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Frittenbude wollen Lamas auf BZÖ-Plakate spucken lassen („oder wie auch immer die bei euch heißen, FPÖ oder so?“)

Gibt es eine AfL, Alternative für Lamas? Ja, Alpacas. Alpacas sind eine Alternative für Lamas.

Frittenbude kommen am Sonntag in die Arena nach Wien. Nach der Veröffentlichung ihres großartigen neuen Albums Küken des Orion muss dieses natürlich betourt und befeiert werden. Frittenbude sind einer dieser deutschsprachigen Bands, die es mittlerweile schon ewig gibt (zehn Jahre) und die sich immer wieder erfolgreich selbst modernisiert haben. Die wenigsten Bands überleben das Zweijährige, geschweige denn das Zehnjährige. Frittenbude stehen bei Audiolith unter Vertrag, haben einmal eine Single namens „Elektrofikkkke“ veröffentlicht, beziehen politisch Position und haben manchmal was Nachdenkliches zu sagen. Die Jungs standen Noisey Rede und Antwort zu allen wichtigen Themen des Lebens wie „Gibt es eine AfL—Alternative für Lamas?“, die Frage, warum Rave kein Hobby ist, warum Leberkäse konsumiert werden muss und wer von der Band schon mal in ein Wiener Mädchen verliebt war.

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Noisey: Ihr habt Ende 2015 euer neues Album Küken des Orion veröffentlicht. Seid ihr damit zufrieden?
Johannes: Wir haben erst vorhin darüber geredet. Für uns ist es unser bestes Album. Wir sind zufrieden, sonst hätten wirs ja nicht gemacht. Es war nicht einfach, aber letztendlich stehen wir da voll dahinter.
Jakob: Darum hat es dann auch so lang gedauert, bis wir dann auch zufrieden waren. Darum hat sich die Albumproduktion über zwei Jahre gezogen, weil wir eben da nicht irgendwas Halbes abgeben wollten.
Martin: Weil alles passen musste.

Das bedeutet, ihr habt den größten Teil davon selbst produziert?
Johannes: Wir haben es komplett selbst produziert, wir machen das immer selbst. Wir haben noch nie einen Produzenten hinzugezogen.

Habt ihr alle Schritte der Produktion selbst gemacht? Auch Mix und Master?
Johannes: Gemastert haben wirs nicht selbst, gemixt hats der Jakob.
Jakob: Beim Mastering geht auch nicht mehr so viel, das muss schon im Mix passen. Wenn man da was verkackt kann man im Mastering nichts mehr machen.
Martin: Das war schon auch immer unser Anspruch halt, Dinge selber an den Start zu kriegen. Man lernt auch dabei auch unheimlich viel über die Jahre.

Was waren eure frühesten Einflüsse, um Frittenbude zu machen? Der Gesang erinnerte mich sehr an die Blood Brothers.
Jakob: Unsere frühesten Einflüsse sind ganz klar Gigolo Records. DJ Hell, Istaff, alles Mögliche, aber hauptsächlich Gigolo Records. Die waren schon sehr wichtig, 2005 war da so der Peak von der ganzen Sache. Da ist dann irgendwie die Lust entstanden, Acid Beats zu nehmen und das mit dem zu mixen, was wir vorher gemacht haben, dass Martin eben Gitarre gespielt hat und Striezi rappt ja auch schon länger und schreibt Texte.

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Wenn ihr eure eigenen Kritiker wärt, was würdet ihr sagen hat sich an eurem Material weiterentwickelt im Gegensatz zu früher?
Jakob: Also die Stimme ist etwas tiefer geworden, auseinander bin ich gegangen. Neue Hobbys, sowas in die Richtung.
Johannes: Ja schon, wir sind vielleicht etwas ernsthafter geworden. Wir sind zehn Jahre älter. Wir machen nicht mehr so viel Quatsch wie früher. Etwas bornierter vielleicht auch.

Seid ihr im Mittelstandspunk angekommen?
Martin: Naja vielleicht Mittelstandspunk. Eigentlich kommen die meisten Punks ja immer aus der Oberschicht, die meisten Punks bei mir auf dem Gymnasium waren Ärztekinder und Doktorenkinder und so.

