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Eine Hommage an alle nüchternen Fahrer da draußen

Weil wir in Taxis betrunken in gemütlicher Privatsphäre stinken können und der Sprudeldepp all seine betrunkenen Freunde heimbringt, ist es an der Zeit „Danke“ zu sagen.

Ich gehe eigentlich recht gern zu Fuß. In Wien hat man auch das Privileg, dass man 90% seiner Ziele in weniger als 30 Minuten erreicht—Studium, erfüllende Beziehung, kreatives Meisterwerk etc. Aber das gesamte Konzept „Wochenende" würde nicht ohne Fahrer funktionieren. Die simple Logistik, Leute und Dinge von A nach B zu bringen, ist für den faulen und verwöhnten Menschen von heute nicht wegzudenken. Jeder, der seine Jugend am Land verbracht hat, weiß wie beschissen es ist, sich am Wochenende um zwölf von den Eltern in der Stadt abholen zu lassen und wenn du diese charakterbildende Lebenserfahrung nicht gemacht hast: Sei froh. Seit über zehn Jahren müssen wir uns diese eine Geschichte anhören, dass wir zwischen gelallten Smalltalk versucht haben unauffällig aus dem Fenster zu kotzen.

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Wir lieben alle Arten von Fahrern, die sich am Wochenende um uns kümmern. Vielen Dank, ohne euch wäre Fortgehen eine unzumutabre Anstrengung. Hier an jeden einzelnen eine Hommage und auch eine Art Entschuldigung.

Designated Driver

Foto via Flickr | Cha già José | CC BY-SA 2.0

Die Übersetzung „Sprudeldepp" wird dem Fahrer, der seine betrunkenen Freundeheimbringt, einfach nicht gerecht, denn: Betrunkene Freunde sind die schlimmsten Freunde, die eine nüchterne Person haben kann. Das Ganze wird noch schlimmer, wenn man nicht freiwillig nüchtern ist, sondern der Grund dafür eben genae diese besoffenen Vollidioten sind, um die man sich kümmern muss. Das ist wie einen Kindergartenausflug zu managen: Die Gabriela will heim, der Christoph muss speiben und der Franzi ist beleidigt, weil der Markus seinen Shot getrunken hat.

Es tut uns so Leid. Wirklich. Du hast dich entweder (heldenhaft) selbst gemeldet oder wir haben dir mit all unserer Überzeugungskraft vorgemacht, dass man auch als Fahrer unheimlich viel Spaß haben kann—laut dem Kerl von „Saturday Night Fever" geht das sogar recht gut. Aber in meiner Vorstellung ist das eine der schlimmsten Aufgaben, denen man sich am Wochenende widmen kann. Vielen Dank lieber Fahrer, dass du uns in den Morgenstunden einsammelst und uns auch dann noch heimbringst, wenn wir dir unsere Fahne ins Gesicht wehen. Du bist ein wahrer Held.

U-Bahn-Fahrer

Als die Wiener Linien angekündigt haben, dass die U-Bahnen am Wochenende durchgehend fahren, haben sich Clubbetreiber und Clubgänger gegenseitig umarmt und Freudentränen vergossen. Die Taxifahrer waren wahrscheinlich ein bisschen angepisst, und die U-Bahn-Fahrer sind in meiner Achtung um einiges gestiegen. Sie haben den undankbaren Job am Wochenende die ganze Nacht durchzufahren, um uns in unserem jämmerlichen Zustand ins Bett—oder zumindest in eine zumutbare Distanz davon—zu bringen; und wir kennen nicht einmal ihre Gesichter. Dazu kommt der absolute Luxus, dass du in ihren Gefährten einschlafen kannst und der Fahrer wird dich nicht stören. Unermüdlich kutschiert er dich stundenlang durch den Untergrund, bis du ausgeruht genug bist, um dich auf den Heimweg zu machen.

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Foto via Flickr | Roger Schultz | CC BY 2.0

Taxifahrer

Im Taxi fühlt man sich wichtig. Scheiß auf den öffentlichen Transport, in dem man eingepfercht mit tausenden betrunkenen, stinkenden Vollidioten steht/sitzt/liegt. Im Taxi stinkst du betrunken in gemütlicher Privatsphäre. Du kennst dieses Gefühl, wenn man auf den Ledersitzen der Rückbank sitzt, in Gedanken über die Öffis lästert und es gerade noch irgendwie schafft im Sitzen nicht umzufallen. Ein Hoch auf diese Berufssparte, die mit Buddha-würdiger Gelassenheit uns Idioten am Wochenende durch die Stadt und wieder heim fährt. Gut möglich, dass ich das Ganze romantisiere—wie die Leute, die zum Fliegen einen Anzug tragen—aber Taxifahren ist eine seltene Gelegenheit, weil man hauptsächlich dann in diesen Genuss kommt, wenn einen der Rausch faul und freigiebig macht. Die Armen müssen sich jede Nacht mit dem Schlimmsten, was die Partygesellschaft ausspuckt, herumplagen und bringen trotzdem jeden sicher heim—auch wenn ich immer ein bisschen enttäuscht bin, wenn der Lenker kein Wahnsinniger ist, der auf alle Verkehrsregeln scheißt.

Bier/Essen-Lieferanten

Wir leben in einer bemerkenswerten Zeit. Du musst nur deinem Laptop sagen, dass du Hunger hast, Bier brauchst oder die Papers ausgegangen sind und ein Lieferant bringt dir das Zeug innerhalb von 45 Minuten. Die Getränkelieferanten, die bis eins in der Früh liefern, haben das Hausparty-Game auf ein ganz neues Level erhoben. Wenn früher das Bier ausgegangen ist, war die einzige Möglichkeit die Party am Laufen zu halten, abartige Drinks aus Inländer-Rum und Himbeersirup zu kreieren. Man kann kritisieren, dass die uneingeschränkte Verfügbarkeit zum unreflektierten Konsum beiträgt, aber Alkopops, die man unter der Spüle gefunden hat, zu trinken, ist tausendmal schlimmer.

Es gibt kaum was besseres, als am Sonntag verkatert Essen zu bestellen. Du fühlst dich dreckig, und das einzige Mittel deinen Kater und Post-Alkohol-Depression zu bekämpfen ist irgendein fettiges Gericht, das dir der Lieferant bringt, weil du: nicht eingekauft hast, nicht kochen willst, nur gesunden Mist daheim hast oder dein Gaumen nur von dem kulinarischen Pendant eines Vorschlaghammers angeregt werden kann. Danke lieber Lieferant, dass du deinen Sonntag damit verbringst uns vor den Folgen unserer schlechten Entscheidungen zu retten.

Header: Foto via Flickr | Tambako the Jaguar | CC BY-ND 2.0

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