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Interviews

Mit Phoenix in der Abstellkammer

Phoenix haben Freunde wie Sofia Coppola und Daft Punk. Darüber haben wir mit ihnen in einer Abstellkammer geredet—und es war sehr kuschelig.

Phoenix machen jetzt schon seit 17 Jahren gemeinsam Musik. Es war also kein Problem für Laurent und Deck während unseres Interviews, das in einer drei Quadratmeter großen Abstellkammer der Columbia Halle stattfand, quasi auf dem Schoß des anderen zu sitzen. Die beengende Situation hatte aber auch ihre guten Seiten. Es entstand direkt eine lauschige Atmosphäre, in der man wunderbar über Freunde und Kindheitserinnerungen quatschen konnte. Das hört sich jetzt langweilig, aber ihr müsst wissen, dass Phoenix mit Menschen wie Sofia Coppola und Daft Punk befreundet sind. Hier das ganze Gespräch.

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Noisey: Ihr habt auf dem Coachella zusammen mit R. Kelly performt. War das euer erstes Mash-Up-Konzert?
Laurent: Nein, wir haben so etwas schon einmal mit Daft Punk in New York gemacht. Es waren beides tolle Bühnenmomente.

Welcher Auftritt von beiden hat euch besser gefallen?
Mit Daft Punk sind wir befreundet, das war eher symbolisch, und außerdem wussten wir alle, dass es cool wird. Mit R. Kelly sind wir ein größeres Risiko eingegangen, deswegen war es aufregender.

Mal ehrlich, mögt ihr Mash Ups?
Ja schon, wenn sie gut gemacht sind, was zugegebenermaßen nur selten der Fall ist.

Wisst ihr, dass es in Deutschland einen Fernsehsender gibt, der genauso heißt wie ihr? Vormittags werden dort die Debatten des deutschen Parlaments gezeigt und danach kommen Dokumentationen.
Das erinnert mich tatsächlich an uns: 50 Prozent Dokumentation und 50 Prozent Live-Gig.

Ich wollte euch eigentlich fragen, was ihr zeigen würdet, wenn es tatsächlich euer Sender wäre.
Wir haben keinen Fernseher, aber wenn wir etwas anschauen, dann sind es Dokus. Weißt du, wir sind an einen Punkt, an dem man die Nase voll von all dem Lärm hat. Wir genießen es sehr, alten Menschen beim Streiten zuzusehen. Es ist wie ein Zen-Moment, oder?
Deck: Ja, ich stimme dir zu.

**Ihr habt kürzlich auch ein Video für *„Chloroform“* herausgebracht, bei dem Sofia Coppola Regie geführt hat.**
Laurent: Ja, wir arbeiten schon sehr lange mit Sofia zusammen und es macht immer Spaß. In nahezu jedem ihrer Filme ist ein Lied von uns. Es ist immer sehr entspannt, anders, wenn wir alleine im Studio sind.

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Tatsächlich ist in jedem einzelnen ihrer Filme ein Phoenix-Song. Sie sagt das würde ihr Glück bringen.
Also macht sie das nicht aus künstlerischen Gründen, sondern weil sie abergläubisch ist. Das können wir verstehen, wir sind auch abergläubisch. (lacht)

Das Video ist ja sehr dramatisch. So dramatisch, dass ich erst einmal lachen musste, weil die bitterlich weinenden Mädchen so überspitzt dargestellt werden.
Eines von vielen Elementen ist auch die Satire. Es ist psychologisch gesehen ein sehr interessantes Video, ich kann dir gar nicht sagen weshalb. Es ist so vielschichtig, dass man ganze Seminare darüber abhalten könnte.

Es ist ja auch viel Wahres dran. Habt ihr wirklich solche Fans?
Laurent: Wir spielen viele Konzerte.
Deck: Ja, 100 waren es dieses Jahr, mehr als 1000 insgesamt.
Laurent: Die Reaktionen des Publikums sind manchmal wirklich sehr komisch. Viele Fans zeigen ihre Freude auf eine unübliche Weise. Die einen rasten komplett aus, andere schauen einfach nur abwesend—nicht mal in unsere Richtung, sondern irgendwo hin. Wir wissen jetzt, dass diese Leute meistens viel mehr dabei sind, als diejenigen, die wild herumtanzen.

Ich komme immer noch nicht über die 1000 Konzerte hinweg. Wann werdet ihr müde?
Die Sache ist, dass wir uns ständig verbessern. Wenn wir von Anfang gut gewesen wären, hätten wir jetzt wahrscheinlich keine Lust mehr, aber wir waren sehr schlecht.

Ihr stellt euer Licht ja ganz schön unter den Scheffel.
Nein, das ist die Wahrheit. Unser Vorteil war, dass die anderen noch schlechter waren. Wir sind echt von einem sehr niedrigen Level gestartet (lacht). Wir mussten uns alles selbst beibringen. Britische Bands wussten, wie man sich gut anzieht, wo man Sachen aufnehmen kann, wo man gute Gitarren kaufen kann und so weiter. In Versailles, wo wir herkommen, gab es nichts und wir hatten null Ahnung. Alles, was wir wussten, haben wir in Büchern gelesen.

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Schon wieder.
Ehrlich. Stell dir vor, mein Bruder und ich haben mal ein Skateboard bekommen, noch in Zeiten bevor es YouTube gab, und wir hatten noch nie jemanden auf einem Skateboard gesehen. Wir hielten es für ein Gerücht, dass man mit dem Ding springen kann, bis wir ein Skatevideo gesehen haben.

Gab es auch Vorteile in eurer abgeschotteten Jugend?
Ja, klar. Es dauerte alles ein bisschen länger bei uns, dafür sind wir anders, was gut ist in einer Welt, in der alle irgendwie gleich sind.

Könnt ihr euch vorstellen, in Versailles den Ruhestand zu verbringen?
Laurent: Eher nicht. Die Leute sind zwar sehr nett zu uns. Sie haben uns sogar eine Ehrenbürgerschaft angeboten, und das obwohl wir immer nur erzählen, dass Versailles der langweiligste Ort der Welt ist. Wir sind wirklich schlechte Botschafter—aber dafür sind wir die einzigen.

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