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Noisey Blog

Senna Gammours Instagram-Profil ist eine Selbsthilfegruppe für Senna Gammour

Wer einen neuen Social-Media-Account zum Fremdschämen sucht, findet ihn hier.

Kennt ihr diesen Senna-Gammour-Moment, wenn ihr auf Instagram seid und in dieser suggestiv-manipulativen Rubrik „Entdecke Beiträge" zwischen Dan Bilzerians Titten-Knarren-Money-Pics und irgendwas mit #foodporn, plötzlich auf einen Beitrag (meistens: ein Video!) von Senna Gammour stoßt? Ja? Dann ahnt ihr bereits, wie schlimm es noch wird. Für alle anderen, die sich jetzt fragen: Who the fuck is Senna Gammour?, hier ein paar Fakten. Senna Gammour, geboren als Senna Guemmour, ist 36, kommt aus Frankfurt und war mal in einer Castingshow-Band. Monrose hieß die, hervorgegangen aus der fünften Staffel von Popstars und aktiv bis 2011.

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Um die Leere zu füllen, die das Aus der Band bei Senna hinterließ, wurde sie in den vergangenen Jahren so etwas wie ein Social Media-Star. Auf Instagram folgen ihr aktuell knapp über eine halbe Million Menschen, auf Facebook haben 788.115 Leute ihr Profil geliked und auf ihrem Snapchat-Account schauen ebenfalls unfassbar viele Menschen vorbei, um sich die tägliche Dosis Neurosen und Ratschläge der selbsternannten Single-Therapeutin reinzuziehen. Bei ihren Fotos, Sprüchen und vor allem den Unmengen an geistigem Dünnschiss in Videoform, geht es meistens immer um ein Thema: Männer und das verflixte Singledasein. Die Wahlberlinerin ist also deine neue beste Freundin, aber gleichzeitig auch Aufklärungsbeauftragte und Kummerkasten für die von Männern verratene, weibliche Single-Community, Schminktipps-Tante und Party-Maus-Selfiequeen mit ebenfalls überschminkten Busenfreundinnen. Für „ihre Süßen da draußen" hat sie immer einen guten Rat, wahlweise auch einfach nur Beleidigungen parat, die man dem Opfer-Ex-Freund und seiner „hässlichen Neuen" um den Kopf hauen sollte. Das sind meistens bis auf den Bodensatz menschlicher Intelligenz runtergebrochene Weisheiten der Marke „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen, wallah!" Spezielle Merkmale sind ihr Hang zu Kosenamen für ihre Fans (ihre Süßen, Königinnen, Schatzis), ihr Geschrei, wenn sie etwas erzählt und ihr selbstbewusst-überzeichneter Tussi-Look. Das alles ist so unerträglich, dass es Zeit für eine genauere Betrachtung ihres Social Media-Auftritts wird.

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Die „Ich liege in meinem Bett und telefoniere mit meiner besten Freundin"-Videos

Senna kennt sich aus mit Männern. Alles Penner, isso Schwester, so goddamn true! Und um ihre leidgeplagten Artgenossinnen an ihrem mannigfaltigen Erfahrungsschatz teilhaben zu lassen, hat sich die 36-Jährige eine ganz wunderbare Sache ausgedacht. Sie liegt, meistens geschminkt im Kylie-Jenner-Gedächtnis-Look, im Bett und tut so, als würde sie mit ihrer besten Freundin telefonieren. Dabei geht es mal darum, wie beschissen die neue Freundin des Opfer-Ex-Freunds aussieht (Die „die Neue Story"). Oder darum, dass „er" dich einfach nicht verdient hat, wenn „er" dir nicht ellenlange, verbale Liebkosungen auf Whatsapp zurück schreibt. Denn „er" ist ein Spast! (Die „Isso-Story"). Senna liebt Schwarz-Weiß-Wahrheiten: Ex-Freunde sind Opfer, alle Frauen, mit denen der Ex-Freund anbandeln könnte, Huren. Und sie und ihre Freundinnen grundsätzlich die Geilsten/ Schönsten/ Selbstbestimmtesten. Das Ganze funktioniert, weil Senna ähnlich wie bei Mario Barth-Witzen immer gefühlt jeden bzw. jede anspricht. Denn jeder Mensch ist mal verliebt, oder war mal verliebt, oder hat einen Ex-Partner, will einen neuen Partner, ist unglücklich und manchmal alles zusammen.

