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Interviews

Interview: Karate Andi macht Pennerrap mit viel Bier

Karate Andi ist der Boss vom Neuköllner Hinterhof und veröffentlicht morgen ein Konzeptalbum zum Thema Bier. Dabei beteuert er im Interview weder Alkohol noch Drogen zu sich zu nehmen.

Karate Andi—der Boss vom Hinterhof—so der Titel seiner Facebookseite. Dass der Kneipenstammgast sicher schon den einen oder anderen Hinterhof in Neukölln unsicher gemacht hat, steht außer Frage. Aber wir sollten erstmal vorne beginnen: Irgendwo in Rapkreisen der Universitätsstadt Göttingen tauchte erstmals der Name Monty Burns auf—Karate Andis Jugendpseudonym. Beweise dafür findet man noch hier.

Der Liebe wegen landete der junge Herr dann in irgendwann Berlin. Etwas abgeturnt und mit dem Gefühl für diese ganze Rapscheiße zu alt zu sein, rappt und freestylet nur noch für sich und seine Homies. An einem Mittwochabend findet er sich auf der Veranstaltung Rap am Mittwoch wieder. Da dort jeder Rapper die Möglichkeit hat, sich auf der Bühne zu beweisen, nötigen ihn seine Kumpels, sich den Gegnern zu stellen. Trotz der anfänglichen Scheu sammelt er bei Rap am Mittwoch einige Erfolge und eine kleine Masse wird auf einmal aufmerksam auf diesen Karate Andi. Das Ganze hat sich im Jahr 2012 abgespielt. Keine zwei Jahre später veröffentlicht er sein erstes Album Pilsator Platin. Dass der Name einer Biersorte hier im Titel steck, ergibt ganz schnell Sinn wenn man sich die ersten Tracks angehört hat. Asozial ja, aber so dass es Spaß macht.

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Stilecht treffen wir Andi in der Roten Rose, einer Kneipe unweit vom Kottbusser Tor, die 24 Stunden am Tag geöffnet hat und schon einige Leidensgeschichte gesehen und gehört haben wird. Sprechen wir also über Andis Leidensgeschichte.

Noisey: Du hast der BVG einen wunderschönen Song gewidmet, hast du dir für die Fahrt zu unserem Interview ein Ticket gekauft?
Karate Andi: Ähm, nein.

Haha. Über den Namen zu reden, ist immer so eine Sache. Bei dir würde ich das aber trotzdem gerne machen. Erzähl doch noch mal die Entstehung des Namen und warum du dich dafür entschieden hast.
Ich habe mir diesen Namen ausgesucht, weil er einfach geil klingt. Im Rap kommt es ja auch immer drauf an, dass Worte gut klingen. Ich finde ihn halt lustig und wir aus meiner Crew haben uns immer eher lustige Namen gegeben.

Früher hast du dich Monty Burns genannt. Wann genau hast du dich in Karate Andi umbenannt?
Guck mal, wir haben immer so Projekte gemacht. Bei dem einen Projekt hieß ich dann Shore Volker und beim anderen Raketen Ronnie. Es gab nie wirklich eine Umstellung, eher so was wie eine Festlegung. Der Name Karate Andi ist halt publik geworden.

Hast du dich dann auch mit deinem Namensvetter Karate Andy, dem berühmten Karateleher und Zuhälter Andreas Marquardt, auseinandergesetzt?
Ich habe die Doku natürlich auch gesehen. Es gibt aber keine Parallelen. Das war Zufall, dass ich den Namen gewählt habe, danach habe ich erst von Karate Andy erfahren.

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Eine Sache, die sofort auffällt, wenn man sich dein Album anhört, ist, dass du sehr viel Wert auf Reime zu legen scheint.
Ich fand es schon als Kind interessant, wenn sich Wörter aufeinander gereimt haben. Mir macht das sehr viel Spaß mehrsilbige Wörter zu finden, die sich aufeinander reimen.

Wenn man sich Karate Andi anhört, wird eine sehr krasse Figur dargestellt. Wie viel aus deinem Leben steckt da wirklich drin?
Da kann ich nicht so viel zu sagen, ist halt einfach Pennerrap.

Wie steht es um deine Erfahrungen mit Drogen?
Ich nehme keine Drogen, ich hasse Alkohol, ich hasse Zigaretten. Das lässt dich altern, das macht dich schlecht im Bett und du kannst keine Frau mehr befriedigen. So weit will ich nicht kommen, dass ich ohne Viagra nicht mehr ficken kann. Ich halte mich von allen Substanzen fern und versuche mich vegan zu ernähren.

Wie ist dein Bezug zu Graffiti?
Ich finde Graffiti ist scheiße und will mich dazu auch gar nicht weiter äußern. Ich finde Kunst, die auf der Straße stattfindet, scheiße, das gehört in ein Museum.

Das hast das komplette Album mit dem Produzenten 7Inch gemacht. Wie seid ihr zusammengekommen?
Er hat mich einfach bei Facebook angeschrieben und gefragt, ob ich mal zu ihm ins Studio komme. Zu der Zeit konnte ich mir nicht mal was zum Essen kaufen und wäre fast wegen Schwarzfahren in den Knast gegangen. Gleichzeitig habe ich immer mehr Leute kennengelernt und habe mir angeschaut, wer so wie arbeitet. Ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach vor, wieder regelmäßig Musik zu machen und das weiterzuverfolgen.

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Wie entstehen deine Songs?
Ich schreibe eigentlich immer, egal wo ich bin und wenn ich dann ins Studio fahre schnappe ich mir drei Zettel und schaue mir die Reimstrukturen an, die ich mir aufgeschrieben habe und verarbeite das dann in den Songs.

Du schreibst dann auch ohne Beat?
Wenn ich zu Hause bin oder unterwegs, schreibe ich immer ohne Beat, da geht es einfach nur um die Reime. Ich weiß ja, wie man verschiedenen BPM Zahlen setzen kann.

Du hattest dem Rap ja eigentlich schon den Rücken zugewendet…
Das war gar nicht so eine bewusste Entscheidung. Ich bin halt älter geworden und dachte mir, super wenn du nichts zurück bekommst, außer Props und Schulterklopfen, dann musst du auch mal gucken, wo die Kohle herkommt. Das hat dann zwar auch nicht so gut geklappt, aber man kann auch nicht sein ganzes Leben lang brotlose Kunst machen und im Netto klauen gehen. Was mit 16 vielleicht noch cool ist, ist mit Mitte 20 halt einfach nicht mehr so cool.

Wie sieht das denn im Moment aus, machst du dir weiterhin Gedanken um die Zukunft?
Voll auf jeden Fall. Da macht man sich natürlich Gedanken drum. Da ich aber gerade auch in anderen Bereichen noch zwei, drei Sachen am Laufen habe und Bestand für die Zukunft haben. Ich bin aber auch ein Meister der Verdrängung.

Du hast zusammen mit Mortis ein Liebeslied geschrieben—„So viel gemeinsam“. Wer hatte die Idee und wie ist der Song entstanden?
Wir sind zusammen ins Studio gefahren und auf dem Weg dahin habe ich ihm von einem guten Freund von mir erzählt, der die Masche, die wir im Song beschreiben ziemlich perfektioniert hat und die bei ihm ziemlich gut funktioniert. Dann haben wir im Studio direkt beide geschrieben und diese Thematik verarbeitet.

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Karate Andis Debütalbum Pilsator Platin könnt ihr bei MZEE, Amazon oder iTunes bestellen. Am 22.02. findet in Berlin die Releaseparty zum Album statt. Mehr Infos bei Facebook.

Sascha auf Twitter: @deutscheworte

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