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You Need to Hear This

MS MR haben den Manhattan-Glamour und den Brooklyn-Grunge

Dennoch vertragen sie das Essen in teuren Hotels nicht. Sängerin Lizzy verbrachte die Nacht vor unserem Interview über der Kloschüssel.

Im Aufzug zum Hotelzimmer erzählt mir Max, wie toll er die Schuhe der Promoterin findet. Die erklärt uns, dass es die Alicia Keys-Edition sei und dass sie ihm ein Paar besorgen würde. Kein Wunder, dass sie das sofort anbietet. Der Song „Hurricane“ ist immerhin in die Top 40 der deutschen Singlecharts eingestiegen und Lizzy und Max von MS MR wohnen jetzt hierzulande in schicken Designerhotels, während man sich in den Staaten zuletzt noch zu fünft ein schäbiges Motelzimmeryf teilen musste. Im stylischen Hotelzimmer finden sich auch noch Sandwiches, Säfte, frisches Gemüse und Obst—auch wenn das Sängerin Lizzy, die parallel das Blog-Label Neon Gold betreibt, gar nicht gut bekommt.

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Lizzy: Mir ging‘s total schlecht heute Nacht. Ich habe die ganze Nacht gekotzt. Ich glaube vom Essen gestern Abend.

YNTHT: Was gab‘s denn?
Salat mit Lachsstreifen. Das war echt super lecker.
Max: Ich habe auch nicht wirklich viel geschlafen.
Lizzy: Nein? Hast du dich krank gefühlt?

Wir haben zwanzig Minuten Zeit, wir können auch gerne einfach nur über eure Lebensmittelvergiftung sprechen.
Ja, das machen wir! Unser Humor funktioniert in Deutschland immer echt gut und ich mag den deutschen Humor auch sehr gerne.
Max: Ja, ihr seid immer total trocken und sarkastisch.
Lizzy: Ja, und man denkt sich nur: Was für Arschlöcher! Haha, ich mache nur Spaß.

War euer Tag bisher auch so witzig?
Ja, wir haben immer total viel Spaß, wenn wir Promo machen. Wir mögen Promo super gerne. Mal schauen, ob wir das in ein paar Monaten immer noch so sehen, aber normalerweise, wenn du auf Tour bist, ist das echt anstrengend. Du bleibt richtig lange wach und musst dann morgens ganz früh wieder weiter und Interviews geben, und bist dann irgendwann total fertig. Ich bin dann nervös, weil ich Angst habe, zu viel zu reden, weil ich ja abends noch singen muss. Das hier ist jetzt eine reine Promotour. Wir spielen nur drei oder vier Shows und deshalb ist alles total relaxed, wir haben eine gute Zeit und alle sind super entspannt und nett zu uns.

Und alle bringen euch Essen…
Max: Normalerweise werden wir nicht in so schicke Hotels gebucht.
Lizziy: Neulich haben wir uns zu fünft ein Zimmer bei Motel 6 geteilt. Und dann kamen wir hierher und dachten uns nur: „Okay, das ist seltsam. Fass lieber nichts an.“ Die Leute im Hotel sollten so Sachen sagen wie: „Oh, tut mir leid, ich wusste nicht dass IHR es seid, die hier wohnen sollen.“
Max: „Macht ihr euer Bett bitte selber, wenn ihr geht?“
Lizzy: Wir waren in einem anderen total schönen Hotel in Hamburg und sind die ganze Zeit wie Asis rumgelaufen—mit Socken und Trainingsanzug. Und die dachten sich bestimmt alle nur: „Wer sind diese Leute? Dumme Amerikaner!“

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Wann habt ihr denn überhaupt angefangen Musik zu machen?
Max: Das war so ein laufender Prozess. Im Dezember 2010 haben wir unseren ersten Song aufgenommen. Das war ein Cover von einem Song, den wir beide mochten. Und dann ging das immer so weiter. Daraus wurde dann eine Ansammlung von Songs, dann ein Projekt und wir haben lange nicht von uns gedacht, dass wir eine Band sind. Es gab da einen Moment, da waren wir über das Wochenende in Lizzys Haus, um ein paar Songs aufzunehmen, und auf dem Rückweg von der Insel hatten wir unsere Instrumente dabei. Auf der Fähre fragte uns jemand, ob wir eine Band sind. Und wir wussten nicht was wir sagen sollen.
Lizzy: Haha, ja! Wir haben uns gefragt: „Sind wir 'ne Band?“ - „Wir sind 'ne Band!“, und dem Typ gesagt: „WIR SIND NE BAND!“
Max: Ich glaube, das war der Moment, in dem wir eine Band wurden.