Doch keine Panik. Senna hat den Dreh raus, siehe die „Technik-Story": „Du gehst jetzt in Whatsapp rein, dann sieht er, dass du seine Nachricht gelesen hast, blaue Häkchen und so, dann gehst du raus aus der Nachricht und schreibst den ganzen Abend nur mit mir, dann weiß er, dass du online warst, aber ihm nicht antwortest! Unerreichbar ist das neue In. OK, Schatz?" Bei solchen Lebensweisheiten straight outta hell, will man sich einfach nur über dem eigenen Smartphone, wahlweise PC übergeben. Oder direkt die Account-Sperrung wegen „Zu schlecht, um wahr zu sein" beantragen. Solche Videos haben allerdings im Schnitt stattliche 10.000 bis 15.000 Likes und hunderte bis tausende Kommentare, in denen einfältige Mädchen ihren ebenfalls einfältigen BFFs zeigen wollen, was Sister Senna wieder Geiles gedroppt hat. Mitten im Leben—Social Media Edition.

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Die „Ich schaue den Bachelor mit meinen Freundinnen und kommentiere alles"-Videos

Wenn es ein Klischee gibt, dass mich als Frau abartig ankotzt, dann das, bei dem es heißt, ALLE Frauen würden mit ihren besten Freundinnen Woche für Woche samt Sekt auf Eis vor der Glotze liegen und den fucking „Bachelor" auf RTL schauen, um sich der Vorstellung hinzugeben, endlich auch von so einem Retard-Meister-Proper mit Schmandfrisur aus Hoyerswerda in seinem Mazda-Cabriolet aufgegabelt zu werden. Ja, ich bin Single, und ja, ich finde Beziehungen erstrebenswert, aber mich interessiert es einen Scheißdreck, ob irgendwelche Abendkleid tragenden Pfeifen in irgendeiner Bonzen-Villa in Kapstadt oder sonst wo, um die Gunst eines ehemaligen Mr.Germany-Fitnesstrainer-Anwaltsgehilfen buhlen. Scheinbar gibt es entgegen meiner naiven Vorstellung, aber doch eine ganze Menge Frauen, die sich genau das wünschen, oder sich zumindest gerne über andere lustig machen, die sich das wünschen. Und für diese Zielgruppe kommentiert Senna samt ihrer „All Girls-Squad" das TV-Ereignis Bachelor, oder auch den „Bitchlor", wie sie ihn kreativerweise nennt.

Die „Schlichte Wahrheiten aus dem Leben"-Fotos

Senna liebt es, Bilder zu posten, auf denen sie oder andere Menschen in ihren Augen total wahre, schlaue Dinge ganz einfach zuzsammengefasst haben. Beste Beispiele: „Sexy Frauen haben Kurven. Echte Männer haben Bärte". Gähn. Oder: „Fremde können dein Herz verletzen. Freunde können dein Herz zerstören. Familie kann dein Herz töten", mit dem Senna-Kommentar: „Man steht immer alleine da. Es ist mein Schicksal." Und 13,6 k Menschen gefällt das auf Instagram. Aua! Auch gut: Postings in denen das Wort „hässlich" öfters vorkommt:

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Die „Ich war mal Sängerin und kündige meine Auftritte in hippen Großraumdissen an"-Videos

„Hey, was geht ab, meine Süßen? Dis is Sister Senna, she is back on track, und am 13. Zwoten bin ich in Kiel im Atrium. Also ruf deine beste Freundin an und komm vorbei, denn du bist eine Königin! Also lass uns durchdrehen! Ach, und es tut mir leid, dass ich deinen Ex-Freund ein Opfer genannt habe. Er ist ein Opfer des Grauens, Boom!"—Kein Scheiß, genau mit diesem Mantra schwört Senna ihre Anhängerschaft für ihre Wacko-Auftritte in irgendwelchen unbedeutenden 0815-Party-Kaschemmen ein. Auf die Party des Grauens kann man sich dann im schönsten Tally Weijl-Fummel und geschminkt wie die Prom-Queen beim Abschussball in Milwaukee schleppen, um mit Sister Senna und seiner Girls-Crew mal wieder richtig den Swag aufzufdrehen. Ich würde gerne wissen, wie viele „Süßen" da am Ende tatsächlich im Atrium mit ihrer BFF aufgetaucht sind. Wahrscheinlich: zu viele!

Fazit: Im Internet nerven viele, aber Senna Gammour hat es mit ihrer Sami-Slimani-artigen guten Laune, ihren Mario-Barth-haften Lebenswahrheiten rund um Männer und Frauen, ihren Kay-One-artigen pseudodeepen Kalendersprüchen und ihrem Kardashian-Jenner-Clan mäßigen Tussi-Schminke-Look zweifellos zu einem nervtötenden Objekt inbrünstiger Abneigung geschafft. Kennt ihr dieses „Unfriend me"-Tool auf Facebook? Da sieht man, welche Freunde welche Seiten geliked haben. Sennas Fanseite wäre ein heißer Anwärter dafür.

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