Die erste Rebellion ist immer gegen sich selbst…
Johannes: Ja, aber wenns die letzte bleibt, ists schade.

Waren andere deutsche Künstler ein großer Einfluss für die neuen Texte? Dieses Verlangen nach Freiheit und Zügellosigkeit ist durchaus ein durchgehendes Thema in junger deutscher Musik in letzter Zeit.
Johannes: Wir hören relativ wenig deutschsprachige Musik. Als Einfluss an deutschsprachiger Musik kann man eindeutig Die Goldenen Zitronen nennen, da kann man ganz klar Love-A nennen. Ansonsten hören wir drei eher englische Musik. Tocotronic mögen wir sehr gerne. Das neue Tocotronic-Album ist sehr gut.

Was haltet ihr vom Influx an österreichischen bands wie Bilderbuch oder Wanda nach Deutschland?
Jakob: Martin ist riesiger Bilderbuch-Fan.

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Ich find Bilderbuch auch geil.
Martin: Bilderbuch ist cool, Wanda ist auch cool—obwohl Wanda jetzt nicht so mein Ding ist. Gibts da was Neues oder is das schon wieder vorbei?

Gibt schon ein paar gute neue Bands, aber es gibt auch viele Bands aus Österreich, die nicht wie Österreicher klingen.
Johannes: Also wir waren schon immer Fans von Ilsa Gold und Schickimicki ist auch mega gut gewesen. Die macht zur Zeit leider keine Musik. Wir warten immer noch auf ihr Comeback. Schickimicki, falls du das liest, mach mal wieder Musik!
Jakob: Und Austrofred gabs noch in unseren Anfangszeiten und Lou Orten war doch auch aus Österreich.
Martin: Kruder und Dorfmeister. Die haben uns begleitet in endlosen Kiffernächten.
Johannes: Und Falco natürlich.

Falco ist ewig.
Martin: Ja, wir haben auch öfters mal probiert Musik zu machen, die klingt wie Falco, aber wir haben es nicht hinbekommen.
Johannes: Ich hab auch öfters mal versucht so wie Falco zu rappen, aber das haben mir die Anderen dann verboten.
Martin: Ich hab da jetzt nicht so aufgepasst, aber gibts bei euch nicht auch so ne ganz junge Cloudrap-Szene? Das kommt auch von Österreich oder? Auf jeden Fall gute österreichische Rapper.

Ja, deutschsprachiger Cloudrap ist bei uns grad am Start mit Crack Ignaz, LGoony und Konsorten.
Johannes: Wir hören lieber Rapper aus den USA, muss man sagen. Wir beschäftigen uns wenig mit deutschsprachigem HipHop.

Ich habe die „Share a Kiss with your Hawara“-Dose auf eurem Tumblr gesehen, was verbindet euch mit Wien? Wann wart ihr das letzte mal hier?
Johannes: Ja, wir haben Freunde in Wien, sind gerne in Wien und sind irrsinnige Leberkäse-Fans. Muss schon mal sein. Ist zwar politisch mega unkorrekt, ist aber unserer bayrischen Herkunft geschuldet. Wir hängen da gern mit unsren Freunden ab. Ich war auch schonmal verliebt in Wien, in ein Wiener Mädchen.

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Klingt wie ein Songtitel.
Jakob: Wir sind ja aufgewachsen in Niederbayern, da war Wien eben auch immer ein Ort, an den man mal hingeht. Berlin war da schon zu weit weg.
Martin: Wien hat auch echt coole Konzertlocations. Die Arena, darauf freuen wir uns auch schon. Flex ist hammer.
Johannes: Wir trinken auch gern Heurigen, aber nicht so oft.
Jakob: Werk ist gut oder? Bis auf die Anlage, aber die Stimmung war super.

Was verbindet euch mit Lamas und sind Lamas politische Wesen?
Martin: Also Lamas sind sicher schon in ihrem Dasein und in ihrer Existenz politisiert worden, aber eigentlich sind Lamas mega unpolitisch.

