsabläufe von Joggern und Walkern: der vorgebeugte Oberkörper, der fitte Renter und das Phänomen Stirnband-Kopfhörer-Trinkflasche. Richtig gut wird es aber, wenn ihr euch in die Nähe eines Radwegs legt: Helmträger, Strampler, Sportler, superbreite Reifen, Poser, ein genervtes Mädchen, ein angestrengter Familienvater, eine cruisende Oma und Teenies auf Retro-Rädern. Wer braucht eigentlich noch Kinos?

Sofia hatte schon mal ein Date über Twitter.