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"Was bist du für 1 Otto?"—Ein Experte hat uns erklärt, warum Vornamen als Beschimpfung benutzt werden

Der Hit von Corus 86, DJ Reckless & Fruchtmax heißt „Was bist du für 1 Otto?“ Aber was ist eigentlich so uncool an diesen Ottos?

Schimpfwörter umgibt eine magische Faszination. Sie sind manchmal sogar die ersten Wörter, die wir auf Fremdsprachen sagen können. Mal als scherzhaft-liebevoll gemeinter Kosename, mal als ultimative Provokation empfunden, können Schimpfwörter eine große Bandbreite an Gefühlen in uns auslösen. Selbiges passierte, als wir den neusten Streich aus dem Hause Fruchtmax hörten. In "Was bist du für 1 Otto?! erstellen Fruchtmax, Corus86, DJ Reckless, Kulturerbe Achim und Hugo Nameless ein ausführliches Persönlichkeitsprofil des Menschentypus "Otto". "Otto"—ein Schimpfwort, dass so alt und unschuldig ist, dass wir kurz auflachen mussten. Vor allem, wenn ein Bär von einem Mann wie Chorus86 es benutzt.

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Wir sind froh, dass "Otto" wieder zurück ist—aber warum ist eigentlich ausgerechnet der Name "Otto" zu einem Synonym für "Opfer" geworden? Immerhin gibt es durchaus noch Menschen, die diese Vornamen in ihrem Personalausweis stehen haben. Wonach entscheidet sich, ob die Allgemeinheit einen bestimmten Namen witzig oder lächerlich findet?

Man kann natürlich spekulieren, aber besser ist es, jemanden zu fragen, der es sich zum Beruf gemacht hat, hier die schlauen Antworten zu haben. Prof.Dr. Peter Ernst vom Institut für Germanistik an der Universität in Wien ist unter anderem auf das Gebiet Namenforschung spezialisiert—er hat uns erklärt, warum vor allem Alman-Namen wie Otto, Tobias oder Martin immer wieder gerne zu Beschimpfungen umfunktioniert werden:

"Namen sind besondere sprachliche Zeichen, da insbesondere Personennamen zur eigenen Person 'gehören'. Sie sind daher sehr stark identiätsbildend und überaus emotional besetzt", erklärt der Professor. Das heißt soviel wie: Wenn du Marvin heißt, dann empfindest du anderen Menschen namens Marvin gegenüber wahrscheinlich automatisch eine gewisse Grundsympathie. Der Experte fügt aber auch hinzu: "So wie mit dem eigenen Vornamen positive Eigenschaften verbunden werden, werden die Namen anderer aber auch als Herabsetzung verwendet. Die Gründe sind linguistisch nicht immer einseh- und erklärbar, dürften aber mit verschiedenen psychologischen Faktoren und der Gesellschaft, in der wir leben, zusammenhängen."

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Laut Prof. Ernst verbinden wir einen Namen mit eher negativen Eigenschaften, wenn folgende Punkte zutreffen:

1. Wenn ein Name als veraltet gilt, wie beispielsweise Anton oder Alois.

2. Wenn irgendwelche Verbindungen zu realen Personen bestehen, wie in diesem Fall etwa Otto zum Komiker Otto Waalkes.

3. Wenn Namen in literarischen Werken, Filmen, Songs etc. oder in besonderen Zusammenhängen vorkommen, wie bei Kevin allein zu Haus.

4. Wenn der Klang von Namen als "lustig" empfunden wird, wie vielleicht bei dem Namen Horst.

5. Wenn Namen zur Diffamierung von Minderheiten verwendet werden, wenn man zum Beispiel sagt, "wie so ein Ali".

6. Wenn Namen als dialektal gelten, wie der Name Hiasl, die oberdeutsche Form für den Namen Matthias.

7. Wenn mit Namen provoziert werden kann, wie bei dem Vornamen Adolf.

Es lässt sich also relativ einfach erklären, warum ein Name wie beispielsweise Otto es geschafft hat, als Beleidigung zu fungieren: Der Name ist veraltet, erinnert an Otto Waalkes, der zwar putzig war, aber nicht gerade als dominanter Mann aufgetreten. Dazu klingt der Name auch noch ganz lustig.

Prof. Dr. Peter Ernst fügt abschließend hinzu, dass die genauen Vorgänge in Bezug auf Vornamen, die sich zu Beleidigungen entwickeln noch nicht genau erforscht sind. Umgekehrt sind Vornamen, die in Mode und beliebt sind, wie zum Beispiel Alexander oder Sophie, weniger bedroht davon, als Schimpfwörter missbraucht zu werden.

Somit könnt ihr erleichtert aufatmen und euren Eltern danken, wenn ihr einen so richtig langweiligen Standard-Vornamen von ihnen bekommen habt. Und selbst wenn nicht, gibt es weitaus Schlimmeres als blöde Vornamen. Wenigstens bekommen die ganzen Ottos unter uns jetzt sowas wie ihre eigene, neue Hymne.

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