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Ich habe drei Tage lang ausschließlich Money Boy gehört

Dieses Experiment hat mich viel gelehrt. Über das Leben und mich.

Alle Grafiken: VICE Media

Woher weiß man, dass man ein Sadist ist? Indem man der Redaktion diesen Artikel vorschlägt. Ich wusste zwar in etwa, was auf mich zukommt, da der Boy mir natürlich ein Begriff war—aber schon letzte Woche hat meine Kollegin berichtet, dass so ein Projekt ziemlich nervenzehrend sein kann. Sie hat drei Tage lang nur Slayer gehört.

Im echten Leben höre ich am liebsten 80er-Punk, Rock und arbeite in einer Metal-Bar. Ich bin anderen Musikrichtungen gegenüber auch durchaus offen, was man zum Beispiel an meiner Liebe für Teeny-Pop sieht. Von Money Boy habe ich damals nur seinen ersten Hit „Dreh den Swag auf“ mitbekommen—das ist nun auch schon wieder 5 Jahre her. Alles was danach kam, ist an mir vorüber gegangen. Das ging soweit, dass ich mich schon gewundert habe, warum einige Leute aufeinmal „1“ nicht mehr ausschreiben, alles super „nais“ ist und woher das ganze „Sheesh“ kommt. Soviel sei verraten: ich habe es jetzt verstanden.

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Tag 1

Eine Kollegin, mit ähnlichem Wissensstand über Money Boy, hatte Bedenken, ob es überhaupt genügend Lieder von ihm gäbe um drei Tage zu füllen. Eine Wikipedia-Suche später war mir klar, dass mir bestimmt nicht fad werden wird: 3 Alben, 36 Mixtapes und 35 Musikvideos. Damit war ich ein bisschen überfordert und hab deshalb im Büro mit dem Money Boy-Channel auf Youtube begonnen. Als Erstes habe ich mich gefragt, warum er auf seinem Profilbild einen Fisch isst. Nach näherer Inspektion habe ich aber gemerkt, dass er einfach an einem Packen Geldscheinen knabbert und habe mich weniger gewundert. Nachdem das geklärt war ging's los. Ich hab nicht darauf geachtet welche Lieder es waren, aber ich fand das alles gar nicht so schlecht. Manchmal hat es mich ein bisschen von der Arbeit abgelenkt, weil ich die Texte und Reime so lustig fand. Irgendwann kam ein Lied, dass mich so beeindruckt hat, dass ich mal schauen musste wie das heißt—es war ein Freestyle von seinem neuen Album Heat Wave, das ihr übrigens hier kostelos runterladen könnt. Irgendwann später hat unser Büro-Hund kurz gejault und ich war mir lange nicht sicher ob das Geräusch von dem Boy oder dem Hund kam.

Der erste Tag hat mir einen guten Überblick verschafft und ich habe mich eigentlich schon auf die nächsten zwei Tage und mehr dope Rhymes und Lachkicks gefreut. Zum schlafen gehen habe ich auf Musik verzichtet, aber dafür den Twitter Account @therealmoneyboy studiert:

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Mal romantisch, mal nicht. Aber immer sehr poetisch.

Tag 2

Das war mit Abstand der intensivste Tag meiner Recherche. Ich musste zuhause Fotos bearbeiten und konnte somit den Money Boy-Sound sieben Stunden durchgehend und Kopfhörer-frei in meiner Wohnung genießen. Beste Leben! Diesmal habe ich mir die Alben auf Spotify angehört, um auch zu sehen, welche Lieder auf welcher Platte drauf sind. Ein paar Songs habe ich auch schon von Tag 1 wiedererkannt, eines davon war „Karate Kid“. Beim dritten und vierten Mal habe ich dann schon mitgenickt, aber mich immer noch gefragt, was denn bitte Karate mit vielen Ketten zu tun hat. Dann hatte ich aber die Erleuchtung und my mind was blown. Gold wird in Karat gemessen, die Ketten sind gold, viele Ketten haben viele Karat und deshalb Karate Kid. Wow. Und ich hab Literatur studiert.

Nach zirka zwei Stunden fand ich das ganze aber nicht mehr so lustig. Bei einige Liedern ist mir einfach das Geimpfte aufgegangen. Keine Ahnung was Robin Jeans überhaupt sind, aber ich möchte ihre Existenz auslöschen. Gucci find ich zwar normalerweise eh super, aber nicht wenn es in einem 2-Minuten Song gefühlte 3674 Mal vorkommt. Das Video „Gucci Bandana“ ist großes Kino, aber den Ton dreh ich lieber ab. Diese Krise war aber auch bald überstanden und die Arbeit ohne weitere Ausraster beendet. Anschließend hatte ich nur ein seltsames Verlangen nach Drogen. Statt Gönnung wurde es dann doch das Bett und mehr Tweets von dem Boy.

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Tag 3

Es hat sich angefühlt wie der letzte Tag auf Urlaub—man weiß es ist fast vorbei, man denkt man hat noch viel zu wenig gesehen/gehört und muss diesen Tag ganz besonders auskosten, um nichts zu verpassen. Damit mir auch ja kein Schmankerl entgeht, habe ich noch einen Freund und Money Boy-Spezialisten herangezogen und ihn nach seinen Lieblingsliedern gefragt. Darunter waren Goldstücke wie „Jumper Freestyle“ und „Pablo Pikachu“—die mir tatsächlich in zwei Tagen intensivem Hören nicht untergekommen sind. Danke für die Tipps! Und soviel auch zu der Frage, ob es denn überhaupt soviele Lieder von ihm gibt. Ich habe drei Tage nichts anderes gehört und finde auf YouTube immer noch endlos viele Videos, die ich noch gar nicht kenne.

Später habe ich noch einen anderen Artikel geschrieben und bemerkt, dass das Money Boy-Vokabular bei mir schon ziemlich eingesickert ist. Das Ende dieses Projektes war also eh schon an der Zeit—man will ja keine bleibenden Schäden davon tragen. Wie bei allem, kommt es auch hier auf die Dosierung drauf an. Am Heimweg vom Büro hab ich mich dann gefragt, ob der Opa gegenüber von mir in der U-Bahn wohl auch gerne minderjährigen Fickhuren und Cheese auf seinen Nachos hat. Nais. Da brauchte ich schnell noch „Meine Mami liebt mich“, um das wieder aus meinem Kopf zu bekommen. Zuhause hab ich dann noch ein letztes Mal meine Lieblingslieder (unter anderem natürlich „Beste Leben“) gehört und mich an die Zeit von vor drei Tagen zurückerinnert, als ich noch jede Musik hören konnte.

Fazit

Wie bei jeder Liebe hat es zwar zwischenzeitlich ein bisschen gekriselt, aber wir haben es auch durch die schweren Zeiten geschafft. Wobei über die minderjährigen Fickhuren sollten wir nochmal reden. Ich ziehe aber meine $-Kappe vor dem Boy und seinen Reimen und freu mich auf das Konzert im Oktober. Er hat jetzt definitiv ein Fan-Girl mehr.

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