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Interviews

Die Crystal Fighters regen sich nie auf

Deswegen haben sie auch keinen Grund über negative Dinge zu singen. Also sind sie immer gut gelaunt und verbreiten ihre Stimmung.

Letztens fragte uns Pepe Jeans, ob wir nicht nach Barcelona fliegen möchten, um die Crystal Fighters auf dem Singular Festival zu interviewen. Wir mussten kurz überlegen, ob wir tatsächlich das graue, kalte Deutschland verlassen möchten, in dem wir stets miesepetrig und schlecht gelaunt durch die Gegend laufen, um im sonnigen, warmen Spanien einen kurzen Schwenker auf das Festival zu machen und den Rest der Zeit am Strand zu brutzeln. Nach kurzer Bedenkzeit entschieden wir uns, das Angebot anzunehmen.

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Am letzten Donnerstag trafen wir also im Barceloner Club Razzmatazz den tiefenentspannten und gutgelaunten Crystal Fighters-Gitarrist Graham Dickson kurz vor dem Auftritt. Nachdem wir bereits die erste Entspannungsquelle riechen konnten, der junge Mann sich als genauso lebensfroh wie seine Musik entpuppte, und uns dann noch erklärte, mit welchem Alkohol (nämlich Tequila) wir den Abend und ihren Sound am besten begießen sollten, beschlossen wir, uns der guten Laune anzuschließen und einfach mitzufeiern. Wir waren schließlich in Barcelona, allein das war Grund genug.

Noisey: Hallo, wie geht’s?
Graham: Ich fühle mich sehr gut.

Ihr seid öfter in Spanien, oder?
Wir waren früher sehr oft hier. Vor vier Jahren waren wir sogar Residents im Razzmatazz. Aber jetzt waren wir schon seit zwei Jahren nicht mehr hier. Die frühere Sängerin war diejenige mit der spanischen, baskischen Verbindung. Ich komme aus Massachusetts, unser Sänger ist Brite und unser Drummer kommt aus Sardinien. Aber vor zwei Wochen hatten wir den Cave Rave. Das war hier.

Eure Musik ist so lebensfroh und gutlaunig. Was regt dich denn so richtig auf?
Mich regt nichts auf. Ich glaube, es ist nicht gut, sich aufzuregen. Aber ich bin manchmal enttäuscht, wenn ich Ungerechtigkeit oder Respektlosigkeit erlebe.

Okay. Und wie sieht deine Reaktion aus, wenn du enttäuscht bist?
Man muss immer höflich sein. Man muss danach streben, immer höflich und glücklich zu sein.

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Ich probiere es mal.
Ja, aber es ist nicht leicht. Nein, manchmal ärgere ich mich auch, so wie jeder Mensch.

Du hast dich früher also viel geärgert und dann beschlossen, dich zu entspannen?
Ja, genau. Früher haben mich auch die gleichen Dinge aufgeregt: gemeine Leute, Respektlosigkeit und generell Ungerechtigkeit. Das kann sich in so vielen Richtungen äußern.

Woher kommt denn die ganze Cave Rave-Sache? Wie seid ihr auf Höhlen gekommen?
Die Höhlen kamen auf, als wir das Album geschrieben haben. Wir schrieben es im Baskenland und hatten die baskische Kultur im Hinterkopf. Sie ist so alt, sie ist schon eine antike Kultur ist. Wir überlegten, wer vor den Basken und vor dieser ganzen Zeit da war. Es gibt so viele Höhlen, in denen Höhlenmalereien von vor tausend Jahren zu sehen sind. Wir haben angefangen, die Höhlen und die Kunst zu recherchieren und die ganzen Darstellungen der verschiedenen Bewusstseinsdimensionen. Wir haben realisiert, dass all die unterschiedlichen Höhlenmalereien auf der Welt sich ähnlich sind, ein gleiches Verständnis vom Leben haben. So kamen wir auf Cave Rave, denn es ist doch, wie in einen Club zu gehen. Im Club kannst du verschiedene Dimensionen deines Bewusstseins erleben und ausdrücken. Du kannst dich gehen lassen und vom Alltag loslassen. Deswegen haben wir den Namen für das Album ausgesucht und uns gedacht, wir machen einen Cave Rave in Spanien.

Ihr hattet die Idee mit dem Rave also schon bei der Namenswahl?
Ja, genau.

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Wie war er denn?
Er war unfassbar. Die Akustik war überraschenderweise recht gut. Unser Tontechniker Jake hat einen guten Job gemacht. Er hat ein gutes Soundsystem besorgt. Ich war sehr überrascht, dass das so gut funktioniert hat. In der Höhle an sich steckt so viel Geschichte. Dort wurden schon baskische Zeremonien abgehalten. Deswegen war es großartig, dass wir auch an der Party teilnehmen konnten. (lacht)

Wo wird der nächste Rave sein?
Ich glaube, wir wollten schon immer dort einen machen. Aber es wäre cool, noch an anderen besonderen antiken Orten in der Welt zu spielen. Vielleicht Höhlen, vielleicht auch Pyramiden. Wer weiß das schon.