Wann und wo habt ihr euch denn getroffen?
Lizzy: Wir sind zusammen auf eine Uni in New York gegangen. Die war ziemlich überschaubar. Man kannte sich, Freunde waren wir damals aber nicht. Das kam erst nach der Uni, als wir zusammen gearbeitet haben. Die Freundschaft ist dann aus der Zusammenarbeit entstanden. Max hat mir eine Mail geschrieben, weil er nach Künstlern suchte, mit denen er arbeiten könnte. Und ich habe ihm ein paar Empfehlungen geschickt. Ich hatte gerade selbst ein bisschen angefangen zu schreiben, aber es nicht so ernst genommen. Trotzdem wollte ich seine Meinung dazu hören. Ihm hat es gefallen, oder? Er hat zumindest nicht gesagt, dass es ihm gefällt.
Max: Ja, jetzt kommt‘s raus. Ich hab's gehasst!
Lizzy: Ja, genau, Mist! Naja, wir waren jedenfalls beide total unerfahren und neugierig und wollten es probieren, nicht unbedingt mit irgendeinem Ziel, sondern einfach um zu experimentieren und Musik zu machen. Und 2010 haben wir uns dann getroffen und Sachen zusammen ausprobiert. Wir hatten gar keinen genauen Plan, was wir machen wollen. Das war mehr so Song für Song und es ging nur um die Musik, was uns kreativ total befriedigt hat.
Max: Ja, das war total intensiv. Das Interessante war ja, dass wir uns nicht so richtig kannten und trotzdem zusammen in diese sehr intime Welt eingetaucht sind, in der wir über unsere düstersten Gefühle, Geheimnisse und Erfahrungen schreiben. So haben wir uns dann erst richtig kennen gelernt. Die Sachen, die man normalerweise am Anfang über den anderen erfährt, wussten wir nicht. Drei Monate später haben wir das dann gemerkt.
Lizzy: Es hat ungefähr sechs Monate gedauert bis ich wusste, dass du aus Idaho kommst. So Sachen, die man normalerweise schnell über den anderen erfährt. Ich finde, das ist was ganz besonderes. Die Tatsache, dass keiner von uns vorher Musik gemacht hatte und dass unser erster Versuch, jemanden zu finden, mit dem wir arbeiten können, direkt ins Schwarze getroffen hat. Das ist eine 1 : 1 Millionen-Chance.
Max: Manche Leute suchen ihre ganze Karriere über immer wieder nach den richtigen Leuten zum Zusammenarbeiten, nach jemandem, mit dem sie diese enge Verbindung haben, wo alles einfach flüssig funktioniert.

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Max, du kommst also aus Idaho? Lizzy, woher kommst du und wo lebst ihr heute?
Ich komme aus Idaho und Lizzy kommt aus London. Heute lebt Lizzy in Manhattan und ich in Brooklyn. Wir müssen also die Brücke überqueren, um uns zu sehen. Lizzy bringt dann den Manhattan-Glamour mit und ich bringe den Brooklyn-Grunge mit.

In Deutschland seid ihr ja schon ziemlich erfolgreich. Mit eurer ersten Single habt ihr es sogar in die Top 40 geschafft.
Lizzy: Das ist toll. Max und ich versuchen immer, uns von Charts und solchen Sachen nicht beeinflussen zu lassen, aber so einen Erfolg können wir natürlich nicht ignorieren. Aber sich zu sehr damit zu beschäftigen, macht einen irre, das sollte auch die Arbeit an neuen Songs auf keinen Fall beeinflussen. Dann würde man nicht mehr die Musik machen, die man will, sondern die, von der man glaubt, dass die Leute sie hören wollen. Das wäre echt traurig.
Max: Uns ist klar, dass Deutschland unglaublich hilfreich für uns war, viel mehr als die allermeisten anderen Länder. Es ist zwar gut, den Hype zu ignorieren, aber du musst schon anerkennen, was es für dich und deine Möglichkeiten bedeutet, wenn du plötzlich im Fernsehen läufst. In Deutschland hatten wir schon letztes Jahr ausverkaufte Shows und die Leute kannten die Texte unserer Songs. Das ist unglaublich, weil wir es in den USA viel schwerer haben. Und dann kommst du in ein Land, in dem du vorher noch nie warst und dort stehen 300 Leute und kennen die Songs auswendig, die du in deinem Schlafzimmer geschrieben hast. Wir versuchen da die Balance zu halten.
Lizzy: Es ist toll nach Deutschland zu kommen. Einerseits als Künstler—weil wir hier schon viel mehr Fans haben als in New York—und andererseits junger, aufgeschlossener Mensch. Wir lernen hier ständig Leute kennen, die genau so ticken wie wir. Berlin ist eine tolle Stadt, ich würde hier echt gern öfter privat herkommen und feiern, shoppen und rumhängen. Wir sind ja meistens, so wie heute auch, nur einen oder zwei Tage hier.