Gibt es eine AfL, eine Alternative für Lamas?
Johannes: Ja, Alpacas. Alpacas sind eine Alternative für Lamas.
Jakob: Die machen doch auch Politik, wenn sie Menschen anspucken.
Martin: Ja, das wird jetzt schon wieder zu weit führen, aber man könnte die schon dressieren.

Wird das die nächste Frittenbude Politaktion? Ihr schickt einfach einen Haufen spuckender Lamas zur nächsten Pegida-Veranstaltung?
Johannes: Ja, man gibt ihnen so fluoreszierendes, natürlich ökologisch abbaubares naturell hergestelltes Zeug zu trinken und dann schickt man sie vor die BZÖ-Plakate oder wie die auch immer bei euch heißen, FPÖ oder so.

Ja, wir haben da ein paar dieser fragwürdigen Parteien. Wenn Rave kein Hobby ist, was ist es dann? Sollte Rave überhaupt ein Beruf sein oder sollte Rave eine Berufung sein?
Johannes: Nein, Rave ist kein Hobby. Das bezieht sich eher darauf, dass es halt eine Aufabe ist. Das kann nicht jeder machen. Du kannst nicht sagen „Raven gehen ist mein Hobby“. Das ist schon nicht leicht. Da hat man schon dran zu knabbern und zu kämpfen. Ich will mich auch nicht zuviel aufführen hier, aber wenn du mal drei Tage wach warst kennst du es erst. Da weisst du, da kommt noch was danach, nach drei Tagen Party. Als Kim Jong Il gestorben ist, wie es da auf den Straßen Koreas aussah, so sieht das in Berlin aus.

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Was läuft bei euch im Tourbus für Musik?
Johannes: Die Frage wird uns sehr oft gestellt und ich finde es auch echt schade, dass ich sie immer auf diese Art und Weise beantworten muss: Wir hören eigentlich nie zusammen Musik im Tourbus. Also es hört immer jeder für sich selber was über Kopfhörer und es ist ganz selten, dass wir uns zusammen mal was anhörn. Das letzte Mal wars glaub Bird Berlin, der uns auch auf dieser Tour begleitet aber in Österreich leider nicht dabei ist. In Österreich ist die Band YAWL mit dabei, die sind echt fresh. Worauf wollte ich raus? Die letzte Mukke, die wir wirklich andauernd im Tourbus gehört haben, das war irgendwann 2008. Wie hießen die nochmal? Final Redemption oder sowas? Das letzte mal auf Tour haben wir auch diesen Beach Boys-Film angekuckt. Auf dieser Tour wollen wir eigentlich echt viel Wanda hören. Als ich letztens in einem Plattenladen war, hab ich diese Box von Wanda gesehen. Die haben da ein Schnapsglas drin, ich fand das schon recht lustig.

Ja, die sind ein bisschen der Österreich-Machismo. Zum Abschluss noch was ganz simples, das Ganze heißt „Entweder, oder“. Ich sag euch zwei Dinge und ihr müsst euch entscheiden. Ketchup oder Mayo auf den Pommes?
Frittenbude: Beides.

Money Boy oder Kanye West?
Frittenbude: Kanye.

Kommunismus oder Kapitalismus?
Frittenbude: Kommunismus.

Zahlen oder Gästeliste?
Frittenbude: Gästeliste.

Digital oder Analog?
Frittenbude: Analog. Nein, eigentlich beides. Digitalanalog.

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Kiffen oder Saufen?
Frittenbude: Kiffen. Kommt aber drauf an.

Alle Drogen Mischkonsum. Ist so ein Politiker-Sager einer österreichischen Politikerin, da gibts auch tolle Remixe davon. Tut mir leid für meinen schlechten Humor.
Martin: Kein Ding, wir haben den schlechtesten Humor. Auch wenn du denkst das ist total nicht lustig—ich wette was, wir suchen uns das raus und werden es dann feiern. Wir gönnen uns das jetzt.

Danke fürs Gespräch.

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