Kommt ihr euch nicht manchmal komisch vor bei all den Crystal-Bands?
Nein, wir uns den Namen schon vor so langer Zeit überlegt haben. Der Name an sich bedeutet uns so viel. Die Herkunft des Namens ist wichtig, deswegen waren uns die anderen Bands egal. Wir haben uns auch nie so gefühlt, als ob wir ein Teil, einer Bewegung oder Gruppe wären. Am Anfang war es wahrscheinlich sogar hilfreich, weil die Leute dachten, wir sind Crystal Castles. Für uns macht der Name Sinn. Lauras Großvater hat ihr ein Buch hinterlassen, als er gestorben ist. Es war eine verrückte, unfertige Oper mit konfusen Teilen namens Crystal Fighters. Einer davon kam unserer Idee recht nahe. Es war ein tolles Stück über die rebellierende Jugend, gutes Zeug.

Habt ihr schon mal mit dem Gedanken gespielt, die Oper zu spielen?
Ja, es ist nicht wirklich eine Oper, es ist nahe dran. Es macht auch keinen Sinn, es geht darum, seinen Verstand zu verlieren. Es wären sehr, sehr kurze Sequenzen. (lacht)

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Ich bin ganz alleine hierher gereist, um mich mit euch zu treffen. Was hältst du denn vom Reisen alleine?
Ich glaube, alleine zu reisen, wird dein Leben verändern. Aus seiner Comfort Zone rauszukommen, aber auch keinen anderen in deiner Zone zu haben und mit dem darüber reden zu können, was gerade passiert, ist sehr wichtig für die Entwicklung und auch für das Verständnis. Ich glaube, Leute, die nicht reisen, verstehen nicht unbedingt, warum alles so ist, wie es ist.

Wo warst du auf Reisen?
Ich bin alleine nach Afrika gereist, durch Amerika. Ich bin alleine nach Schottland gezogen, so habe ich die Jungs aus der Band kennengelernt. Ich kannte niemand dort. Dann bin ich nach London gezogen, wo ich auch jetzt noch wohne. Alleine.

Viel Zeit alleine?
Jetzt nicht mehr so viel, aber früher schon.

Wenn du dir „One band, one date, one special place“ aussuchen könntest, was würdest du nehmen?
Was nochmal?

Das ist das Konzept dieses Festivals: „One band, one date, one special place“.
Achso, echt? Cool. Ich nehme Prince auf den Fiji Inseln, auf irgendeiner einsamen Insel. Das wäre perfekt.

Und das Ganze an Weihnachten?
Ja, wahrscheinlich irgendwann, wenn die Wellen hoch sind.

Gibt es eine Geschichte zu eurem Song „Plage“?
Ja, klar. Es geht einfach nur um Spaß haben, jemanden kennenzulernen, den du gern magst, Party machen und dann nachts an den Strand gehen und gucken was passiert, um vier Uhr morgens.

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Okay.
Ja, es geht darum, wie glücklich man ist, wenn man frisch verliebt ist.

Schreibt oder singt ihr denn wirklich nie über Schlechtes?
Nein.

Nein?
(lacht) Naja, manchmal. Nein, eigentlich nicht. Also manchmal stellen wir Fragen oder behandeln Themen, die nicht unbedingt positiv oder negativ sind. Aber nein, ich überlege gerade, ob mir eine negative Textzeile einfällt, aber mir fällt keine ein, die wirklich negativ ist. Sie sind neutral.

Das ist schon außergewöhnlich. Die meisten Musiker holen sich ihre Inspiration ja aus Schmerz und Leid.
Nicht alle.

Aber die Tendenz geht in die Richtung.
Ja, die meisten sind emotional.

Und hörst du auch traurige Musik?
Ja, manchmal, aber auch nicht mehr wirklich. Als ich jünger war, habe ich sowas viel gehört. Aber ich liebe Musik aus den 80ern, zum Beispiel Duran Duran. Ich liebe auch Elektrofunk, wo sie auch viel über Liebe singen, aber eher über emotionale Liebe, nicht schlechte Liebe. Ich mag schöne Liebe mehr als traurige Liebe. Liebe sollte doch glücklich sein.

Noch eine Frage: Welchen Drink sollte ich trinken, wenn ich Crystal Fighters höre?
Tequila ist definitiv das Beste, das du trinken kannst. Oder eine Art schamanistisches Gebräu.

Shots?
Wie du willst, aber Tequila bringt dich in einen guten Bewusstseinszustand, es ist alles ein bisschen wackelig. Das musst du trinken.

Okay, dann trinke ich heute Abend Tequila Sunrise.
Ja, du kannst einen Tequila Sunrise trinken. Aber trink nicht zu viele, da ist viel Zucker drin und dann kriegst du Kopfschmerzen und einen Kater.

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Wird gemacht.
Perfekt.

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