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In den USA wurdet ihr ja gerade im neuen Game Of Thrones-Trailer gefeatured.
Max: Vielleicht eine der spannendsten Sachen, die uns bisher passiert sind. Nein, definitiv die spannendste Sache, die uns passiert ist.
Lizzy: Das ist echt ein Traum, der wahr wurde. Es war echt witzig. Wir wussten, dass wir in der engeren Auswahl waren, und haben dann einen Tag vor der Premiere eine Mail bekommen, dass der Trailer am nächsten Tag erscheint und wir eventuell drin sein könnten. Die Entscheidung fiel wohl erst ganz kurz vor Release. Wir wussten also nicht, ob wir wirklich drin sind. Dann ging der Trailer online und es war der Wahnsinn. Wir lieben die Show. Game Of Thrones ist wohl eine unserer absoluten Lieblingsshows. Wir gucken das immer alle zusammen mit der Band, wenn wir unterwegs sind und der Sound passt total zur Show. Die haben das so gut an den Trailer angepasst. Es ist eine besondere Ehre dort gefeatured zu werden. Normalerweise gibt es die Möglichkeit in der Show gar nicht.
Max: Der Trailer hat uns dann diesem ganz neuen Publikum von über 20 Millionen Menschen vorgestellt, die alle unseren Song gehört haben, und das war der perfekte Weg, mehr Leute zu erreichen. Viele haben uns dann angeschrieben, nachdem sie den Trailer gehört haben.
Lizzy: Ja, sie meinten dass sie uns vorher nicht kannten und unseren Song im Trailer gehört haben und es ihnen total gefällt. In Fernsehshows gefeatured zu werden, ist total cool. Für uns passt das in die Collage von dem, was wir machen wollen.

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Ihr mögt die Sendung also ernsthaft? Könnt ihr mir mal erklären, worum es da geht? Ich verstehe das absolut nicht, für mich ist das Herr der Ringe mit Ficken.
Das ist das Interessante an der Sendung. Es gibt so viele Handlungsstränge, die parallel und total unabhängig verlaufen.
Max: Es gibt gar keine Haupthandlung und auch keine Hauptcharaktere.
Lizzy: Ich glaube, die Haupthandlung ist, dass all diese verschiedenen Königreiche und Könige miteinander kämpfen, um auf den Thron zu kommen. Es geht eigentlich nur darum, König zu sein und dann geht es noch darum, wer wen wem weggenommen hat, wer wessen Bruder umgebracht hat oder mit wessen Frau alle schlafen. Jeder kämpft quasi um die Kontrolle über alle anderen. Das Thema, das anfangs im Hintergrund ist und dann immer wichtiger wird, ist aber, dass der Winter kommt. Und die Winter dort sind sehr kalt und können Jahrzehnte dauern. Das kann niemand kontrollieren und das ist ein toller Kontrast zur restlichen Handlung. Wir glauben, dass sich alle zusammenrotten müssen, wenn der Winter kommt. Und dass die Kämpfe dann ein Ende nehmen. Aber bis dahin wollen alle einfach alle anderen umbringen.
Max: Es gibt viele Kämpfe, Brüste, Akzente, Brüste, Mord, Brüste.

Macht Sinn. Habt ihr Lieblingsfiguren?
Lizzy: Ja, wir alle mögen Khaleesi.

Ist das diese Hellblonde?
Lizzy: JAAAA!
Max: Ich mag Arya.

Wer ist das?
Eine Prinzessin, die aber lieber ein Junge wäre. Sie hat einen eigenen Wolf, wie alle ihre Geschwister, und sie lernt mit dem Schwert umzugehen.
Lizzy: Aber alle Charaktere sind toll, die haben so was Magisches.

Ihr meint also, ich sollte mir das noch mal angucken?
Unbedingt. Du darfst nur nicht den Anspruch haben, immer alles direkt zu verstehen, vieles erklärt sich dann mit der Zeit von selbst. Du musst dich da erst reinfinden wie in ein aufwändiges Computerspiel.

Game Of Thrones ist also wie ein aufwändiges Computerspiel? Ich habe schon öfter Witze über den Zusammenhang von Game Of Thrones und World Of Warcraft gehört.
Max: Ja, die gibt‘s garantiert. Auch zu Herr der Ringe und so.

Okay, vielleicht guck ich‘s dann doch lieber nicht. Danke!

Das Album „Second Hand Rapture" erscheint am 10. Mai.