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Reviews

Yeasayer - ,Fragrant World‘

Yeasayers drittes Album ,Fragrant World‘ ist eine verdammte Entwicklungsexplosion.

Yeasayer
Fragrant World
Mute/Goodtogo

Sehr selten hat man im Musikbusiness das Gefühl, das wirklich etwas Außergewöhnliches geschieht (wahrscheinlich, weil dir ständig alle genau das weismachen wollen). Noch seltener bleibt dieses Gefühl länger als sagen wir mal zwei bis drei Wochen. Bei Fragrant World, dem dritten Album der New Yorker Band Yeasayer, lässt mich dieses seltene Gefühl nicht los, seit ich vor etwa sechs Wochen die ersten Takte hörte.

Rhythmus über allem. Nicht, dass Yeasayer ihr Talent für Melodien verloren hätten, aber diese stehen längst nicht mehr so sehr im Vordergrund. Viel mehr ordnen sie sich der Rhythmik jederzeit unter. Da dienen neben Schlagzeug und Drumpads plötzlich Gitarren, Bass, sogar Synthies in erster Linie als Taktgeber. Erstaunlich, was für Sounds aus einer Gitarrensaite entstehen können, was mit ein paar Hall-Effekten und einer Rassel möglich ist und wie sanft, ja zart ein Synthesizer eingesetzt werden kann, wenn man diese Instrumente mal kreativer angeht.

Auf den ersten Eindruck wirkt Fragrant World bei all dem weniger eingängig—verglichen etwa mit dem ersten Yeasayer-Album All Hour Cymbals. Auf den zweiten Eindruck beißen sich aber gerade die etwas versteckten Melodien fest. Der Rhythmus frisst sich tief ins Hirn, bohrt den Tunnel über den Yeasayers Melodien sich ausbreiten wie Parasiten.

Noch dazu ist das Album unfassbar genau produziert, ohne dabei an Lebendigkeit einzubüßen. Yeasayer verbrät Ideen, dass es fast schon eine Verschwendung ist, nur ein einziges Album daraus zu machen. Aber hier scheint sich eine Band sicher, nein, hier weiß eine Band, dass noch mehr möglich ist, dass neue Ideen kommen werden.

„Folk Hero Shtick“, der vorletzte Song auf dem Album, zeigt, wie weit Yeasayer inzwischen sind. Da klingen die Beatles abwechselnd mit den Talking Heads durch, da drückt sich die leicht verzerrte Stimme des frühen Grunge durch die Strophen, nur um von einer breiten Bassline weggefegt zu werden wie Sandstaub. Aber bevor es zu brutal wird, lässt eine Piccolo-Flöte ihre zerbrechliche Stimme erklingen. Frieden. Was für ein verrückter Trip.