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Das gesamte Nuke schweigt für Flüchtlinge

Das Nuke hat alles richtig gemacht.

Foto: Acoda

Ich bin nun schon den gesamten Tag hier in Graz am Nuke-Festival. Feiern fällt dieser Tage ehrlich gesagt nicht leicht. Am Donnerstag ist der Tod, den wir bisher nur vom Mittelmeer kennen, in Österreich angekommen und hat die Situation um die Flüchtlinge auf einen unglaublichen Tiefpunkt gebracht. Zu wissen, dass so viele Menschen gestorben sind, legt einen tiefschwarzen Schatten über Bühnenlichter. Nun, stell dir vor, du bist in einer Stadt, auf einem Festival. Du willst tanzen, kannst aber eigentlich nicht wirklich abschalten—und nie komplett ausblenden, was gerade erst mitten in unserem idyllischen Bergland passiert ist. Plötzlich kommen alle Künstler auf die Bühne, auf einem Festival, das ausverkauft ist. Man ist ein bisschen verwirrt, man weiß kurz nicht, was gerade passiert. Es ist seltsam und es ist vor allem keine Partystimmung. Die Acts stehen da oben und auf einmal geht die Rede aus Der große Diktator los—Chaplins berühmtem Film, der zwar 1940 gedreht wurde, aber heute (und gerade jetzt) immer noch erschreckend akutell ist. Genau das ist heute Abend am Nuke Festival passiert.

Fast alle Musiker des heutigen Tages standen unerwartet vor dem Auftritt von der Parov Stelar Band auf der Bühne. Betroffen, von den 71 Toten auf der A4, betroffen, von all den unglaublichen Dingen, die gerade passieren. Die Musiker betreten die Bühne, das Publikum schweigt, niemand weiß so recht, was gerade passiert. Die Rede läuft, das Publikum schreit und versteht mit jedem Wort von Charlie Chaplin mehr, worum es in diesem Moment geht. Von seinem „Nachbarn“ hat er eine in die Fresse bekommen. Völlig zurecht.

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Nach der Rede wurde die Schweigeminute, in der Raoul Haspel wohl eine sehr große Rolle spielt, eingeleitet. Ehrlich, ich habe geweint. Es ging nicht anders. Ein ganzes Festival hat mit mir geweint, geschwiegen, applaudiert. „Kein Mensch ist illlegal.“ wird oft übersehen, nicht ernst genommen oder als Saufparole verwendet, aber heute war es ernster denn je.

Ein wenig später haben wir Raoul getroffen und er hat uns folgendes gesagt:

„Anhand der Schweigeminute habe ich gelernt, was für großartige Dynamiken möglich sind, wenn ein paar Leute das zu Verfügung stellen, was sie haben, am besten können oder wozu sie beruflich oder privat Zugang haben. Wenn jeder eine Kerze anzündet, haben wir ein unglaubliches Lichtermehr. Wenn viele ihren Klick beisteuern, gibts die Schweigeminute.“

Danke, Nuke. Danke, Raoul. Danke, Nikitaman—der eine sehr bewegende Ansprache gehalten hat.

Hier ist das Video:

Isabella auf Twitter: @isaykah

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