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Reviews

Musikreviews der Woche mit Illum Sphere, Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra und mehr

Streetlight-illumninierter D’n’B-Blues, Testosteron und Nostalgie und Lavalampenschmelz. Heureka: unsere Reviews.

ILLUM SPHERE
Ghosts Of Then And Now
Ninja Tune

Ryan Hunn aka Illum Sphere ist ein cleveres Bürschchen. Er weiß, zukunftsfähig wird man heutzutage lediglich als besonders ansprechender Verwalter der Vergangenheit und der Tatsache, dass man hinter jeder neu aufgestoßenen Tür, hinter der an den Weichen irgendeines elektrifizierten Retro-Abstellgleises herumgepopelt wird, in kürzester Zeit von einem „Dead End“-Schild erschlagen wird, begegnet er einfach mit einem völlig grenzenlosen und angenehm unstreberhaften Eklektizismus. Hier ist alles drauf von Streetlight-illumniniertem D’n’B-Blues über wohltuende Glitch-Akkupunkturen bis zu streichelndem Ambient, Latin-Jazz und Soul-Verbassung. Im Ganzen erwächst das zu einer Haltbarkeitsprognose, die im Visier einzelner, kalt realistisch titelnder Tracks wie „It’ll Be Over Soon“, „Lights Out“ oder „Near The End“ völlig bescheiden allein dem Hörer überlassen wird.
DR. PETER WANKMAN

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FEADZ
Instant Alpha
Ed Banger/Because

Ed-Banger-Veteran Feadz hat sein Album auf den Namen Instant Alpha getauft und für das Cover sämtliche Boardingpässe abfotografiert, die sich in 15 Jahren glamourösem Produzentenjetset so angesammelt haben. Er bildet sich mit anderen Worten ganz schön was ein auf seinen Ruhm, der ja im Wesentlichen darin besteht, irgendwann mal ein paar Tracks mit Mr Oizo produziert und mit Uffie gevögelt zu haben. Beides ist schon eine ganze Weile her. Feadz patentierte Melange aus Dicke-Eier-Elektro, Chop-up-Vocals und gelegentlichen Wobble-Episoden klingt dann auch eher wie eine 2005er-Definition von Alpha. Und selbst die war bekanntlich nicht sexy genug, um Uffie längerfristig binden zu können. Vielleicht ist Feadz ja tief in seinem Herzen einfach nur ein hoffnungsloser Romantiker und diese Platte ein Versuch, mit einer Mischung aus Testosteron und Nostalgie seine Verflossene zurückzugewinnen. Ich glaube, wir halten uns aus der Sache besser raus.
RUFF REIDER

BRACE/CHOIR
Turning On Your Double
Tapete Records

Moment mal, lese ich da richtig, es handelt sich hierbei um Fahrradmechaniker und Philosophiestudenten, die sich in Berlin zu einer deutsch-amerikanischen Bafög-Vernichtungsmaschine im Spannungsfeld zwischen Krautrock, Impro-Kosmologie und Lavalampenschmelz formierten? Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich davon ausgehen, dass irgendein Witzbold beim Label die Drehbuch-Grobskizze einer neuen (und besonders miesen) Haußmann/Buck-Berlinposse als Release-Info verschickt hat. Hat man diese Typen hier jedoch schon einmal live gesehen, dann weiß man: Sie sind gekommen, um auch noch das monumentalste Klischeegranit im Resonanzzentrum ihrer bis in die Ewigkeit greifenden Klangschichten zu zersprengen. Die beste Dope-Popel-verklebte Psych-Séance, die das Zodiak Free Arts Lab nie erleben durfte.
HAZE IENDA

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THEE SILVER MT. ZION MEMORIAL ORCHESTRA
Fuck Off Get Free We …
Constellation Records

Ich muss gestehen, dass ich Efrim Menuck bei den letzten Konzerten mit Silver Mt. Zion eigentlich ziemlich scheiße fand. Die Ansagen des Typen, zweifellos eloquent und immer vom richtigen Klassenstandpunkt, hatten doch etwas von oberflächlicher Showmanship und der Vibe, mit dem er rumwedelte, schwang schließlich arg in Richtung: Rockstar. Vor diesen Konzerten hatte ich das Faseln, Silver Mt. Zion seien mit „Kollaps Tradixionales“ nun endlich Alternative Rock, nur als den Ausschlag böser Zungen abgetan, aber jetzt wurde es etwas unbehaglich. Ich könnte jetzt sagen: Heureka, das neue Album zerbläst alles Grübeln und Grummeln in grauen Rauch. Aber natürlich wäre das nicht sehr ehrlich. Für sich genommen allerdings ist dieses Fuck Off… nichts weniger als ein Meisterwerk. Noch losgelöster von Traditionen, mit Gitarren kreischend, sich noch hingebungsvoller in Dissonanz stürzend, um geheime Harmonien herauszustreichen. Dieses Album ist eine Welt für sich.
ATILLA COLGATHA

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